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Auf der Spur des Hexers

Auf der Spur des Hexers

Titel: Auf der Spur des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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beantworten, aber eben nur seine Fragen. Die Menge der Informationen, die er erhielt, wenn er ihn einfach reden ließ, mochte größer sein.
    »War ein übler Winter damals«, begann Asthon-Smythe, nachdem er das zweite Glas Selbstgebrannten geleert hatte. »Der Schnee lag so hoch, dass die Leute ihre Häuser manchmal nicht mehr verlassen konnten. Eine Menge Viehzeug ist erfroren, draußen auf den Weiden und in den Wäldern. Selbst die Indianer sind weggegangen während der schlimmsten Monate. Weiß aber nicht, ob es wirklich der Schnee war, der sie vertrieben hat.«
    »Was sonst?«
    Asthon-Smythe schürzte die Lippen. »Weiß nicht«, sagte er. »Manche behaupten, dass sich sonderbare Dinge in den Wäldern taten. Dinge, über die man besser nicht redet; und schon gar nicht schreibt. Ich selbst hab nichts gehört oder gesehen, aber die Fallenthorpes, die ein paar Meilen südlich von Arkham leben, schwören Stein und Bein, des Nachts seltsame Laute gehört zu haben. Ein Heulen und Wimmern wie von tausend gequälten Seelen.« Er lächelte entschuldigend ob dieser pathetischen Formulierung und fügte hinzu: »Sind nicht meine Worte, sondern die vom alten Arnes Fallenthorpe. Und er will irgendwas gesehen haben, oben am Himmel. Ein Ding wie ein Vogel mit seltsam zerfransten Flügeln, aber unmöglich groß. Und außerdem schwört er, dass es geschlagene zehn Minuten völlig still in der Luft gestanden hat, ohne dass es auch nur einmal mit den Flügeln gezuckt hätte. Klar hat ihm keiner geglaubt, aber ich hab mit ihm gesprochen, wissen Sie, und ich will verdammt sein, wenn ich jemals einen Menschen getroffen habe, der solche Angst gehabt hätte wie der alte Arnes, als er mir die Geschichte erzählte. Andere wieder sagen, sie hätten Spuren im Schnee gefunden, die unmöglich von einem Mensch oder irgendeinem Tier stammen könnten, von dem man schon einmal gehört hätte.« Er seufzte, füllte sein Glas erneut und nahm einen gewaltigen Schluck. »Keiner weiß, was es wirklich war«, fuhr er fort, »aber Tatsache ist, dass irgendwas in den Wäldern herumschlich, damals in dem Winter, in dem der Professor und die anderen verschwunden sind.«
    »Welche anderen?«, fragte Andara. H.P. hatte nichts von irgendwelchen anderen erzählt.
    »Arnes Fallenthorpe und seine beiden Söhne zum Beispiel«, antwortete Asthon-Smythe. »Die beiden Jungens sind nie wieder aufgetaucht. Den Alten haben sie gefunden, eine Woche später – genauer gesagt das, was von ihm übrig war.« Er zog eine Grimasse. »Muss ein Bär oder ein ganzes Rudel Wölfe gewesen sein, so wie der Kadaver aussah. Seine eigene Frau hat ihn kaum wiedererkannt.«
    Andara schwieg einen Moment. Er war sich noch nicht ganz darüber klar, was er von den Erzählungen Asthon-Smythes halten sollte. Wenn er die Wahrheit sprach – woran eigentlich kein Zweifel bestand –, dann hatte H.P. ihm nur einen sehr kleinen Teil der wahren Geschichte erzählt.
    »Und … der Professor?«
    »Langley?« Asthon-Smythe runzelte missbilligend die Brauen. »War eine komische Sache. Alle dachten, dass es Wölfe gewesen wären, vielleicht auch ein Grizzly, den der strenge Winter in diese Gegend verschlagen hätte. Nur der Professor nicht. Er hat nicht viel gesagt, jedenfalls nicht viel, mit dem man was hätte anfangen können, aber was er sagte, reichte aus, manchen das Blut in den Adern gefrieren zu lassen. Schnüffelte ständig draußen in den Wäldern herum und machte die arme Fallenthorpe ganz krank mit seiner Neugier. Und dauernd machte er diese Andeutungen.« Er hob seine Stimme ein wenig, um die wohl leicht näselnde Aussprache des Professors nachzuäffen. »Andeutungen von gewissen lichtscheuen Elementen, die von Welten jenseits der Wirklichkeit kämen und die unsere äußerst aufmerksam beobachteten. Von Dingen, deren Namen man besser nicht ausspräche, wolle man nicht Gefahr laufen, an Leib und Seele zu Schaden zu kommen. Schließlich wurde es den Leuten zu viel. Ein paar Männer aus der Stadt gingen zur Universität und erklärten dem Dekan, dass sie es nicht mehr hinnehmen würden, wenn er damit fortführe, ihre Kinder und Frauen zu erschrecken. Ich glaube, in Wahrheit hatten sie wohl auch Angst vor dem, was Langley sagte.«
    »Und?«, fragte Andara, als Asthon-Smythe nicht weitersprach.
    »Er bekam gehörig eins reingewürgt vom Dekan«, erklärte Asthon-Smythe grinsend. »Danach wurde es ein wenig besser, wenigstens die erste Zeit. Aber nach einer Weile fing er wieder an, und

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