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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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nördlicher wie südlicher Richtung einige hundert Schritt breit hinzog. Sie war mit zahlreichen Baulichkeiten bedeckt, die meist elektrische Schmelzöfen enthielten. In der ganzen Längserstreckung der Terrasse lief ein Bahngeleis hin. Sie war eine Stufe am östlichen Abfall der Wüste Gol. Nach Westen hin erhob sich das Gebirge noch weiter und trug das Hochplateau der Wüste, die sich in einer Erstreckung von etwa 600 Kilometer von Norden nach Süden und 1000 Kilometer nach Westen hin ausdehnte. Über derselben glänzten, in ihren oberen Schichten hell beleuchtet, große Wolkenmassen, die sich in der Nacht gebildet hatten, jetzt aber schon unter den Strahlen der Sonne zu schwinden begannen.
    Als sich Saltner dem Tal zuwendete, bot sich ihm ein herrlicher Anblick. Sein Auge schweifte weithin über die Landschaft, die vom Widerschein der erleuchteten Nebel schwach erhellt war. Nur im Südosten erhob sich ein heller rötlicher Schimmer, das baldige Nahen der Sonne anzeigend. Zwischen dem grünlichen Grau der Baumkronen, auf die er hinabblickte, zogen sich, noch künstlich erleuchtet, die geradlinigen Streifen breiter Straßen hin. Am dunkeln, klaren Himmel standen die Sterne, einer aber von ihnen, gerade im Osten, strahlte mit besonders hellem Licht, ein glänzender Morgenstern. Saltner konnte sich von seinem Anblick nicht losreißen. Ein tiefes Heimweh ergriff ihn. Zum erstenmal seit seiner Landung auf dem Mars sah er die Erde wieder.
    Die Stimme des Bergmanns, der sich zu ihm gesellte, weckte ihn aus seiner Träumerei.
    »Nicht wahr«, sagte dieser, »das ist schön. Da unten sieht man das nicht vor lauter Bäumen, oder man muß erst zwischen die Maschinen auf die Dächer steigen. Jetzt ist die Ba am hellsten, Sie haben sie wohl noch nie so deutlich gesehen? Die letzten Monate hat sie zu nahe an der Sonne gestanden.«
    »Ich habe sie schon ganz in der Nähe gesehen«, sagte Saltner, »denn ich bin schon dort gewesen.«
    »So, so«, erwiderte der Bergmann lebhaft, »da sind Sie also ein Raumschiffer. Das freut mich, daß ich einmal einen treffe, ich habe nämlich noch keinen gesehen. Muß ein seltsames Handwerk sein! Sie kamen mir gleich so fremdartig vor, einen solchen Mantel sah ich noch nie.«
    »Der ist von dem Fell der Tiere, wie sie auf der Erde leben.«
    Der Bergmann befühlte neugierig das Pelzwerk.
    »Da sagen Sie mir doch«, begann er wieder, »ist es denn wahr, was die Zeitungen jetzt so viel schreiben, daß es dort auch Nume gibt? Ich meine, so wie wir, mit Vernunft?«
    »Etwas Vernunft mögen sie schon haben.«
    Der Bergmann schüttelte den Kopf. »Viel wird es wohl nicht sein«, sagte er. »Warum wären sie sonst nicht schon zu uns gekommen? Wir glauben nämlich hier nicht recht daran, daß dort viel zu holen ist, wir meinen, die Regierung nimmt nur jetzt den Mund recht voll, weil nächstes Jahr Wahlen zum Zentralrat sind. Da heißt es, wenn wir auf die Erde gehen, da können wir die Sonne sozusagen mit Händen greifen, da bekommen wir soviel Geld, daß jeder den doppelten Staatszuschuß erhält.«
    Saltner zuckte plötzlich zusammen und wandte sich ab. Ohne daß die Dämmerung sich merklich verstärkt hätte, hatte unvermittelt ein blendender Sonnenstrahl seine Augen getroffen. Das aufgehende Gestirn beschien die Terrasse, und bald verbreitete sich sein Licht auch über die tieferliegenden Lande.
    Der Bergmann verabschiedete sich, er müsse nun an die Arbeit. Saltner begleitete ihn noch ein Stück. So stark wirkte die Sonnenstrahlung, daß schon jetzt Saltner seinen Pelz nicht ertragen konnte. Er ließ ihn auf der Station zurück.
    Die Nebel von den Höhen hatten sich verzogen. Saltner wandelte die Lust an, die felsigen Abhänge hinaufzuklimmen. Das Steigen in der geringen Schwere des Mars schien ihm ein Kinderspiel. Zunächst aber ging er mit dem Bergmann bis an den Eingang des Stollens, in welchem dieser zu tun hatte. Überall sah man auf der Terrasse diese Öffnungen, die zu den Mineralschätzen des Berges führten.
    Im Gespräch erfuhr Saltner, daß der Bergmann auf einige Zeit unten im Lande gewesen war, um seinen Sohn zu besuchen, der auf der Schule studierte, und daß man sich hier in der Tat wieder ganz andere Vorstellungen von der Erde machte als im politischen Zentrum des Planeten. Man glaubte, daß man nur nach der Erde zu gehen brauche, um alsbald mit unermeßlichen Schätzen zurückzukehren. Die Jugend hatte sich daher massenhaft gemeldet, um nach der Erde mitgenommen zu werden. Der

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