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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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gewässert werden. Alle Wasserfässer bis an den Rand füllen, wobei ich euch zuliebe davon ausgehe, dass das schon geschehen ist.
Primus pilus
, du erstattest mir Bericht auf dem Westtor. Kein Herumlaufen, kein Schwätzen.»
    «Sollen die Truppen auf der Westmauer konzentriert werden, Herr?»
    «Falls sie bereits Margus eingenommen haben, werden sie so dumm nicht sein. Die Truppen sollen sich gleichmäßig ringsum auf den Mauern verteilen.»
    Alsdann begab sich Sabinus die steinerne Wendeltreppe hinab in die untere Wachstube, wo er zu seiner Genugtuung alle Mann in eindrucksvoller, schweigsamer Geschäftigkeit antraf. Bis auf einen bedauernswerten Grünschnabel von einem Rekruten, der einen Haufen Schleuderbleie so ungeschickt zu einer Pyramide aufgetürmt hatte, dass die Bleie in alle Richtungen davonkullerten, als Sabinus daran vorbeistampfte. Also stauchte er den Jüngling nach Strich und Faden zusammen und befahl ihm, von Neuem anzufangen.
    «Sogar die Ägypter bringen es fertig, Pyramiden zu bauen, Bursche!», herrschte er den zitternden Neuling an. «Dabei treiben es diese Strolche mit ihren eigenen Schwestern und beten Katzen als Götter an!»
    * * *
    Der Legat kehrte wieder an seinen Posten auf dem linken Turm des Westtors zurück, zusammen mit seinem unfähigen Optio, und sie blickten hinaus in den Sonnenuntergang, der eine Spur zu grell war, zu rot. Knapp über dem Horizont, lediglich zwei Stunden Eilmarsch entfernt, brannte Margus noch immer. Die lodernden Flammen vermischten sich mit dem Glühen der versinkenden Sonne.
    «Ein ernstzunehmender Einfall, wie es scheint, Herr», sagte sein Optio.
    Das Südtor war geöffnet worden, und Angehörige der bäuerlichen Grenzsoldaten strömten herein: Frauen mit Säuglingen auf dem Arm, betagte Eltern, muntere Kinder mit staunend aufgerissenen Augen, die eher aufgeregt als verängstigt wirkten. Sie alle suchten Zuflucht in den starken, verlässlichen Armen des gewaltigen Kastells. Gott schütze sie.
    Lautlos tauchte Tatullus auf der Turmplattform auf. Legionär
primus pilus
 – erster Speer –, sein ranghöchster Zenturio. Gott sei Dank, dass er ihn wenigstens hatte. Obwohl schon hoch in den Vierzigern, hatte er kein Gramm Fett am Leib, aber sehnige, muskulöse Beine und einen breiten Brustkorb, vor dem er jetzt die Arme verschränkt hatte. Sein hartes, wettergegerbtes Gesicht mit der knochigen Nase und den tief liegenden, ungerührten Augen wurde schon jetzt kampfbereit umrahmt durch den schlichten, eng anliegenden Helm mit der langen, düster wirkenden Nasenschiene und die am Helm befestigte Kettenbrünne, die schützend seinen Hals umgab. Ein ausgezeichneter Soldat, wahrlich keine Selbstverständlichkeit in diesen schändlichen Zeiten und in einem vernachlässigten Grenzkastell wie diesem.
    Hinter Tatullus standen noch zwei Männer, von denen der eine vor Nässe triefte.
    «Was bist denn du für ein Vogel?», fuhr Sabinus ihn barsch an.
    «Er ist ein Deserteur», sagte Tatullus kalt.
    «Dich habe ich nicht gefragt, Zenturio.»
    So patschnass der Kerl auch war, er zitterte nicht.
    «Ich heiße Anastasius, Herr», sagte der Soldat mit tiefer, heiserer Stimme, die sich anhörte, als würde er regelmäßig mit Kieseln gurgeln. «Aber der Name hat nie so recht zu mir gepasst, das haben mir schon viele bestätigt. Die meisten nennen mich Caestus. Faustriemen.»
    Faustriemen. Sabinus trat näher und musterte ihn genauer. Der Name, so viel stand fest, passte allemal besser zu ihm als Anastasius. Um den fleischigen Unterarm trug er auch jetzt noch seinen
caestus
geschlungen, den dicken, mit Bronzedornen besetzten Lederriemen, der Faustkämpfern zum Schutz ihrer Hände und zur Verstärkung ihrer Schlagkraft diente. Seine Fingerknöchel waren schwarz behaart, und da er sehr lange Arme hatte, fehlte nicht viel, dass sie über den Boden schleiften. Dabei war er ein Hüne, der, wenn er sich voll aufgerichtet hätte, weit über sechs Fuß messen mochte. Zumindest in dieser Hinsicht ein passender Rekrut für die Legio I Italica. Obwohl Sabinus bezweifelte, dass Faustriemen über die erforderlichen familiären Beziehungen verfügte, um Aufnahme in diese überaus exklusive Legion zu finden. Außerdem würde er vermutlich die Kavalleriepferde scheu machen und helle Panik unter ihnen auslösen.
    Mit seinen massigen, muskelbepackten Schultern, deren eine etwas tiefer hing als die andere, sah er beinahe aus wie einer mit Buckel, er wirkte dabei aber so kräftig wie ein

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