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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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war.«
    »Völlig richtig. Aber diese Ansammlung wurde vor etwas mehr als fünfzig Jahren von einer Gruppe deutscher Landvermesser besucht. Niemand weiß, warum sie dort waren oder was sich zugetragen hat, aber aus irgendeinem Grund brachen Kampfhandlungen zwischen ihnen und Al-Manat aus.«
    »Der präislamischen Göttin des Schicksals?«
    »Meiner Treu, na so was! Nicht die, alter Freund. Al-Manat war die Anführerin einer Bande weiblicher Guerillakrieger. Gerüchten zufolge war sie Britin, aber ihre wahre Identität ist geheimnisumwittert. Sie gilt als eines der großen Rätsel der Geschichte. Jedenfalls eskalierten die Kampfhandlungen. Sowohl Briten als auch Deutsche schickten immer mehr Truppen hin, und Mzizima wurde zum Bollwerk der Deutschen Ostafrikagesellschaft. Die Schutztruppe wurde dort vor rund vierzig Jahren gebildet und hat die Siedlung rasch erweitert. Sie wurde in Daressalam umgetauft und blüht und gedeiht seither prächtig. Was unsere Leute dieses Wochenende ändern werden.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich meine damit, dass am Samstag die Luftschiffe Pegasus und die Astraea die Stadt in Schutt und Asche bomben werden.«
    Draußen ertönten dumpf weitere Explosionen. Die Häufigkeit der Einschläge nahm zu. Alles bebte. Baker sah sich gehetzt um.
    »Grüne Erbsen«, erklärte sein Gefährte.
    »Das hören Sie allein am Klang?«
    »Ja. Direkte Einschläge wie bei großen Kanonenkugeln. Die gelbe Art explodiert beim Aufschlag und verspritzt giftige Splitter. In Europa sind damit Millionen unserer Leute getötet worden, aber zum Glück gedeihen die Pflanzen in Afrika nicht.«
    Bakers Finger umklammerten die Tischkante. Der andere Mann bemerkte es und beruhigte ihn. »Uns passiert nichts. Sie brauchen ewig, um die Weite richtig einzustellen. Außerdem gehören wir nicht den kämpfenden Truppen an und dürfen im Gegensatz zu den Soldaten hier Schutz suchen. Wir sind in Sicherheit, solange nicht eine dieser Plagen direkt auf uns landet, und die Chancen dafür sind äußerst gering.«
    Er setzte den Kessel auf. Dann saßen sie stumm da und lauschten dem Bombardement, bis das Wasser kochte. Schließlich löffelte der Journalist Teeblätter in eine Kanne und meinte: »Die Rationen sind ziemlich knapp.«
    Baker bemerkte, dass sein Gefährte immer wieder Blicke auf ihn warf. Er verspürte das unerklärliche Verlangen, sich aus dem Licht wegzuducken, aber das ging nicht. Hilflos beobachtete er, wie plötzlich eine Abfolge verschiedener Emotionen über die Züge des anderen Mannes huschte: Neugier, Verwirrung, Erkennen, Ungläubigkeit, Schock.
    Der kleinere Mann blieb stumm, bis der Tee gekocht war. Dann füllte er zwei Blechtassen, gab Milch und Zucker dazu, reichte eine der Tassen Baker, setzte sich, blies Dampf von seinem Getränk und erhob die Stimme über den Lärm der Geschosseinschläge. »Sagen Sie, alter Freund, wann haben Sie sich zuletzt rasiert?«
    Baker seufzte. »Ich wünschte, ich hätte eine Zigarre.« Dann schob er eine Hand in die Tasche, zog die Mohnblume daraus hervor, starrte sie an und hakte abwesend nach: »Was?«
    »Ihre letzte Rasur. Wann war die?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht vor drei Tagen. Warum fragen Sie?«
    »Weil die Stoppeln Ihre Tarnung völlig ruinieren, lieber Freund. Mit Bart oder Schnurrbart werden Ihre Züge sofort erkennbar. Sie sind genauso ausdrucksstark, wie man es berichtet, unbarmherzig und gebieterisch. Herrje, diese düsteren Augen! Diese eisenharte Kieferpartie! Die Narbe auf Ihrer Wange!«
    »Was schwafeln Sie da?«, herrschte Baker ihn an.
    »Ich rede von etwas, das vollkommen unmöglich und gänzlich unglaublich ist   – aber zugleich absolut offensichtlich und unbestreitbar!« Der Journalist grinste. Mittlerweile musste er brüllen   – das Bombardement bestürmte ihre Ohren unbarmherzig. »Lassen Sie’s gut sein. Leugnen hat keinen Zweck, Sir. Ich bin kein Narr. Es steht außer Frage, dass Sie jemand anderer sein könnten, obwohl es keinerlei Sinn ergibt, dass Sie sind, wer Sie sind.«
    Baker starrte ihn finster an.
    Der andere Mann rief: »Würden Sie es mir erklären? Ich versichere Ihnen, ich bin außergewöhnlich aufgeschlossen und kann ein Geheimnis bewahren, falls Sie es mir als Bedingung auferlegen. Mein Redakteur würde mir ohnehin kein Wort glauben.«
    In unmittelbarer Nähe ihres Unterstands erfolgte ein Einschlag. Ein Ruck durchlief den Raum. Der Tee schwappte über. Baker zuckte zusammen, erlangte die Fassung wieder und sagte laut: »Ich

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