Auf die Plätze, fertig - tot! (German Edition)
lächerlichen Verdacht einfach nicht aus dem Kopf bekam.
Doch er ließ und ließ sie nicht los. Und über den Sieg des Remington-High-Teams konnte sie sich deshalb schon gar nicht freuen. Die Sache gefiel ihr einfach nicht. Dieser Sieg war nicht durch eigene Kraft errungen worden, sondern durch das Unglück anderer. War das ein Grund, sich zu freuen? Nicht wirklich, fand Aspen.
Spontan beschloss sie, Dawn Hendrikson einen Krankenbesuch abzustatten. Es konnte ja schließlich nicht so schwer sein, herauszufinden, in welches Krankenhaus man sie gebracht hatte. Schon merkwürdig, eigentlich kannte sie das andere Mädchen ja gar nicht. Sie hatte sie ein paar Mal bei Wettkämpfen gesehen. Wenn's hoch kam, hatte man sich mal höflich zugenickt, aber mehr war da nie gewesen. Wie kam es bloß, dass sie sich jetzt plötzlich fast verpflichtet fühlte, Dawn zu besuchen?
Irgendwie hatte sie wohl ein schlechtes Gewissen. Die Gründe hierfür waren eher diffus. Vielleicht hatte es etwas damit zu tun, dass sie das Verhalten ihres Teams einfach nicht in Ordnung fand. Keiner verschwendete mehr einen Gedanken an Dawn, obwohl die Mannschaft im Grunde ja nur ihr – oder eher ihrem Unglück – den Sieg verdankte.
Es gab auch noch einen weiteren Grund, aber den konnte Aspen nicht einmal sich selbst gegenüber eingestehen. Denn sie hoffte, dass sie im Gespräch mit Dawn etwas erfahren würde, das ihrer dummen Theorie, jemand könnte den Unfall provoziert haben, ein für alle Mal die Luft aus den Segeln nehmen würde.
Tatsächlich bereitete es Aspen keine großen Probleme herauszufinden, in welches Krankenhaus man Dawn Hendrikson nach dem Unfall eingeliefert hatte. Und das St. Mary in the Field General Hospital lag glücklicherweise gar nicht mal so weit entfernt vom Haus ihrer Tante, sodass Aspen nach einer kurzen Busfahrt vor der Pforte stand.
Unschlüssig trat sie von einem Bein aufs andere. Jetzt wo sie hier war, war sie sich plötzlich gar nicht mehr so sicher, ob es wirklich eine so prickelnde Idee war, Dawn einen Besuch abzustatten. Würde sie sich nicht ziemlich wundern, wenn Aspen plötzlich bei ihr aufkreuzte? Immerhin kannten sich die Mädchen nur vom Sehen. Und vielleicht wollte Dawn sie ja auch gar nicht sehen. Schließlich gehörte sie zu dem Team, das von ihrem Unfall am meisten profitiert hatte. Was, wenn sie ihr Vorwürfe machte?
Und was, wenn sie Aspens Verdacht nicht entkräftete, sondern sogar noch verstärkte?
"Hey, was machst du denn hier, Sportskanone?" Überrascht wirbelte Aspen herum. Ryan war so ziemlich der Letzte, den zu treffen sie hier erwartet hatte. Doch genau der stand jetzt vor ihr – wobei sie genau genommen nur seine Beine und Arme erkennen konnte. Der der Rest wurde von einem riesigen Blumenstrauß verdeckt, den er schwankend vor sich herbalancierte. "Willst du etwa auch zu Dawn?"
Aspen schluckte. Was sollte sie jetzt sagen? Es war wohl zu spät, um einfach davonzulaufen. Und noch etwas anderes gefiel ihr ganz und gar nicht …
Eigentlich war sie davon ausgegangen, dass zwischen Ryan und Dawn Hendrikson nichts weiter bestand als eine alte Sandkastenfreundschaft. Doch jetzt sah die Sache schon wieder ein bisschen anders aus. Besuchte man jemanden im Krankenhaus, zu dem man seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte?
Dawn Hendrikson war ein ziemlich hübsches Mädchen, davon hatte sich Aspen vor dem Wettkampf überzeugen können. Und was wusste sie schon über Ryan? Im Grunde nur das, was er ihr über sich erzählt hatte – und das war nicht eben viel. Hatte sie sich vielleicht getäuscht, als sie annahm, dass er sich ebenso für sie interessierte wie sie für ihn? Was, wenn er vielleicht schon eine Freundin hatte? Was, wenn Dawn Hendrikson diese Freundin war?
Doch sie konnte ihn ja schlecht darauf ansprechen – nein, sie würde lieber im Boden versinken, als das zu tun. Stattdessen unterdrückte sie ihre ängstliche Neugier und deutete auf den Blumenstrauß. "Die Blumen sind echt toll."
Er grinste schief. "Findest du wirklich? Ich war mir nicht so sicher, weißt du? Die Floristin meinte, es wäre genau das Richtige für ein frischverliebtes Paar …"
"Oh!" Aspen schluckte hart. Sie fühlte sich wie betäubt, wollte sich ihre Schwäche aber auf keinen Fall Ryan gegenüber anmerken lassen. Irgendwie gelang es ihr, ein halbherziges Lächeln zu Stande zu bringen. Ryan und Dawn waren also ein Paar … Und für sie, Aspen, hegte er allenfalls freundschaftliche Gefühle – sie hätte es sich
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