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Auch Engel Moegens Heiss

Auch Engel Moegens Heiss

Titel: Auch Engel Moegens Heiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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bekam und ihn damit zu Fall brachte. Weil die Hände auf seinem Rücken gefesselt waren, konnte sich Nolan nicht abfangen, sondern landete mit dem Gesicht voran in dem groben Asphalt des Parkplatzes und schürfte sich die Haut bis aufs Blut auf. Schleim und Blut strömten aus seiner gebrochenen Nase, als die beiden Polizisten ihn wieder auf die Füße zerrten. »Sykes«, sagte er noch mal, doch sein Mund war voller Blut, sodass er kaum zu verstehen war.

    Mit angewiderten Gesichtern, als müssten sie etwas Ekelhaftes mit ansehen, traten die Stadtratsmitglieder beiseite, während er durch die Tür in die Wache geschleift wurde. Temple Nolan suchte fieberhaft nach einer Bemerkung, die sie wieder versöhnen würde, nach einer seiner einstudierten Floskeln, die er schon hundertmal angebracht hatte und die jedes Mal die gewünschte Reaktion hervorrief, aber ihm wollte einfach nichts einfallen.
    Ihm wollte einfach nichts einfallen.

26
    Es war fast drei Uhr früh. Ein Einsatzkommando aus mehreren Departments wartete in der Dunkelheit auf die Übergabe der jungen Russinnen. Polizisten aus Hillsboro, Deputies der Sheriffbüros aus dem Madison County sowie dem Jackson County, Beamte des FBI und der Einwanderungsbehörde hatten sich hinter Bäumen, Büschen, dem Propangastank und jedem anderen sich bietenden Sichtschutz verschanzt. Sie hatten die Einsatzfahrzeuge weit weg geparkt und waren mehr als eine Meile über ein Feld gewandert, bis sie den Wohnwagen erreicht hatten.
    Glenn Sykes war schon dort, um dieselbe Rolle zu spielen wie immer. Falls irgendwer anders dort gewartet hätte, um die Lieferung zu übernehmen, hätte der Lasterfahrer wahrscheinlich Lunte gerochen; und da er bewaffnet war, wollte ihn niemand verschrecken. Die Mädchen hinten im Laster hatten auch so schon genug durchgemacht, ohne dass sie dem Risiko eines Querschlägers ausgesetzt wurden.
    Jack lag unter einer riesigen Fichte, in schwarze Sachen gehüllt, die mit den Nachtschatten verschmolzen. Normalerweise hielten sich die Vorgesetzten bei solchen Einsätzen im
Hintergrund, aber diesmal wollte niemand auf seine Erfahrung verzichten. Sykes’ Schilderungen zufolge kam der Fahrer normalerweise allein, aber die Russinnen waren so teuer gewesen, dass Philipps einen zusätzlichen Mann geordert hatte, um sicherzugehen, dass nichts schief lief. Den beiden Männern standen zwar fünfzehn Polizisten gegenüber, trotzdem bestand die Möglichkeit, dass einer von ihnen durchdrehte; Scheiße, davon konnte man praktisch ausgehen, wenn nicht alles wie am Schnürchen klappte und die Gesetzeshüter die beiden Bewacher überwältigt hatten, ehe die noch recht wussten, wie ihnen geschah.
    In Jacks Armen lag ein schwarzes Gewehr. Er wusste genau, wie viel Druck er ausüben musste, um den Abzug auszulösen, und wie stark der Rückschlag ihn treffen würde. Er hatte schon tausende von Patronen durch den Lauf der Waffe gejagt; er kannte sie in- und auswendig, ihren Geruch, ihr Gewicht, ihre Eigenheiten. Sie war ihm wie eine alte Freundin, aber wie sehr er sie wirklich vermisst hatte, hatte er erst bemerkt, als er sie aus seinem Waffenschrank geholt und in seinen Armen gehalten hatte.
    Sykes war in seinem Trailer, hatte die Lichter eingeschaltet und schaute fern. Sie hatten den Wohnwagen sorgfältig durchsucht, um sicherzugehen, dass er keine Verbindung zu dem Fahrer aufnehmen konnte, aber Jack war überzeugt, dass Sykes nicht einmal angerufen hätte, wenn ein Dutzend Telefone in seiner Bude gestanden wären. Er hatte ganz nüchtern entschieden, seine Verluste zu begrenzen, indem er mit ihnen kooperierte. Er würde sich an die getroffene Abmachung halten. Der Staatsanwalt hatte beinahe Freudentränen über das Beweismaterial vergossen, das Sykes ihm angeboten hatte, und mit ihm einen Deal ausgehandelt, den Sykes einfach nicht ausschlagen konnte. Er würde nicht einmal sitzen müssen; er würde mit fünf Jahren Bewährung wegkommen, was für einen Mann wie Sykes weniger als nichts war.

    In der Ferne hörten sie über der Kakophonie der Frösche, Grillen und Nachtvögel einen Motor aufheulen. Jack spürte, wie ihm das Adrenalin in die Adern schoss, und gab sich alle Mühe, ruhig zu bleiben. Es wäre nicht klug, sich in die Sache hineinzusteigern.
    Der Laster, ein sechssitziger Ford Pick-up mit einem Campingaufsatz auf der Ladefläche, bog in die Schottereinfahrt, und im selben Moment schaltete der Fahrer die Scheinwerfer aus. Es gab keinerlei Signal, kein Gehupe, kein kurzes

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