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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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glaubten. Die Engländer aber hatten, als sie sahen, daß das Luftschiff sich entfernte, ihm auf gut Glück noch einige Schüsse aus ihren weittragenden Gewehren nachgesendet, und einige Kugeln hatten es erreicht.
    »Höher«, lautete der Befehl. Aber als der diabarische Apparat dementsprechend gestellt wurde, legte sich das Schiff auf die Seite. Infolge der Flügelstellung beschrieb es sofort eine Spirale nach rückwärts und kam dadurch nochmals in den Bereich der feindlichen Geschosse. Man mußte die Diabarie der rechten Seite wieder vermindern, da die linke nicht folgte. Das Schiff schwebte zwar, aber man konnte es nur langsam und in engen Grenzen heben und senken. Der Repulsitapparat war dagegen in Ordnung und trieb das Schiff vorwärts. Es entfernte sich nun vom Schauplatz des Kampfes nach Norden, in verhältnismäßig geringer Höhe über der Erde. Ein Gebirge, das noch zu überwinden war, konnte nur durch das Vorwärtstreiben mit schräggestellten Flügeln genommen werden. Infolgedessen nahm die Fahrt bis zum Pol die vierfache Zeit wie gewöhnlich in Anspruch.
    Endlich kam die Polinsel Ara zu Gesicht, und das Schiff senkte sich vorsichtig auf das Dach derselben. Aufs äußerste ermüdet entstiegen die Martier dem Fahrzeug, von den Bewohnern der Insel freudig bewillkommt. Isma wurde der Obhut der Gemahlin Ras übergeben und von ihr aufs freundlichste aufgenommen. Ehe sie die Treppe in die Wohnung hinabstieg, warf sie noch einen forschenden Blick auf die Umgebung und suchte in Gedanken die Stelle zu finden, wo der Fallschirm des Ballons herabgestürzt war. Dann reichte sie Ell die Hand. Sie wollte zu ihm sprechen, aber sie fand keine Worte. Nur ihr Blick dankte ihm. »Auf Wiedersehen!«
     
    Bereits vierundzwanzig Stunden hatte Isma auf der Polinsel zugebracht, ohne daß die in Aussicht genommenen Entdeckungsfahrten nach ihrem Mann angetreten wurden. So sehr sie sich danach sehnte, hatte sie doch keine Zeit, ungeduldig zu werden, denn die Fülle der neuen Umgebung beschäftigte sie ausreichend. Die Gegenwart Ells gab ihr die erforderliche Zuversicht in den neuen Verhältnissen. Saltner mit Se, La und Fru waren bereits nach dem Mars abgegangen, aber unter den noch anwesenden Martiern befanden sich noch mehrere, mit denen sie sich deutsch unterhalten konnte, so vor allem der Vorsteher Ra, dessen Frau und der Arzt Hil. Von ihnen erhielt sie nicht nur Nachricht über die Verhältnisse des Mars, sondern auch Einzelheiten über die Schicksale der Gefährten ihres Mannes, die ihr Gemüt lebhaft bewegten.
    Man begab sich eben zu der üblichen Plauderstunde ins Empfangszimmer, wo Isma und Ell jetzt die Plätze einzunehmen pflegten, die für Grunthe und Saltner eingerichtet waren, als Ell mit bekümmertem Antlitz eintrat.
    Isma sah ihn erschrocken an.
    »Was ist geschehen?« rief sie.
    »Fassen Sie sich, liebste Freundin.«
    »Hugo ist –?«
    »Nein, nein – wir wissen nichts – aber wir können ihn nicht suchen.«
    »Warum nicht?«
    »Das Luftschiff ist unbrauchbar geworden.«
    »Um Gottes willen!«
    »Der diabarische Apparat hat durch den übermäßigen Luftdruck bei unserm zweiten Verteidigungsschuß auf das Kanonenboot einen Fehler erhalten. Außerdem ist eine verirrte Gewehrkugel in denselben eingedrungen und hat den Differential-Regulator verletzt. Bei der Untersuchung stellte sich heraus, daß die Reparatur hier nicht möglich ist. Der auseinandergenommene Apparat läßt sich nur in der Werkstätte auf dem Mars mit den dortigen Mitteln wieder einsetzen. Leider ist auch das kleine Luftboot für weitere Fahrten nicht mehr zu verwenden. Wir müssen die Nachsuchungen aufgeben.«
    Isma saß starr. »Mein armer Mann!« sagte sie tonlos.
    »Geben Sie sich um seinetwillen nicht so großer Sorge hin«, suchte Ell sie zu trösten. »Er wird sicherlich glücklich heimkehren. Vielleicht früher als wir«, setzte er zögernd hinzu.
    Isma sah ihn an. Dann schlug sie die Hände vor das Gesicht und ließ sie endlich langsam herabsinken.
    »Wir können nicht – zurück –?«
    »Es ist unmöglich – in diesem Jahr.«
    »Und ich – ich glaubte – in acht Tagen – o ich Törin! Was hab ich getan! O wäre ich nicht so eigensinnig gewesen.«
    »Es ist der Fall, vor dem Ill uns warnte.«
    Isma weinte still. Ell saß ratlos neben ihr.
    »Was nun?« fragte sie endlich.
    »Es bleibt uns nichts übrig, als mit Ill und Ra nach dem Mars zu gehen. Im ersten Frühjahr kehren wir mit neuen Luftschiffen zurück. Bis dahin hilft uns

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