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101 - Der Seelensauger

101 - Der Seelensauger

Titel: 101 - Der Seelensauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Marya war ein hübsches Mädchen mit langem strohblonden Haar. Außer Arbeit und Entbehrungen hatten ihre Eltern ihr nichts zu bieten. Dennoch war die Siebzehnjährige nicht unglücklich.
    Sie war die Armut gewöhnt, liebte das Leben, und harte Arbeit machte ihr nichts aus. Für sie barg die Natur viele Geheimnisse, und wenn sie Zeit hatte, ging sie aus dem Haus, um diese wunderbaren Geheimnisse für sich zu entdecken.
    Marya war gerade dabei, ihr kleines Zimmer aufzuräumen, als sich Yappoo draußen vorsichtig dem offenen Fenster näherte. Sie hörte ihn nicht, schüttelte ihr Kopfkissen auf und ließ es aufs Bett fallen.
    Hinter ihr bewegten sich die weißen Gardinen, blähten sich wie Gespenster und schlugen lautlos gegen die Wand. Marya summte ein altes Volkslied, während sie das Laken spannte.
    Sie machte sich kaum Gedanken über ihre Zukunft, konnte sich aber nicht vorstellen, ihr ganzes Leben lang hier zu verbringen.
    Vielleicht würde eines Tages ein junger Mann kommen und sie mit nach Godthab nehmen - in die Hauptstadt, die Marya nur vom Hörensagen kannte.
    Ihre Eltern behaupteten, es wäre nicht schön, dort zu leben, aber sagten sie das nicht nur deshalb, weil sie nie die Chance bekommen würden, nach Godthab zu gehen?
    Yappoo erreichte das Fenster. Er hörte das Summen des Mädchens, und seine Augen bekamen einen gierigen Glanz.
    Wie aus dem Nichts war er hier aufgetaucht. Er war in der Lage, Sprünge über Hunderte von Kilometern zu tun. Er baute zwischen seiner Behausung, die sich mitten in Eis und Schnee befand, und dem Ziel, das er erreichen wollte, magische Brücken, die er in Gedankenschnelle überwand.
    Sehr lange schon machte er Grönlands Küsten unsicher, aber er suchte in der Regel jeden Ort nur einmal heim, und er ging dabei so unauffällig wie möglich vor.
    Blitzschnell schlug er zu, und er tötete seine Opfer nie an Ort und Stelle, sondern nahm sie mit in die weite, weiße Einsamkeit, wo er mit ihnen allein war, beschützt und bewacht von Kristallwölfen, die nur ihm gehorchten.
    Jetzt legte der Seelensauger seine Hände auf die Fensterbank. An seinen Fingern wuchsen lange, spitze Krallen. Langsam beuge er sich vor, und sein Mund verzog sich zu einem grausamen Grinsen.
    Er hatte das Gesicht eines Hundertjährigen; es war mit Falten und Runzeln übersät. Sein Haar war weiß, und seine Augen leuchteten unnatürlich gelb. Seine Zähne sahen furchterregend aus. Jeder einzelne lief spitz zu und steckte in einem dunklen, mattroten Zahnfleisch. Vampire besitzen nur zwei solche Hauer. In Yappoos Mund jedoch sah ein Zahn wie der andere aus.
    Immer noch summte das strohblonde Mädchen. Marya kehrte dem Dämon den Rücken zu und ahnte nicht, in was für einer schrecklichen Gefahr sie sich befand.
    Yappoo stieg durch das Fenster ein. Er bewegte sich dabei völlig lautlos, während Marya ihr Nachthemd zusammenlegte und unter das Kopfkissen schob.
    Sie befand sich allein im Haus. Ihre Eltern waren frühmorgens aufgebrochen, um ins Nachbardorf zu fahren und den monatlichen Großeinkauf zu tätigen. Sie würden erst am späten Nachmittag zurückkehren, doch dann würde ihre Tochter nicht mehr hier sein…
    Marya hörte auf zu summen. Ein merkwürdiges Gefühl beschlich sie auf einmal. Sie konnte es sich nicht erklären, wähnte sich plötzlich nicht mehr allein in ihrem Zimmer.
    Aber wer sollte da sein? Die Vernunft sagte ihr, daß sie nach wie vor allein wäre. Was sie spürte, konnte nur reine Einbildung sein. Obwohl sie sich das einredete, wuchs ihr Unbehagen.
    Sie versuchte es zu ignorieren, strich mit beiden Händen das Federbett glatt und trat dann einen Schritt zurück. Damit kam sie dem Seelensauger so nahe, daß er sie berühren konnte, wenn er die Hand ausstreckte.
    Schon hob er die Arme!
    Und Marya drehte sich langsam um…
    ***
    Ich durchraste Shoredich, bog in die Kingsland Road ein und fuhr bis zur Falkirk Street hoch. Ein Wagen war hinter mir her, mit zwei Männern besetzt.
    Ich versuchte sie um jeden Preis abzuschütteln. Vermutlich waren sie Privatdetektive, angeheuert von Tucker Peckinpah, der über jeden meiner Schritte informiert sein wollte.
    Der reiche Industrielle und ich standen nicht mehr auf derselben Seite. Ich trug seit langem das schwarze Marbu-Gift in mir, und jetzt endlich hatte es die Oberhand gewonnen. Es beherrschte mich immer stärker, mit jedem Tag.
    Ich hatte mich von meinen Freunden getrennt und war entschlossen, nie mehr Jagd auf Geister und Dämonen zu machen. Ich

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