Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
Vom Netzwerk:
gleichwertige Arbeitskraft konnte man in dem geeigneten Apparat daraus entwickeln. Diese Währungseinheit hieß ein ›Eck‹ und war zugleich das Zehntausendfache der Strahlungseinheit. Man pflegte sich ein bis zwei Zentigramm, fünfzig bis hundert Mark, in die im Kleinverkehr gebräuchliche Münze einzuwechseln, was in jedem offenen Geschäft geschehen konnte.
    Die Personenbeförderung auf den Radbahnen, die aber nur auf Strecken über dreihundert Kilometer stattfand, war sehr bequem, und Saltner wußte damit Bescheid. Um Fahrpläne, Anschlüsse und dergleichen brauchte man sich nicht zu kümmern. Die Beförderung war ungefähr in derselben Weise geordnet wie diejenige der Briefe auf der Erde. Die Überführung der Passagiere an den Kreuzungsstrecken fand ohne Zutun derselben auf dem kürzesten Weg durch die Bahnverwaltung statt.
    Saltner begab sich nach der nächsten Station, die er mit Hilfe der Stufenbahn in einer Viertelstunde erreichte. Hier standen, in langen Reihen aufgestellt, die Reisecoupés; Schalter, Billets, Schaffner, alles dies gab es nicht. Ein einziger Beamter achtete darauf, daß, sobald eine Anzahl Coupés besetzt war, sofort neue herbeigeschoben wurden. Jede Person nahm ein solches Coupé für sich in Anspruch. Sie waren etwa einundeinviertel Meter breit, zweieinhalb Meter lang und drei Meter hoch. Sie bildeten also eine Kammer von ausreichender Größe für eine Person und waren mit allen Reisebequemlichkeiten versehen. Ein Handgriff genügte, um den vorhandenen Sessel und Tisch in ein bequemes Bett zu verwandeln. Auch ein Automat, der gegen Einwurf der betreffenden Münzen Speise und Trank lieferte, fehlte nicht. Der Eingang zum Coupé war von der schmalen Seite aus. Sie standen auf Gleitkufen und wurden vor Abgang der Züge geräuschlos auf die Wagen der Radbahn geschoben.
    Saltner trat vor ein unbesetztes Coupé, zog einen Thekel, eine Goldmünze im Wert von etwa zehn Mark, aus der Tasche und steckte sie in die hierzu angebrachte Öffnung an der Tür. Die bisher verschlossene Tür sprang auf, und Saltner trat ein. Die Zeit des Eintritts markierte sich selbsttätig an der Tür, und Saltner hatte nunmehr das Recht erhalten, sich einen vollen Tag lang in dem Coupé aufzuhalten und hinfahren zu lassen, wohin er Lust hatte.
    Aus einem im Wagen befindlichen Kästchen nahm er ein kleines Kärtchen, um die Adresse seines Coupés, sein Reiseziel, daraufzuschreiben. Jetzt stutzte er einen Augenblick. Genügte auch die Angabe ›Mari Sei‹? Wenn es vielleicht noch ein anderes Mari gab, und er, statt in der Nähe des Südpols, sich am Äquator oder am Nordpol wiederfand? Aber das Coupé war selbstverständlich mit der erforderlichen Bibliothek versehen. Es fand sich da das Meisterwerk statistischer und tabellarischer Kunst, das Mars-Kursbuch, in welchem die Beförderungszeiten, Wege und Reisedauer angegeben waren. Durch eine höchst scharfsinnig konstruierte, verschiebbare Tabelle konnte man die Wegdauer zwischen je zwei beliebigen Stationen sofort finden. Als Saltner ›Mari‹ nachschlug, fand er, daß es allerdings noch einen Bezirk gleichen Namens auf der nördlichen Halbkugel gab und daß er die Bezeichnung ›Gol‹ beizufügen hatte. Er schrieb also die Adresse auf das kleine Kärtchen und steckte dies in einen hierzu bestimmten Rahmen im Innern der Tür. Dadurch erschien die Adresse stark vergrößert und hell beleuchtet außen an der Tür. Ein leises Summen begann gleichzeitig. Dies dauerte so lange, bis der Wagen die Station verlassen hatte, und diente als Merkzeichen für den Reisenden, daß er nicht etwa bei der Abholungszeit übersehen war. Wenn es wieder begann, so war es das Signal, daß das Reiseziel nach Angabe der Adresse erreicht war.
    Saltner hatte aus dem Kursbuch ersehen, daß seine Reise acht Stunden in Anspruch nehmen würde, denn die Entfernung betrug etwa 3000 Kilometer. Es war jetzt bald Mitternacht, er traf also am Vormittag ziemlich zeitig auf der Station Mari ein. Übrigens brauchte er sich nicht darum kümmern, ob er zur rechten Zeit erwache, da sein Coupé so lange auf der Station halten blieb, bis er die Adresse entfernt hatte oder der ganze bezahlte Tag abgelaufen war. Aber er wußte nicht, wie weit er noch von der Bahnstation nach Las Wohnort habe. Darüber wollte er sich am Morgen während der Fahrt vergewissern, da die Bibliothek des Coupés genaue Reisehandbücher über alle Teile des Mars enthielt. Früher als am Nachmittag konnte er indessen nicht darauf rechnen,

Weitere Kostenlose Bücher