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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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den man nicht hindurchsehen kann. Wir sind nun einmal hier – kommen Sie, Ell!«
    Ell lächelte. »Das kommt von den Energiepillen«, sagte er. »Jetzt haben Sie wieder Mut. Nun, man wird uns nichts tun, aber wenn man Ihnen wieder Spielzeugtüten zuwirft, wie an der Polstation, so halten Sie sie nicht für Blumensträuße.«
    Isma schlug ihn mit ihrem Schirmröhrchen auf die Hand. »Zur Strafe kommen Sie mit«, sagte sie, »damit Sie meine Trophäen tragen können. Und nun gehe ich auch ohne Schleier trotz der kleinen Augen.«
    Sie traten in das Gebäude.

30. Kapitel – Das Erdmuseum
    D ie einströmende Menge verteilte sich in den weiten Räumlichkeiten des Erdmuseums, so daß Isma und Ell zwar nirgends allein, aber doch nicht gerade beengt waren. Isma wollte gern sehen, was an der Erde die Aufmerksamkeit der Martier besonders fessele, und wandte sich daher solchen Gängen und Sälen zu, in denen sich die Hauptmasse der Besucher zusammendrängte; Ell folgte ihr und musterte wie sie nicht weniger die Beschauer als die Gegenstände. Ein riesiger Saal enthielt in historischer Darstellung eine vollständige Entwicklung der Raumschiffahrt. Ell hätte sich gern hier näher in die Einzelheiten vertieft, aber Isma interessierte sich wenig dafür und drängte weiter. Ein Wandelpanorama, das eine Reise nach der Erde darstellte, ließen sie beiseite liegen und hielten sich nur kurze Zeit bei der Darstellung des Luftexports von der Erde auf. Die Maschinen, die den Menschen auf der Polinsel nicht zugänglich gemacht worden waren, arbeiteten hier vor ihren Augen in gefälligen Modellen. Sie sahen, wie die Luft in starke Ballons gepumpt und im leeren Raum zum Erstarren gebracht wurde. Die gefrorenen Luftmassen hatten das Aussehen von bläulichen Eiskugeln und die Dichtigkeit des Stahls.
    Sehr dürftig war die Sammlung der pflanzlichen und tierischen Produkte der Erde, da sie nur aus den polaren Regionen stammte. Was der ›Glo‹ mitgebracht hatte, war noch nicht dem Museum übergeben worden. Dagegen hatte man schon die Nachrichten, Gegenstände und Abbildungen verwertet, die Jo im ›Meteor‹ von der Tormschen Expedition mitgebracht hatte. Hier drängten sich die Zuschauer dicht zusammen, und Isma und Ell waren gezwungen, ihrem langsamen Zug zu folgen. Es berührte sie ganz seltsam, als sie hier Grunthe und Saltner in verschiedenen lebensgroßen Aufnahmen vor sich sahen und auf dem Tisch eine Reihe von Ausrüstungsstücken, Kleidern und Kleinigkeiten ausgebreitet bemerkten, die Grunthe den Martiern überlassen hatte. Isma mußte an sich halten, um sich nicht einzumischen, als sie die Bemerkungen der Martier und die Scherze vernahm, die sie über die Menschen und ihre Industrie machten.
    Plötzlich faßte sie Ells Arm und drückte ihn, daß es schmerzte.
    »Was gibt es?« fragte er.
    »O sehen Sie!«
    Eine Gruppe von Herren und Damen musterten eine Photographie.
    »Eine weibliche Bat!« sagten sie. »Sie ist hübsch«, meinten die einen.
    »Viel zu mager«, die andern.
    Es war Ismas Bild. Die Photographie hatte sich unter Torms Effekten gefunden und war mit andern Kleinigkeiten hierhergekommen.
    Die neben Isma stehende Dame, die sie eben zu mager gefunden hatte, warf zufällig einen Blick auf ihr Gesicht. Sie stutzte und stieß ihre Nachbarin an. Ell sah, daß man auf seine Begleiterin aufmerksam wurde. Die Umstehenden wurden still.
    »Kommen Sie«, sagte er hastig zu Isma. »Man erkennt Sie.«
    Er zog sie fort, beide drängten sich durch das Gewühl. Sie wandten sich nach einer Stelle, wo das Gedränge geringer war, und glaubten plötzlich auf dem Dach der Polinsel zu stehen. Das Panorama des Nordpols breitete sich in naturgetreuer Nachahmung vor ihnen aus. Dicht zu ihren Füßen schien das Meer zu branden. Das Jagdboot der Martier lag zur Abfahrt bereit – zwei Eskimos lösten das Seil, das es am Ufer hielt. Im Boot saßen Martier mit ihren Kugelhelmen. Und dort – auf der andern Seite –, da standen Grunthe und Saltner, wie sie leibten und lebten. Grunthe, mit zusammengezogenen Lippen, schrieb eifrig in sein Notizbuch, Saltner sah lächelnd einer verhüllten Gestalt nach, die auf zwei Krücken dahinschlich und die Wirkung der Erdschwere auf die Martier veranschaulichen sollte.
    »Da sind unsre Freunde!« rief Ell, wirklich überrascht. Es waren meisterhaft nachgebildete Figuren.
    Isma stand lange still. Die Plattform begann sich mit andern Besuchern zu füllen. »Wir wollen lieber gehen«, sagte sie. »Hier unten scheint

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