Auf den Spuren der Nahtoderfahrungen - gibt es eine unsterbliche Seele?
lassen.Nur wäre es gut,wenn die Theologen ihren Streit um das „leere Grab“ beendeten; er betrifft nicht das Wesen und die Gestalthaftigkeit des Auferstandenen.
Wenden wir uns noch einer letzten Frage zu, die sich immer wieder aufdrängt, obwohl sie die Grenzen, die unseren letztlich diesseitigen Perspektiven gesetzt sind, weit überschreitet, aber Gegenstand von Theologie ist:Was geschieht eigentlich im „Alltag“ des Jenseits? Die kitschigen „Engelchen auf Wölkchen“ haben oft diese Frage verzerrt. Nahtododer Nachtodbegegnungen, wie wir sie betrachtet haben, sind Ausnahmesituationen, wenn auch die „wunderbaren Landschaften“, die gehörte Musik und vor allem das euphorisch erlebte Licht so etwas wie einen „Blick durch das Schlüsselloch“ anbieten.
Konkret ist die Aussage vom Fegefeuer, die aus einer historischen Entwicklung heraus längere Zeit im katholischen Raum gelehrt wurde und der wir nicht folgen möchten. Immerhin schlagen manche Gelehrte, so der protestantische Theologe Jürgen Moltmann, eine bedenkenswerte Alternative vor: Die erste Phase nach dem Tod bietet die Möglichkeit, Unvollendetes zu vollenden, heil zu werden, eine Chance zu erhalten, die auf Erden nicht existierte. Das klingt zweckhaft, opportunistisch.Warum sollte es aber deshalb nicht Wahrheit sein und Gott Gemöß als dem Inbegriff von Gerechtigkeit und Liebe? Moltmann wörtlich:
„Bedenke das Leben derer, die nicht leben durften und nicht leben konnten: das geliebte Kind, das bei der Geburt starb, der Junge, der mit vier Jahren von einem Auto überfahren wurde; der behinderte Bruder, der nie bewusst gelebt hat und seine Eltern nicht kannte, der Freund, den mit sechzehn Jahren eine Bombe neben dir zerriss; die vielen Kinder in Afrika, die aus Hunger vor ihrer Zeit sterben; die unzähligen Menschen, die vergewaltigt, ermordet und getötet worden sind. Gewiss kann ihr Leben große Bedeutung für andere gewinnen. Doch wo und wie wird ihr eigenes Leben vollendet? Kann ihr Leben nach ihrem Tod irgendwo geheilt, ergänzt, ausgelebt und vollendet werden?
Die Vorstellung, dass mit ihrem Tod ,alles aus' ist, Würde die ganze Welt in Absurdität stoßen, denn wenn ihr Leben keinen Sinn hat, hat dann unser Leben einen?“
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Einer der wenigen Anhaltspunkte für dieses Heilwerden ist die Schmerzfreiheit, die kranke Menschen im Nahtoderlebnis spüren. – Was sonst alles im jenseitigen Sein geschehen wird, auch Rechenschaft, Gericht, wir wissen es nicht im Einzelnen. Aber die unsagbare Liebe, die in Nahtodbegegnungen erfahren wird, entspricht der befreienden Botschaft der Liebe, die Kernaussage der christlichen Auferstehungshoffnung ist.
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Meier, C.A. (Hg.), Wolfgang
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