Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
Vom Netzwerk:
Legion mit Erinnerungen aus über fünf Jahrhunderten, die seit Trajans Zeiten hier an der Donau in Moesia stationiert ist. Vier lange Jahrhunderte seit der Kreuzigung Christi.
    Gallus Sabinus, Legionslegat, langgedienter Veteran etlicher Grenzscharmützel, auch wohlvertraut mit Stumpfsinn und Langeweile, die fest zum Dienst an der Grenze gehören, ein bulliger Kahlkopf mit wulstigem Stiernacken und feistem, stattlich gewölbtem Bauch, doch noch immer mit ausreichend Muskelkraft in den Armen, um einen zentnerschweren Sandsack ohne erkennbare Mühe über seinen Kopf stemmen zu können. Er sitzt an seinem wackligen, tintenfleckigen Schreibtisch aus Holz und geht beim Schein einer flackernden Öllampe die monatliche Ausgabenliste des Quartiermeisters durch. Nur noch drei Mal müsste er sich mit derlei staubtrockener, nervtötender Verwaltungsmaterie herumplagen. Nur noch drei Monate, dann würde er sich auf seinem Weingut in Thrakien zur Ruhe setzen, in seiner hübschen kleinen Villa dort mit Innenhof, Springbrunnen und allem Drum und Dran, sogar ein Fußbodenmosaik gab es, leider reichlich laienhaft ausgeführt von einem Stümper aus der Gegend, die Darstellung eines Delphins erinnerte ihn eher an einen feisten Aal. Seine Domitilla aber war ungeheuer stolz darauf und ließ es sich nicht nehmen, es jeden Morgen in aller Frühe sauberzufegen. Die Frau, die er kaum kannte, seine Gattin Domitilla: scharfzüngig, mit ausladendem Hinterteil und stets frostiger Miene, doch alles in allem eigentlich recht brauchbar.
    Er beugte sich vor, und der Schreibtisch kippelte. Eines Tages würden sie es vielleicht noch schaffen, dem Ding zu vier gleich langen Beinen zu verhelfen.
    Seine Männer würden ihm fehlen. So übel waren sie nicht, für einen so wahllos zusammengewürfelten Haufen
limitanei
: Grenzwölfe. Dalmatier, Illyrer, Thraker, Teutonen, wahrlich eine bunte Truppe. Aber Sabinus sorgte gut für seine Leute. Er war kein von oben ernannter Technokrat aus einer vornehmen Senatorenfamilie – freudlose Posten an den äußeren Reichsgrenzen waren in jenen Kreisen ohnehin längst verpönt –, sondern selbst Soldat durch und durch und stolz auf die Tradition der Siebten. Gewiss, die Truppen der mobilen Feldarmee heimsten heutzutage den meisten Lorbeer ein, waren die erklärten Lieblinge der Generale, bildeten sie doch eine Elitestreitmacht, die jederzeit an jeden beliebigen Ort in Marsch gesetzt werden konnte, um drohende Barbareneinfälle abzuwehren. Die Grenzwölfe dagegen waren dauerhaft hier draußen stationiert, unterzogen sich tagein, tagaus beharrlich ihren militärischen Übungen, hielten ihre Waffen instand und waren auf den Tag X gefasst. Sie waren weniger als früher, die Rationen waren dürftiger und die Ausrüstung war deutlich schlechter, aber stolz konnten sie sich nach wie vor eine Legion nennen, mitsamt Adlerfeldzeichen und der Standarte mit dem Stier, die allen Legionen Caesars gemeinsam war. So harrten sie der Barbaren, die da kommen mochten.
    Während der letzten Jahre hatte Sabinus getan, was er nur konnte. Auf den Sold der Männer konnte er zwar keinen Einfluss nehmen, doch er hatte sie gedrillt und geschult und Feldübungen eingeführt, an denen sie nach anfänglichem Murren am Ende sogar Gefallen fanden. Die Bewaffnung der Soldaten und auch die Artillerie auf den Wällen waren bestens in Schuss. Was die Mauern selbst betraf, so hoffte er nur, dass sie weiter halten würden. Besonders die Porta Praetoria hatte einen bedenklichen Riss, der sich durch den gesamten linken Turm vom Boden bis hinauf zu den Zinnen zog. Eines Tages würde der Präfekt seinen dicken Hintern in Bewegung setzen und einen vollständigen Neubau veranlassen müssen, oder vielleicht würde man sogar im fernen Konstantinopel erkennen, dass das alte Kastell längst einmal wieder gründlich instand gesetzt werden musste.
    Bis dahin, noch drei Monate …
    Er blickte auf. «Nun?»
    Der Optio stand unsicher vor ihm im Halbdunkel. «Margus brennt noch immer, Herr.»
    Sabinus legte seinen Stift aus der Hand, lehnte sich im Stuhl zurück und deutete sich auf die Augen. «Was ist das hier, Optio?»
    «Eure Augen, Herr.»
    «Richtig. Und mit denen kann ich sehen, dass Margus immer noch brennt, genauso wie ich sehen kann, dass du noch immer ein nichtsnutziger Trottel bist. Mit ‹nun› habe ich gemeint: Was gibt es Neues?
Warum
brennt es noch immer?»
    «Das entzieht sich unserer … will sagen, die Reiter sind noch nicht zurück,

Weitere Kostenlose Bücher