Auf vier Pfoten nach Santiago: Mit dem Hund auf dem Jakobsweg (German Edition)
Anhieb unser Zimmer. Eine ältere Dame bittet uns herein und lächelt, als sie Bobby sieht. Wie schön, dass es auch Tierliebhaber hier gibt. Heute ist wieder eine komplette Dusch- und Waschaktion angesagt. Es gibt in den Zimmern mit Bad meistens Sitzbadewannen, wo wir auch Bobby reinstellen und ihn abduschen können. Er ist wieder völlig verdreckt. Heute telefonieren wir mit unseren Jungs und berichtenvon unseren ersten Erfahrungen. Sie sind ganz Ohr, und zu Hause ist alles in Ordnung, wir sind beruhigt.
Später gehen wir auf Stadtrundgang und Restaurantsuche. In einer Bar trinken wir ein Radler (Clara) und fragen den Wirt, wo man gut essen kann. Er empfiehlt uns eine Kneipe und wir gehen hin, da wir Hunger haben wie die Wölfe. Als wir in das Restaurant kommen, denken wir zuerst, dass wir in einer Disco gelandet sind. Alles ist in blaues Licht getaucht und die Theke ist mit Lichtschlangen versehen. Erst überlegen wir, ob wir bleiben sollen. Dann setzen wir uns an einen runden Tisch und unsere Bestellung beim Kellner lautet: Steinbeisser mit Kartoffeln und Gemüse. Und als das Essen kommt, sind wir froh, hiergeblieben zu sein, denn es schmeckt sehr lecker! Eine schwedische Pilgerin setzt sich zu uns. Unterwegs haben wir sie schon einmal gesehen. Auf englisch erzählt sie, dass sie die ersten zwei Wochen alleine pilgert, danach kommt ihre ältere Tochter hinzu, mit der sie weitere zwei Wochen pilgert. In der letzten Woche kommt dann ihr Mann und die jüngere Tochter auch noch hinzu, und sie gehen den restlichen Weg gemeinsam als Familie. Die Idee finde ich gut. Aber ob wir unsere drei Jungs für so etwas begeistern könnten, bezweifle ich. Vor unserem Weg haben sie uns schon etwas belächelt und gefragt, was uns das bringen soll. „Das können wir Euch erst erzählen, wenn wir zurück sind, aber allein die Auszeit ist uns wichtig“, war unsere Antwort. Wir bezahlen und gehen zusammen mit der Schwedin nach draußen, wo wir uns verabschieden, aber nicht für sehr lange, wie sich noch herausstellen wird. Auf dem Weg in die Pension sind meine Füße so schwer wie Blei. Jetzt ist nur noch schlafen angesagt.
Um acht Uhr sind wir wieder auf der Piste. Rainer ist heute sehr mutig und verlässt die Pension im T-Shirt, obwohl es affenkalt ist. Die Temperaturanzeige vor einer Apothekezeigt ganze sechs Grad. Ja, Männer fühlen eben anders. In einem Laden kaufen wir Wasser, Brot, Schinken, Salami und etwas Käse. Unterwegs frühstücken wir noch schnell in einer Bar. Heute sind es überschaubare zwanzig Kilometer. Wir gehen über Azqueta und Villamayor bergauf in einer ganz tollen Landschaft. Die Sonne scheint und dadurch ist es ein anderes Gehen, man kann es ganz anders genießen. Viele Felder, Berge und schöne Wege, mit nur wenig Matsch begleiten uns. Es gibt fast keine Straßen und wenig Menschen. Gegen Mittag setzen wir uns auf einem Hügel an einer Ruine ins Gras. Wir müssen unsere Regenjacken unterlegen, um keinen nassen Hintern zu bekommen. Jetzt vespern wir unsere gekauften Sachen, sitzen im T-Shirt in der Sonne, so ist es herrlich. Bobby hat ebenfalls Kohldampf, er isst sein Trockenfutter. Ein anderer Pilger, der ein bisschen weiter hinten ebenfalls eine Rast macht, gibt ihm etwas von seiner Käserinde ab und wird Bobby prompt nicht mehr los. Er lacht und macht uns ein Kompliment, was für einen schönen Hund wir haben.
Zwei einsame Pilger auf dem Weg nach Los Arcos
Von da aus rufe ich noch in Los Arcos in der österreichischen Herberge an und frage, ob wir mit dem Hund heute Nacht bleiben können. „Ja, wenn er im Innenhof schläft, dürfen sie kommen“, meint die Dame am Telefon. Wir müssen überlegen, sage ich, und prüfe eine weitere Möglichkeit in einer Pension. Dort bekomme ich auch eine Zusage und reserviere. Das Gehen macht heute richtig viel Spaß. An einem Wegstein mit Jakobsmuschel sehe ich eine schöne Eidechse, die ich fotografieren möchte, doch gerade jetzt ist der Akku leer. Wir wechseln ihn und werden in diesem Moment von Roland, einem Pilger aus Nürnberg, überholt. Bobby fängt an zu knurren, worauf wir ihm sagen, den bekommst du erst heute Abend zu Essen. Roland lacht und geht weiter. Wir folgen ihm, lernen ihn dann unterwegs etwas kennen, und nach zwei Stunden kommen wir gemeinsam in Los Arcos an. Erst einmal gehen wir in die österreichische Herberge und schauen uns diese an. Die Hospitaleros sind ein sehr nettes Ehepaar aus Österreich, die uns gleich ein Zimmer anbieten. Wir
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