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Atme nicht

Atme nicht

Titel: Atme nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer R. Hubbard
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Gesichtsausdruck zu bedeuten hatte. Ich konnte das Gefühl nicht loswerden, dass sie nach etwas suchte, obwohl mir schleierhaft war, wonach.
    »Im Vergleich zu dir sind meine Brüder die reinsten Chaoten. Aber das sind sie eigentlich auch im Vergleich zu jedem anderen.«
    Das Einzige in meinem Zimmer, was sie auf keinen Fall sehen durfte, war das Päckchen im obersten Regal meines Wandschranks. Ich überlegte, wie ich sie davon fernhalten konnte – als schuldete ich ihr eine Erklärung, warum sie nicht in jede Schublade und in jede Ecke gucken durfte. Doch sie warf nur einen flüchtigen Blick auf die halb offene Schranktür. Anscheinend waren meine Klamotten nicht so fesselnd wie unsere Mopps und Besen, sodass sie darauf verzichtete, den Schrank zu inspizieren. Ich atmete erleichtert auf.
    Sie hob die Jalousie ein Stück an und spähte nach draußen. »Dein Zimmer gefällt mir. Du bist ein echter Glückspilz.«
    Die einzige Tür, die ich nicht für sie öffnete, war die zum Arbeitszimmer meiner Mutter. Abgesehen von dem Problem, Mom ein Mädchen vorzustellen, an dessen Namen ich mich nicht erinnern konnte, wollte ich uns beiden die ganze Fragerei unter der Überschrift Und wer ist Ryans kleine Freundin? ersparen. Meine Mutter schaffte es, jeden so lange auszuquetschen, bis sie über sein gesamtes Leben Bescheid wusste, inklusive der Blutgruppe und der Namen der Lehrer im ersten Schuljahr. Deshalb sagte ich: »Da drinnen arbeitet meine Mutter.«
    Kents Schwester legte das Ohr an die Tür. »Tatsächlich?«, flüsterte sie. »Ich hör gar nichts.«
    Ich lachte. »Sie sitzt am Computer. Was soll’s denn da zu hören geben?« Einen Moment lang überlegte ich, ob sie mich jetzt verdächtigte, da drinnen zerstückelte Leichen oder so versteckt zu haben. Ich konnte mir gut vorstellen, was die anderen in der Schule sagen würden, wenn Kents Schwester ihnen erzählte, bei uns gebe es eine geheimnisvolle Tür, die immer verschlossen blieb. Doch sie zuckte bloß die Achseln und trat von der Tür weg.
    Im Souterrain beendeten wir den Rundgang. »Meine Fresse«, sagte sie, »das sieht ja aus wie in einem Fitnessstudio. Trainierst du an all diesen Geräten?«
    »Früher schon, besonders auf dem Laufband. Jetzt macht das hauptsächlich meine Mom.«
    Kents Schwester schlängelte sich zwischen den Geräten durch und setzte sich auf die Rudermaschine. »Hey, wollen wir über den Pazifik rudern?« Nachdem sie ein paar Schläge mit den Rudern gemacht hatte, sah sie zu mir hoch. »Wie kommt es, dass du diese Dinger nicht mehr benutzt?«
    Ich strich mit der Hand über das Display des Laufbands. »Vor ungefähr einem Jahr hab ich Drüsenfieber bekommen. Da musste ich eine Weile mit allem aufhören. Vorher hab ich Baseball gespielt und bin gejoggt … und danach hab ich nie wieder damit angefangen.«
    »Drüsenfieber«, wiederholte sie, als vergliche sie dieses Wort mit den Gerüchten, die sie über mich gehört hatte. Ihre Augen waren blassgrau, fast so hell, dass man hindurchsehen konnte.
    »Ja«, erwiderte ich lässig. »Drüsenfieber.«
    Sie stand auf und steuerte auf die hintere Wand zu, wo sich eine Bar befand, die wir nie benutzten. Bei unserem Einzug hatten meine Eltern die Vorstellung gehabt, hier unten regelmäßig Partys zu veranstalten. Ich wusste nicht, wer ihnen diesen Floh ins Ohr gesetzt hatte, denn vorher hatten sie nie Partys gegeben. Und jetzt fanden auch keine statt. Kents Schwester setzte sich auf einen Barhocker, schlug die Beine übereinander und winkelte den Arm so an, als halte sie ein Weinglas in der Hand. Dann schlang sie sich eines der Handtücher wie eine Nerzstola um die Schultern.
    »Entzückend, Darling«, säuselte sie und schwenkte das imaginäre Glas hin und her. »Gießt du mir bitte noch einen Drink ein?«
    Ich trat hinter die Bar. »Der Alk ist weggeschlossen. Viel ist sowieso nicht da. Aber du kannst jede Menge Tonicwater haben.«
    Sie streckte die Zunge raus und tat so, als ob sie würgte.
    »Ja, ich weiß«, sagte ich. »Das Einzige, was ich an Tonicwater mag, ist, dass es bei Schwarzlicht blau aussieht.«
    Sie lehnte sich gegen den Tresen und spielte am Handtuch herum. »Hattest du wirklich Drüsenfieber?«
    »Ja.«
    »Ich hab gehört, du warst im Krankenhaus.« Sie blickte an mir vorbei und betrachtete die smaragdgrüne Wodkareklametafel, die meine Eltern an die Wand gehängt hatten, um die richtige Baratmosphäre hinzubekommen.
    »Stimmt«, sagte ich. »Aber nicht wegen Drüsenfieber.«
    Sie

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