Auf vier Pfoten nach Santiago: Mit dem Hund auf dem Jakobsweg (German Edition)
„Zip-Verschluss“ gepackt haben, damit nichts nass wird. Man hat Unterwäsche, T-Shirts, Pullis, Socken etc. getrennt verpackt. Aber es ist ja nicht so viel,dass es unüberschaubar wäre. Wenn man dann immer die Tüten in derselben Reihenfolge im Rucksack übereinanderlegt, weiß man, zumindest nach ein paar Tagen, wo was ist. In Zukunft, nehme ich mir vor, setze ich meinen Rucksack erst auf, wenn mein Liebster fertig ist mit Packen. Als ich ihm das sage, meint er: „Du kannst ja schon mal vorgehen, in meinem Rucksack muss alles in Ordnung sein.“ Ich setze mich auf das Bett, schließlich sind haben wir ja alle Zeit der Welt und sind nicht auf der Flucht.
Wir frühstücken noch in Pamplona in einer Bar. Es ist schon bemerkenswert, wie viele Spanier, darunter auch Frauen, schon morgens in der Bar sind. Die Spanier leben quasi in den Bars. Viele frühstücken, lesen Zeitung und rauchen. Nicht, dass ich etwas gegen Raucher hätte, ich rauche ja selbst ab und zu, aber morgens kann ich den Gestank nicht leiden. Einige trinken auch schon ein Gläschen Wein, na dann Prost! Bobby schaut uns wieder von draußen zu. Als wir losgehen, sind wir nach einer halben Stunde aus der Stadt heraus. Es beginnt wieder zu regnen, deshalb ziehen wir gleich unsere Regenhosen an und ziehen die Rucksackhauben drüber. Wir sind gut zu Fuß und es geht wieder steil bergauf. Über Cizur Menor und Zariquiegui erklimmen wir einen Bergkamm, auf dem viele Windräder stehen. Unterwegs, man kann es nicht glauben, überholen wir ein Paar mit einem 19 Monate alten Kind im Kinderwagen, das sie mitsamt dem Wagen den Berg hochtragen. Der Weg ist unglaublich dreckig und aufgeweicht, eigentlich so schon kaum begehbar und mit Kinderwagen der reinste Horror. Die Eltern schwitzen, dem Kind geht es gut, es lacht uns an und fühlt sich wahrscheinlich wie eine kleine Königin, die in einer Sänfte getragen wird. Auf was sich manche Menschen einlassen, denke ich.
Oben am Bergkamm, Alto de Perdon, angekommen, bläst ein kalter Wind. Die Jacken haben wir unterwegsausgezogen und erst jetzt merken wir, wie wir geschwitzt haben. Schnell ziehen wir uns wieder etwas über. Ich schaue einmal ringsum in die Landschaft. Sie hat sich etwas verändert, sie wirkt ein wenig wie die Toskana. Es gibt viele Felder mit Gerste und viel weniger Wald. Hier oben sind ganz viele Pilgerfiguren aus Stahl aufgestellt, das ist sehr beeindruckend. Wir sehen einen Kastenwagen, vor dem ein Mann steht und diversen Proviant an die Pilger verkauft, er bietet Kaffee, belegte Brote, Cola etc. an. Auch wir kaufen ihm einen Café con leche ab. Es stellt sich heraus, dass der nette Herr aus Idaho in den USA stammt. Im Sommer macht er hier seinen Verkaufsstand und im Winter geht er wieder ein halbes Jahr nach Idaho. Er hat viele Fotografien mit prominenten Gesichtern in seiner Karre hängen, auf die er ganz stolz ist. Er ist ein lustiger Vogel und die Idee ist echt gut. Er muss auch demnächst weiter, da er nur eine Lizenz bis 12.30 Uhr hat, danach darf er nichts mehr verkaufen. Die Behörden nehmen das anscheinend sehr ernst hier. Das hätten wir jetzt nicht gedacht, dass hier in Spanien die Bürokratie schon genauso weit fortgeschritten ist wie in Deutschland. Wir essen noch etwas von unserem Gemüse und ein paar Kekse aus unserem Rucksack, dann packen wir schnell wieder zusammen, verabschieden uns von “Mister Idaho” und gehen weiter, da sich ein Sturm zusammenbraut. Es beginnt auch schon zu regnen, als wir den Abstieg in Angriff nehmen.
Der Weg ist sehr steinig und steil, etwas mühsam zu gehen, aber mit unseren Wanderstöcken meistern wir das einwandfrei. Nach einer dreiviertel Stunde hört der Regen schlagartig auf und die Sonne lacht - wie gut uns das tut. Einige Zeit später erreichen wir Uterga, wo wir eine schöne Herberge mit tollem Garten entdecken. Dort machen wir eine Pause und bestellen im dazugehörigen kleinen Lokal einen tollen Salat und trinken ein Radler. Die Sonne scheint jetzt so kräftig, dass wir uns ein wenig ausziehen können. Wir sind glücklich und zufrieden, es ist schön hier! Bobbybekommt auch seine Futterration und legt sich danach zufrieden unter den Tisch. Er wird wieder bewundert von den anderen Pilgern. Wir treffen auch noch einige bekannte Gesichter, unterhalten uns eine Weile und legen die Füße hoch. Als wir wieder losgehen wollen, trifft das Paar mit dem Kinderwagen ein. Die waren aber jetzt doch schnell, denke ich, alle Achtung! Sie wollen jetzt für
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