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Auf der Spur des Hexers

Auf der Spur des Hexers

Titel: Auf der Spur des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Die Meldung selbst indes war eine Enttäuschung: nichts als eine kurze, im Grunde nichts sagende Notiz, das sonderbare Verschwinden eines honorigen Professors der örtlichen Universität betreffend; kein Wort vom Verdacht eines Verbrechens, geschweige denn irgendwelche Ermittlungen H.P. betreffend.
    »Das ist nicht unbedingt das, was Sie erwartet haben, wie?«, fragte Asthon-Smythe, der bei ihm stehen geblieben war und ihn die ganze Zeit über nicht aus dem Auge gelassen hatte.
    Andara lächelte matt. »Wie kommen Sie darauf?«
    Asthon-Smythe zuckte mit den Achseln. »Man bekommt ein gewisses Gefühl im Laufe der Zeit«, antwortete er, »wenn man wie ich davon lebt, Neuigkeiten zu verbreiten. Sie sind nicht der erste, der sich für die Sache interessiert. Erst vor drei Monaten war jemand hier und hat ganz genau die gleichen Fragen gestellt.«
    »Jemand?«
    Asthon-Smythe nickte, lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen gegen den Türrahmen – und gab Andara eine so genaue Personenbeschreibung H.P.s, als lese er sie von einer Daguerrotypie ab. »Er schien so enttäuscht wie Sie«, schloss er mit einem Lächeln, das nach einer Gegenleistung für seine großzügige Informationsbereitschaft forderte. »Und er interessierte sich genauso für alles, was damals passiert ist.«
    »Und … was war das?«, fragte Andara stockend. Er war verwirrt. H.P. sollte hiergewesen sein, in aller Offenheit? Ganz automatisch wollte er den Folianten wieder aufschlagen, aber Asthon-Smythe schüttelte mit einem neuerlichen Lächeln den Kopf, drehte sich plötzlich herum und verschwand und kam wenige Augenblicke später mit einer halbvollen Whiskyflasche und zwei nicht gerade sauberen Gläsern wieder. »Sie können sich die Arbeit sparen nachzuschlagen«, sagte er, während er Andaras Glas einen Finger breit und sein eigenes bis dicht unter den Rand füllte. »Steht nichts drin. Es gab gewisse Kreise, die damals nicht an einer Veröffentlichung interessiert waren.«
    »Gewisse Kreise?« Andara nahm sein Glas, suchte nach einer halbwegs sauberen Stelle und nippte vorsichtig daran, als der Alte ihm zuprostete. Der Whisky brannte wie Säure auf seiner Zunge und schmeckte nach dem, was er wahrscheinlich auch war – praktisch unverdünnter Alkohol, der wohl in irgendeiner privaten Brennerei in den Arkham umgebenden Wäldern entstanden war.
    »Fragen Sie mich nicht nach Namen, Sir«, sagte Asthon-Smythe bekümmert. »Sie würden Ihnen nichts sagen. Aber es waren einflussreiche Leute. Man muss vorsichtig sein, wenn man ein so kleines Blatt wie den Advertiser leitet.«
    »Und es behalten will«, fügte Andara hinzu.
    Asthon-Smythe enthielt sich einer Antwort, aber das Glitzern in seinen Augen sagte genug. Zum Beispiel, dass es nicht seine Schuld wäre, wenn die ganze Geschichte nun im Nachhinein doch in einem Buch oder gar einer der großen New Yorker Tageszeitungen erschien, und – und das vor allem – dass Schadenfreude nun schließlich nicht strafbar sei.
    »Ich kann mich darauf verlassen, dass mein Name nicht erwähnt wird?«, fragte er lauernd.
    »Und der des Advertiser auch nicht«, fügte Andara hinzu. »Es sei denn, Sie legen Wert darauf.« Er nippte wieder an seinem Glas. »Wie würde Ihnen die Formulierung: gewisse wohlinformierte örtliche Kreise gefallen?«
    »Ausgezeichnet«, antwortete Asthon-Smythe und grinste.
    »Erzählen Sie.«
    Asthon-Smythe leerte sein Glas in einem Zug und schenkte sich nach. »War eine üble Geschichte damals«, begann er. »Das Verschwinden des Professors war nur die Spitze des Eisberges. Es sind ein paar sonderbare Sachen passiert. Niemand weiß wirklich etwas Genaues, und die, die Bescheid wissen, lassen sich eher die Fingernägel herausreißen, ehe sie was sagen. Aber es hat ein paar Tote gegeben, und ein paar Leute sind unter sehr sonderbaren Umständen verschwunden, unten in der Nähe von Innsmouth.«
    Andara wurde hellhörig, verbiss sich aber im letzten Moment die Frage, ob dabei etwa rein zufällig der Name Carson gefallen sei. Er hätte Asthon-Smythe mit Leichtigkeit zwingen können, ihm alle Informationen zu geben, die er besaß, aber einen Menschen seines freien Willens zu berauben, war etwas, das er nur im allerschlimmsten Notfall tat. Es war nicht nur unangenehm und unmenschlich, sondern auch entwürdigend – für beide Seiten. Und es war ein durchaus zweischneidiges Schwert, denn Asthon-Smythe würde, wenn er ihn zwang, zwar alle Fragen der Wahrheit nach und in vollem Umfang

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