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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Schrift? Und der Versucher führte ihn auf einen Berg und zeigte ihm alle Schätze der Erde.
    »Fünf Millionen Dollar waren es, die er mir zeigte. Und ich unterlag… unterlag? Nein, ich unterlag nicht. Der gleißende Glanz des ungeheuren Goldbergs blendete mich einen Augenblick. Einen Augenblick… dann wäre der gleißende Glanz verglommen. Einen Augenblick… da kam sie – Juanita –, von ihm geschickt!«
    Er preßte die geballten Fäuste vor die Augen. Sein Atem ging keuchend. Auch das… wie war das möglich gewesen, wie kam es, daß er, daß sein kühler, klarer Verstand dem Girren dieses Weibes unterlag?
    Mit einem jähen Ruck warf er sich in die Höhe. Mit einem Satz war er am Fenster, riß es auf. Seine Fäuste krampften sich um das leere Kreuz. Ein Ruck, ein Sprung, und er wäre draußen. Die Wachtposten davor… er schlüge sie nieder oder stürbe von ihren Kugeln. Seine Sehnen spannten sich zum Sprung.
    Nein! Die Hände glitten nieder. Wo blieb dann seine Rache an ihm? Rache für alles, was er erduldet. Die Gerichtssitzung, er konnte sie nicht erwarten. Da würde er sprechen… In der öffentlichen Sitzung. Die volle Wahrheit. Alles so, wie es gekommen. Rückhaltlos würde er da die Wahrheit sagen. War’s auch sein Verderben… der andere mußte mit.
    Der Schlüsselbund des Schließers. Er kannte den rasselnden Klang. Was wollte er jetzt?
    »Eine Dame, Mr. Smith, will Sie sprechen.«
    Eine Dame? Sein Atem stockte… Juanita? Was er gedacht, hatten seine Lippen geschrieen.
    »Juanita!«
    »Ja, Mr. Smith, ich bin es. Sie erwarteten mich… wie es mich zu Ihnen trieb.«
    Der Schließer war hinausgetreten. Der Schlüssel drehte sich im Schloß. Die beiden standen sich gegenüber. Sekundenlang. Dann schritt sie auf ihn zu… näher… näher, bis ihre Körper sich berührten. Ihre beiden Hände legten sich auf seine Schultern. Ihr Mund schob sich an sein Gesicht heran.
    »James! Sie erwarteten mich… erwarteten mich heute… gestern… vorgestern… an all den Tagen, die man Sie hier gefangen hielt. Ich weiß es, ich wußte es… Ich wollte kommen. Täglich wollte ich kommen. Es ging nicht. Aber jetzt bin ich da. Jetzt bin ich bei Ihnen, James.«
    Smith stand starr. Langsam hoben sich seine Arme zu ihrem Gesicht. Die massigen Hände umklammerten den schmalen Kopf, seine Augen bohrten sich in ihre, drohend, fragend…
    »Juanita!«
    Das Wort, es rang sich aus tiefster Brust herauf. Sie schloß sekundenlang die Augen. Die versteckte Drohung, die im Ton des Wortes lag, spürte sie, ihr Herz bebte… diese Hände… ein Druck, und er würde sie zerquetschen.
    »James!« flehte sie in Todesangst.
    Seine Hände ließen los, glitten an ihr nieder, faßten ihre Hände.
    »Juanita!« Wie ein Schrei aus tiefster Not brach es aus seiner Brust. Seine hohe Gestalt sank zusammen. Seine Hände umklammerten sie.
    »Juanita! Du warst es, die mich zwang. Du zwangst mich. Jeden Tag, jede Stunde, die seitdem vergangen, schrie es mir zu. Deine Hand war’s, die mich leitete, die meine Hand führte… Ich versinke… ich kann nicht mehr… rette mich… führe mich hinaus, wie du mich hineintriebst!«
    Juanita stand da, ihre Blicke dem kleinen Fenster, dem Tageslicht zugewandt. Ihre Hände krampften sich in ihre Brust.
    Da war er wieder in ihrer Gewalt! Doch kein Gefühl des Triumphes in ihr! Helfen? Sie? Dem Versinkenden? Sie, die selbst versank in Not und Qual? Nein! Ihre Hände schlug sie vors Gesicht…Ihre Aufgabe… diesen Mann stark machen! Daß er festblieb vor dem Gerichtshof! Ein Schrei brach aus ihrem Munde. War’s Lachen… war’s Weinen? Und dann kam es wieder… der Feind… der böse Husten. Die schlanke, schmale Gestalt bebte unter seinen Erschütterungen. Bebte, daß James seine Hände sinken ließ, sich aufrichtete und sie anstarrte. Was war das? Was war mit ihr? Die zarte Gestalt zitterte und krümmte sich in schwerstem Schmerz.
    Die eine Hand an das schlagende Herz gepreßt, die andere vor die zuckenden Lippen… die fiebrig glänzenden Augen halb geschlossen…
    Dieser Anblick war zuviel für ihn.
    Vergessen war alles, was ihn die Tage und Nächte gemartert hatte. Vergessen Ruf und Ehre… Vergessen sein Feind.
    Juanita! Sie allein zählte. Nichts anderes mehr!
    Mit einem Sprung war er bei ihr. Er trug sie zum Lager, bettete sie, streichelte ihr Gesicht. Seine Lippen stammelten wirre Worte…
    »Die Besuchsstunde ist vorüber.«
    Der Schließer stand vor ihnen. Von Smiths Arm geleitet, schritt Juanita

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