Auf die Plätze, fertig - tot! (German Edition)
in den Bauch!"
Aspen grinste und zuckte entschuldigend mit den Schultern. "Du kennst mich doch. Wenn ich nervös bin, rede ich wie ein Wasserfall."
"Und das bist du? Nervös? Gibt es dafür einen speziellen Grund?"
Aspen lachte gekünstelt. "Was für eine Frage! In ein paar Minuten fängt das Turnier an, da wird man ja wohl noch ein bisschen aufgeregt sein dürfen."
Doch das war nicht die ganze Wahrheit, denn etwas anderes belastete Aspen weitaus mehr als das Lampenfieber vor einem Wettkampf. Sie hatte ganz einfach Angst, dass wieder einer dieser seltsamen Unfälle geschehen würde – doch Nikki würde sie für total durchgeknallt halten, wenn sie ihr davon erzählte.
Nervös warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr. Es war kurz vor sechs Uhr, in etwas über einer halben Stunde würde der Wettbewerb beginnen. Ryan hatte ihr versprochen, auch zu kommen. Darauf freute sie sich wie ein kleines Kind, denn in seiner Nähe fühlte sie sich gleich viel sicherer – auch wenn er bislang keines dieser schrecklichen Ereignisse hatte verhindern können.
"Weißt du eigentlich, dass ich dich total vermisse?" Nikki lächelte, doch ihre Augen blickten traurig, als sie sich nebeneinander auf zwei freie Plätze im hinteren Teil der Zuschauertribüne setzten. "Sam Pearson ist noch immer dasselbe unausstehliche Biest wie früher." Sie lachte auf. "Sie ist fast ausgerastet, als sie hörte, dass du zur Remington gehen würdest! Meine Güte, war das ein Theater!"
"Kann ich mir vorstellen." Aspen kicherte. "Die große Sam, geschlagen von einem unterprivilegierten Emporkömmling – wirklich unglaublich. Aber mit den anderen kommst du doch gut aus, oder?"
Nikki nickte. "Ja, kein Problem. Aber richtige Freundschaften, so wie zwischen uns – ne, das kennen die bei Bernie's nicht." Seufzend legte sie ihrer Freundin einen Arm um die Schulter. "Ach, bei denen gilt doch bloß, was deine Eltern im Geldbeutel haben. Man selbst als Mensch ist dabei völlig uninteressant. Und dann noch dieser ewige Konkurrenzkampf untereinander!"
"Ich weiß, was du meinst." Nur zu gut erinnerte Aspen sich daran, wie die Mädchen bei Bernie's miteinander umgegangen waren. Nach außen hin versuchten alle den schönen Schein zu bewahren, doch unter der Oberfläche brodelte es gewaltig. Im Grunde war die ganze Mannschaft mehr wie ein Rudel wilder Löwen, die auch nicht davor zurückschreckten, sich gegenseitig zu zerfleischen. "Ein weiterer Grund für mich, der Zeit bei Bernie's keine Träne nachzuweinen. Ähm, abgesehen von dir natürlich."
"Und wie ist das Klima an der Remington?", wollte Nikki wissen.
"Im Gegensatz zu Bernie's ist es das reinste Paradies", sagte Aspen, obwohl das natürlich auch nicht unbedingt der Wahrheit entsprach. Auch im Schwimmteam der Remington High wurde mit harten Bandagen gekämpft, und dass es dabei nicht immer ganz fair zur Sache ging, hatte sie ja bei Naomi mit ansehen müssen. Und wer wusste schon, ob damit auch wirklich schon das Ende der Fahnenstange erreicht war?
In diesem Moment tauchte Ryan auf. "Na, willst du mir deine hübsche Freundin nicht vorstellen, Sportskanone?"
Aspen lächelte – es war in seiner Gegenwart beinahe wie ein Reflex. Trotzdem wünschte sie, er würde endlich aufhören, sie mit diesem dämlichen Spitznamen anzusprechen.
"Ryan, das ist Nikki, eine ehemalige Teamkameradin und gute Freundin von mir." Sie wandte sich an Nikki, die ihr unauffällig zuzwinkerte. "Ryan ist der Sohn meines Trainers."
Er zog eine beleidigte Schnute, die Aspens Knie weich werden ließ. "Ach so, mehr bin ich für dich also nicht, wie? Das ist ja schwer interessant."
"So war das natürlich nicht gemeint." Sie grinste breit. "Warte, ich versuch's noch mal: Also, Ryan ist der Superheld der Remington High. Alle Mädchen liegen ihm zu Füßen, weil er so ein cooler, gut aussehender und witziger junger Typ ist. Und das Beste an ihm ist", sie machte eine dramatische Pause, "dass er nicht die Spur eingebildet ist!"
Für ein paar Sekunden herrschte gespanntes Schweigen, dann brachen die Drei in schallendes Gelächter aus.
"Na, klasse. Endlich weiß ich, welchen Eindruck ich so beim weiblichen Geschlecht hinterlasse", meinte Ryan noch immer lachend. "Ich weiß bloß nicht so genau, ob mir das wirklich gefallen soll."
"Keine Sorge, ganz so schlimm bist du im Grunde gar nicht. Ein bisschen selbstverliebt vielleicht, aber sonst …"
Mit drohend erhobenem Zeigefinger brachte Ryan sie zum Schweigen – natürlich nur im Spaß.
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