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Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Titel: Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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jüngster Roman, über einen Detektiv, dessen Porträt zum Teil auf seinem ehemaligen Universitätsprofessor Joseph Bell beruhte, nach dem Erscheinen in
Beeton’s Christmas Annual
eher enttäuschend rezensiert worden war … Er versuchte, sich wieder auf das Tischgespräch zu konzentrieren. Gill, der irische Parlamentsangehörige, stellte gerade den Satz in Frage, wonach das Glück von Freunden einen selbst unzufrieden mache.
    Als er dies hörte, erschien ein Funkeln in Wildes Augen. »Als Satan«, erwiderte er, »einmal die Wüste durchquerte, gelangte er an einen Ort, wo ein paar kleine Teufel gerade einen heiligen Eremiten quälten. Der Mann wies ihre bösen Einflüsterungen mühelos zurück. Satan sah zu, wie ihre Bemühungen fehlschlugen, dann trat er vor, um ihnen eine Lektion zu erteilen. ›Was ihr da tut, ist zu grob‹, sagte er. ›Gewährt mir einen Augenblick.‹ Und damit flüsterte er dem Heiligen zu: ›Dein Bruder ist gerade zum Bischof von Alexandria ernannt worden.‹ Sogleich verdunkelte ein Ausdruck bösartigen Neids das ruhig-heitere Gesicht des Eremiten. ›Das‹, sagte Satan zu seinen Teufelchen, ›ist genau das, was ich euch empfehle.‹«
    Stoddart und Gill lachten aus vollem Herzen, dann entspann sich ein Streitgespräch über politische Fragen. Wilde wandte sich Doyle zu. »Sie müssen es mir verraten: Werden Sie für Stoddart ein Buch schreiben?«
    »Ich glaube schon. Tatsächlich habe ich bereits mit der Arbeit an einem neuen Roman begonnen. Ich habe mir überlegt, ihm den Titel
Ein verhedderter Strang,
vielleicht auch
Das Zeichen der Vier
zu geben.«
    Entzückt legte Wilde die Hände zusammen. »Mein lieber Freund, das ist eine wundervolle Nachricht. Ich hoffe doch, dass es sich dabei um eine weitere Holmes-Geschichte handelt.«
    Doyle sah ihn verwundert an. »Wollen Sie damit sagen, Sie haben
Eine Studie in Scharlachrot
gelesen?«
    »Mein lieber Junge, ich habe den Roman nicht gelesen. Ich habe ihn
verschlungen.
« Wilde griff in seine Weste und zog die ›Ward, Lock & Co.‹-Ausgabe mit ihrer vage orientalischen Schrift hervor, die gerade so
en vogue
war. »Ich habe ihn sogar ein zweites Mal gelesen, als ich hörte, dass Sie heute Abend mit uns dinieren.«
    »Sie sind sehr freundlich«, sagte Conan Doyle, dem keine bessere Antwort einfiel. Er war überrascht und dankbar, dass der Fürst der britischen Dekadenz seine Freude an einem bescheidenen Detektivroman hatte.
    »Ich finde, dass Sie mit Holmes die Voraussetzungen für eine großartige Romanfigur geschaffen haben. Aber …« Und hier hielt Wilde inne.
    »Ja?«, sagte Doyle.
    »Am bemerkenswertesten fand ich die
Glaubwürdigkeit
des Ganzen. Die Einzelheiten der polizeilichen Ermittlungsarbeit, Holmes’ Nachforschungen – alles sehr erhellend. In dieser Richtung kann ich viel von Ihnen lernen. Schauen Sie, zwischen mir und der Welt liegt immerzu ein Nebel aus Worten. Um einer Formulierung willen lasse ich jede Wahrscheinlichkeit sausen, und die Gelegenheit zu einem Epigramm lässt mich den Boden der Wahrheit verlassen. Diese Schwäche haben Sie nicht. Und doch … und doch glaube ich, Sie könnten mit Ihrem Holmes noch mehr leisten.«
    »Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie das erläutern könnten«, sagte Doyle.
    Wilde trank einen Schluck Wein. »Wenn er ein wahrhaft bedeutender Detektiv, ein bedeutendes
Ich
werden soll, muss er exzentrischer sein. Die Welt braucht keinen weiteren Sergeant Cuff oder Inspektor Dupin. Nein, sorgen Sie dafür, dass sein Menschsein der Größe seiner Kunst nachstrebt.« Er hielt kurz inne, dachte nach und strich gedankenverloren über die Orchidee, die aus seinem Knopfloch hing. »In
Scharlachrot
nennen Sie Watson ›äußerst faul‹. Meiner Ansicht nach sollten Sie die Tugenden der Zerstreuung und des Müßiggangs auf Ihren Romanhelden übertragen, nicht seinen Botenjungen. Und machen Sie Holmes reservierter. Schreiben Sie nicht
Entzücken zeichnete sich auf seinen Gesichtszügen ab,
lassen Sie ihn auch nicht in
lautes Lachen ausbrechen.
«
    Doyle errötete, als er die klischeehaften Formulierungen wiedererkannte.
    »Sie müssen ihn mit einem Laster ausstatten«, fuhr Wilde fort. »Tugendhafte Menschen sind so banal.« Er hielt erneut inne. »Nicht nur mit einem Laster, Doyle, sondern mit einer
Schwäche.
Lassen Sie mich nachdenken – ah, ja! Ich erinnere mich.« Er schlug sein Exemplar von
Eine Studie in Scharlachrot
auf, blätterte schnell darin, fand eine Stelle und begann,

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