Auf vier Pfoten nach Santiago: Mit dem Hund auf dem Jakobsweg (German Edition)
heute die Etappe beenden und in der Herberge bleiben. Weise Entscheidung, denke ich, das Kind will ja sicher auch mal raus aus dem Wagen und sich bewegen und spielen.
Wir gehen die für heute letzten vier Kilometer nach Obanos. Unterwegs gesellt sich Tom aus London, den wir von Pamplona kennen, zu uns. Er sucht auch noch eine Unterkunft für heute Nacht. Wir schlagen ihm vor, doch mit uns zu kommen, da wir schon etwas reserviert haben und er dort auch nach einem Zimmer fragen könnte. Er möchte heute nicht in eine Herberge, da er die letzten Nächte mit vielen „Schnarchern“ zubringen musste und deshalb fast kein Auge zugemacht hat. Das wird uns auch immer wieder von anderen Pilgern berichtet, dass es in den Gemeinschaftsschlafsälen doch nachts oft sehr laut ist. In den Genuss sollten wir später auch noch kommen. Inzwischen sind wir mit Tom an der Pension angekommen und klingeln. Die Türe wird fast zeitgleich mit unserem Klingeln aufgerissen. Eine Dame schaut uns an und sagt uns sofort, dass der Hund zu groß ist und wir auf gar keinen Fall hier bleiben können. Mir verschlägt es fast die Sprache, was sonst eigentlich nicht sehr oft vorkommt. Ich versuche, sie zu überreden und erinnere sie an unser Telefongespräch, von dem sie aber nichts mehr wissen will. Sie verweist uns auf eine andere Unterkunft, wo wir es versuchen sollen. Tom bleibt trotzdem da, er hat keine Lust nochmal etwas anderes zu suchen. Allerdings, als wir ihn ein paar Tage später wieder treffen, meinte er, wir hätten es richtig gemacht. Die Dame hat ihn in ein sehr kleinesZimmer verfrachtet, verlangte ein Heidengeld und war dazu noch sehr unfreundlich.
Uns bleibt nichts anderes mehr übrig und wir ziehen Leine. „So eine Nuss“, sage ich zu Rainer, so etwas stinkt mir echt. Auch er ist nicht begeistert von unserer Abfuhr. Das empfohlene Casa rural (Landhaus) ist von außen sehr ansprechend, deshalb schwindet meine Hoffnung auf ein Bleiben mit Hund schon beim Anblick. Rainer wartet im Hof, ich gehe mal rein und schaue nach, finde aber niemanden. Als ich wieder nach draußen komme, steht ein älteres Ehepaar bei Rainer und Bobby, sie entpuppen sich als die Eigentümer. Ich erkläre wieder, was wir wollen und erzähle von unserer Abfuhr. Sie schauen etwas ungläubig auf unseren Hund und sagen, dass sie eigentlich keine Tiere erlauben. Ich bitte sie immer wieder, doch mal eine Ausnahme zu machen, wir würden auch alles sauber hinterlassen, der Hund ist ganz ruhig - er ist ja auch im wahrsten Sinne des Wortes „hundemüde“. Nach etwas hin und her zeigt die Frau mir dann das Zimmer. Es ist sehr schön, mit einem riesigen Bad (braucht hier eigentlich kein Mensch) und einem Balkon, auf dem ja der Hund bleiben könne, meinte sie. Der Preis ist mit 45 Euro etwas hoch, wir versuchen noch zu handeln, aber keine Chance. Die wissen hier ja, dass wir wahrscheinlich nichts anderes bekommen, deshalb können sie diesen Preis verlangen. Wir sagen trotzdem zu, so ist das halt, wenn man mit Hund pilgert, das wussten wir ja von Anfang an. Nun gehen wir hoch, packen aus, duschen und genießen die absolute Ruhe. Hinter dem Haus unter dem Balkon ist ein Hühnergarten und man hat eine schöne Aussicht auf die Landschaft. Sehr idyllisch, denke ich, solange der Gockel nicht morgen früh um vier schon kräht. Wir schauen Bobbys wunde Stellen unter seinen Beinen an, die nicht sehr gut aussehen. Sie sind offen und nässen, wir cremen sie wieder ein. Rucksacktragen ist jetzt für ein paar Tage gestrichen, Rainer übernimmt das und ich nehme auch etwas Futter undseinen Faltnapf. Bobby frisst ein wenig und legt sich in dem großen Bad auf den Boden und schläft sofort ein. Auch wir ruhen uns aus, danach schreibe ich den Tagesbericht auf.
Später gehen wir durch den Ort, der wirklich sehr schön ist, und suchen nach einem Restaurant. Kurz darauf werden wir fündig, die Speisekarte sieht vielversprechend aus und wir klopfen ans Fenster, da noch geschlossen ist. Der Wirt erscheint und ist superfreundlich, allerdings hat er für heute Abend schon alles reserviert. Er richtet eine Hochzeit aus, schade. Nicht weit entfernt kommen wir an eine Bar, die voll ist mit Pilgern und Einheimischen. Man kann sogar draußen sitzen, das Wetter ist noch schön. Wir können aus zwei verschiedenen Pilgermenüs aussuchen; essen Suppe, Fisch, Fleisch und Nachtisch. Das Tolle ist, zu den Pilgermenüs gibt es immer Wein und Wasser. Zu uns gesellt haben sich Kerstin aus Österreich und
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