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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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beobachten konnte.
    Hier sah es schlimm aus. Unter dem Gegenstoß des Repulsits war das Sprenggeschoß explodiert, aber die Trümmer waren nicht in das Meer gefallen, sondern, weil die Wirkung zu stark gewesen war, auf das Schiff zurück. Ein Teil der Mannschaft und der Kapitän selbst waren verwundet. Der Verschluß des Geschützes war abgeschlagen. Dichter Qualm drang aus einem der zertrümmerten Schornsteine.
    Ill nahm das Glas vom Auge. Ein finsterer Ernst lagerte über seinen Zügen.
    »Es ist schrecklich«, sagte er. »Ich habe das Meinige getan, um Blutvergießen zu vermeiden. Auch das jetzige Unglück ist gegen meine Absicht geschehen, wir hatten bei der Plötzlichkeit des Überfalls nicht länger Zeit, unsern Schuß abzuwägen. Die Menschen sind wahnsinnig.«
    Er sann lange nach.
    »Ich erwäge«, sagte er dann, »ob ich es gegen unsere Genossen verantworten kann, wenn ich jetzt nachgebe und das Schiff entlasse. Aber ich bin ja nicht einmal sicher, ob man ihr Leben schonen wird, nachdem dieses Blut geflossen ist. Das also ist unser erstes Zusammentreffen mit den Menschen, das ist die Verbrüderung der Planeten! Ich hatte es mir anders gedacht. Ich höre, die Menschen haben unsern Planeten nach dem Gott des Krieges genannt; wir wollten den Frieden bringen, aber es scheint, daß die Berührung mit diesem wilden Geschlecht uns in die Barbarei zurückwirft. Gott gebe, daß diese Begegnung kein Vorzeichen ist. Indessen – wir können nicht mehr zurück. Wir wollen aus dem einen Fall noch keine Schlüsse ziehen.«
    Er wandte sich zu Isma und sagte ihr bedauernde Worte, daß ihre Reise mit so schrecklichen Ereignissen begönne. Ell wollte eben seine Äußerungen übersetzen, als der wachthabende Martier meldete:
    »Das Schiff setzt ein Boot aus.«
    Es war so, man sah, daß die beiden Martier in das Boot hinabgelassen wurden. Dieses ruderte dem Land zu. In einer kleinen Bucht, deren Ufer mit Eisschollen bedeckt waren, landeten die Engländer. Sie warfen die Gefangenen rücksichtslos auf eine Scholle, feuerten ihre Gewehre in die Luft ab, um ein Signal zu geben, und kehrten dann schleunigst zurück an Bord ihres Schiffes.
    Sofort befahl Ill, daß das Luftschiff aufsteigen solle, um die Genossen abzuholen. Der Weg war nicht weit, doch lag die kleine Bucht auf der anderen Seite des Kriegsschiffs, das man in einem Bogen umgehen mußte, um sich nicht etwaigem Gewehrfeuer auszusetzen. Dann senkte sich das Schiff mit eingezogenen Flügeln nahe am felsigen Abhang hinab. Hierbei streifte es einmal bis dicht an einen Felsen und legte sich stärker nach der Seite, als beabsichtigt war. Der Ingenieur machte ein bedenkliches Gesicht. Es kam bei diesen langsamen Bewegungen auf und nieder auf die äußerste Präzision in der Funktion des diabarischen Apparats an, und es schien ihm, als ob das Schiff auf der linken Seite nicht mit derselben Geschwindigkeit seine Schwere ändere wie auf der rechten. Man war jetzt auf der breiten Eisscholle angelangt.
    Die gefangenen, nunmehr befreiten Martier befanden sich in üblem Zustand. Sie waren zwar nicht gefesselt, aber der Druck der Erdschwere, dem sie seit achtzehn Stunden – denn es war inzwischen Mittag geworden – ausgesetzt waren, die beim Kampf und zuletzt beim Transport erlittenen Mißhandlungen und der Mangel an für sie genießbarer Nahrung hatten sie körperlich schwer mitgenommen. Sie atmeten beglückt auf, als im Innern des Luftschiffes ihre Leiden gemildert wurden. Ill wandte sich betrübt ab, als er erfuhr, welche Behandlung ihnen zuteil geworden war. Die Strafe der Engländer war hart, dachte er, aber verdient. Und doch, im Grunde waren sie unschuldig an ihrem Irrtum.
    Und nun vorwärts zum Pol! In anderthalb Stunden konnte er erreicht sein. Das Luftschiff erhob sich langsam, und wieder bemerkte der Steuermann die Ungleichmäßigkeit der Diabarie auf den beiden Seiten des Schiffes. Er machte Ill darauf aufmerksam, doch konnte man die Ursache nicht sogleich auffinden. Inzwischen war die Höhe des Felsufers überstiegen. Die Flügel wurden nun ausgebreitet, und vom Reaktionsapparat getrieben glitt das Schiff auf schiefer Ebene weiter aufwärts und nordwärts.
    Plötzlich vernahm man einige scharfe Schläge gegen die Flügel des Schiffes.
    »Höher!« rief Ill. »Höher und schneller!«
    Mit dem Schiff und den geretteten Gefährten beschäftigt, hatte man kaum noch auf den Engländer geachtet. Auch war man so weit von ihm entfernt, daß die Martier außer Schußweite zu sein

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