Auf die Plätze, fertig - tot! (German Edition)
mitbekommen. Und bis die anderen Zuschauer oder die Trainer kapiert hatten, was hier passiert war, wäre es längst zu spät.
Nikki war mittlerweile schon gut zwanzig Sekunden unter Wasser. Mit der Kraft der Verzweiflung kämpfte Aspen sich ihr entgegen. Doch das Wasser schien sich in zähen Sirup verwandelt zu haben; sie hatte das Gefühl, überhaupt nicht von der Stelle zu kommen!
Hinter sich hörte sie ein lautes Platschen, doch sie registrierte es kaum. Jetzt hatte sie Nikki beinahe erreicht. Sie sah, wie ihre Freundin verzweifelt gegen die tödliche Umklammerung des Netzes ankämpfte.
Dann begannen ihre Bewegungen zu erlahmen.
Aspen kratzte noch einmal all ihre Kräfte zusammen. Sie musste es einfach schaffen! Nikki durfte nicht sterben! Und dann war auf einmal Ryan neben ihr. Eine Woge der Erleichterung durchflutete sie. Jetzt würde alles gut werden. Gemeinsam mit Ryan würde sie es schaffen, Nikki aus der Falle zu befreien.
Sie schnappte noch einmal nach Luft, dann tauchte sie ab. Wie von Sinnen zerrte sie an den Maschen des Netzes – doch die Fäden gaben einfach nicht nach!
Panik ergriff sie. Das durfte einfach nicht geschehen! Und dann war Ryan bei ihr. Mit vereinten Kräften zerrten sie an dem Netz, in dem die bewusstlose Nikki gefangen war – und dann riss es endlich!
Gemeinsam packten sie Nikki bei den Oberarmen und schwammen mit ihr zurück an die Wasseroberfläche. Aspens Lungen schrien verzweifelt nach Sauerstoff, doch sie hielt durch und gestattete es sich erst zu atmen, als sie nach Sekunden die Wasseroberfläche durchbrachen.
Sie prustete und schnaufte. Nikkis Gewicht drohte sie wieder nach unten zu ziehen, und ohne Ryan hätte sie es wohl nicht geschafft, ihre Freundin über den Beckenrand zu hieven. Und dann – endlich! – reckten sich ihnen von allen Seiten helfende Hände entgegen.
Gerettet!, dachte Aspen glücklich, bevor sich die Umgebung vor ihren Augen wie verrückt zu drehen begann.
Dann wurde es schwarz um sie.
7. KAPITEL
Carlies besorgtes Gesicht war das Erste, das Aspen sah, als sie erwachte.
"Mensch, du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt!" Carlie schluckte. Es war nicht schwer zu erkennen, dass sie mit den Tränen kämpfte. "Das war ganz schön leichtsinnig, weißt du das eigentlich? Du hättest bei der Aktion draufgehen können!"
Aspen stöhnte leise. Sie fühlte sich, als wäre sie mit einer durchgedrehten Dampframme zusammengestoßen. Und dann, ganz plötzlich, kehrte die Erinnerung zurück.
"Nikki!" Sie schnappte nach Luft und wollte sich aufsetzen, wurde aber mit sanfter Gewalt zurückgehalten.
Ryan.
"Sie ist in Ordnung", sagte er. "Deine Freundin hat zwar reichlich Wasser geschluckt, ist aber schon wieder auf den Beinen."
Aspen fiel ein Stein von Herzen. Ach was, ein richtiger Felsen war das! Sie war heilfroh, dass mit Nikki soweit alles okay war. Und Carlies Besorgnis konnte sie zwar verstehen, aber als es darum ging, Nikkis Leben zu retten war ihr, Aspen, alles andere egal gewesen.
Ryan musterte Aspen eindringlich. "Ich schätze, es ist am besten, wenn ich dich gleich nach Hause fahre. Oder soll ich dich lieber ins Krankenhaus …?"
Aspen schüttelte hastig den Kopf. "Kein Krankenhaus!" Sie rang sich ein mühsames Lächeln ab. "Ich bin schon wieder okay."
Er runzelte skeptisch die Stirn, nickte dann aber. "In Ordnung, kein Krankenhaus. Aber nach Hause fahre ich dich trotzdem. Und da dulde ich keine Widerrede, verstanden?"
Mehr als ein müdes Nicken brachte Aspen nicht zustande.
Als Aspen an diesem Abend in ihr Bett fiel, war sie hundemüde. Schlafen konnte sie trotzdem nicht.
Ihr schwirrte einfach noch zu viel im Kopf herum.
Tante Fran war natürlich fix und fertig gewesen, als Ryan ihr berichtet hatte, was sich beim Wettkampf zugetragen hatte. Doch das war jetzt Aspens kleinste Sorge. Etwas anderes beunruhigte sie viel mehr.
Nikkis Unfall war kein Zufall gewesen!
Das war sonnenklar, daran gab es nichts, aber auch gar nichts zu rütteln. Und dasselbe galt auch für die ganzen anderen merkwürdigen Geschehnisse in letzter Zeit. Für Aspen gab es daran keinen Zweifel mehr: Jemand sabotierte absichtlich gegnerische Schwimmerinnen. Aber warum?
Diese Frage gab ihr einiges Kopfzerbrechen auf. Sie konnte einfach nicht verstehen, warum jemand so etwas tat. Eigentlich konnte es dafür ja nur einen Grund geben: Jemand wollte dem Team "helfen", bei Wettkämpfen zu gewinnen. Aber konnte jemand wirklich so weit gehen, bloß, damit das
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