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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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Morgen aufwachten, stand ihr Haus viele Hunderte von Kilometern entfernt. Nun war die Bahn wieder frei. Die Straße lag, von den breiten Streifen des Fluoreszenzlichtes an beiden Seiten erleuchtet, hell vor ihm. Noch eine Minute, und sein Schlitten war vor ihrem Haus. Ob er sie heute noch würde sprechen können? Es war schon ziemlich spät geworden. Ob er nicht seinen Besuch auf morgen aufschieben sollte? Er hatte eine dringende Bitte an sie, aber wie, wenn sie sich dadurch beleidigt fühlte? Er mochte gar nicht daran denken, daß auch La ihn abweisen könnte.
    Da war das Nachbarhaus, an seinen tulpenartig aufragenden Erkern kenntlich, und hier –. Er hielt den Schlitten an. Frus Haus war verschwunden, die Stelle war leer. Saltner traute seinen Augen kaum. La war wirklich fortgezogen, ohne ihn zu benachrichtigen?
    Auf dem Rasenplatz, wo das Haus gestanden hatte, zeigte sich eine Tafel. Sie enthielt nur die Worte:
    »Verzogen 29,36 nach Mari, Sei 614.«
    Saltner stand ratlos. 29,36 – das war die Zeit der Abreise. Er verglich den Kalender, den er sich zur Umrechnung der martischen Zeit angelegt hatte, da ihm das duodezimale Zahlensystem und die Angabe der Stunden und Minuten in Bruchteilen immer noch Schwierigkeiten machte. Seine Uhr zeigte 29,37 – das war ein Unterschied von zehn Minuten –, vor zehn Minuten erst hatte der Transport des Hauses begonnen. So war es gewiß Las Wohnung gewesen, die er an sich hatte vorüberschieben sehen. Sie konnte noch nicht weit fort sein. Wenn er seinen leichten Schlitten in volle Eile versetzte, konnte er den Transport vielleicht noch einholen, ehe er die Gleitbahn erreichte, die ihn dann mit größter Geschwindigkeit davontrug. Schon wandte Saltner sein Fahrzeug – doch – was hätte dies genutzt? Er konnte doch La nicht in der Nacht aus dem Schlaf stören. Nachreisen konnte er auch morgen noch. Er notierte sich die Adresse. Mari – er wußte freilich nicht, wo dieser Staat oder Bezirk lag, ob die Entfernung groß sei – doch das läßt sich ermitteln. Also nach seiner Wohnung! Er war seit Mittag nicht zu Hause gewesen. Gewiß, zu Hause würde er auch Aufklärung finden, warum La so plötzlich verzogen war.
    Saltners Wohnung war ganz in der Nähe. Als er die Tür öffnete, flammten die Lampen im Haus auf, und das erste, was er beim Eintritt ins Zimmer erblickte, war ein Zettel mit den deutschen Worten: ›Ich sprach ins Grammophon. La.‹
    Saltner eilte an das Instrument und löste den Verschluß. Das leichte Klopfen ertönte, womit der Beginn der Rede angezeigt wird. Dann vernahm er Las melodische, tiefe Stimme, er glaubte sie vor sich zu sehen, wie sie mit zärtlichem Vorwurf sagte:
    »Wo stecktest du denn, mein geliebter Sal, dreimal habe ich dich angerufen, bei Frau Torm habe ich dich gesucht – du warst aber fortgegangen und sie gleichfalls, da bin ich in deine Wohnung geeilt, wo du auch nicht bist, und jetzt habe ich nur noch Zeit, dir schnell ein paar Worte ins Grammophon zu sagen, damit du nicht denkst, deine La wäre dir ohne Abschied davongegangen. Denn höre nur! Wir ziehen in einer halben Stunde nach Mari, Sei 614. Mari liegt ziemlich weit von hier nach Südwesten, am östlichen Rand der Wüste Gol. Gern tu ich’s nicht, wie gern wäre ich bei dir geblieben in unserm schönen Kla! In Mari ist es kühler, und das lockt meine Mutter. Aber der Hauptgrund ist ein anderer. Ihr bösen Menschen seid an allem schuld! Auf Gol werden die Versuche zum Schutz der Luftschiffe gegen die Geschütze der Menschen abgehalten, und dort kommt der Vater noch einmal hin, so daß wir vor seiner Erdreise noch Abschied nehmen können. Bis hierhin würde es zu weit sein für ihn. Dort werden wir auch Se noch einmal sehen. Leb also wohl, mein lieber Freund! Wir können alle Tage miteinander sprechen. Morgen zwischen drei und vier werde ich dich ansprechen, sei also zu Hause. Ich erwarte dich vorläufig nicht in Sei, man würde deine Reise dahin nicht gern sehen. Aber wenn erst die Raumschiffe fort sind und mehr Ruhe bei uns herrscht, dann wirst du uns hoffentlich besuchen. Also auf Wiederhören morgen! Deine La.«
    Saltner hatte mit angehaltenem Atem gelauscht. Nun stellte er den Apparat zurück und ließ sich die Abschiedsworte Las noch einmal sagen. Dann dachte er lange darüber nach. Allerlei Fragen drängten sich ihm auf.
    An die Wüste Gol erinnerte sich Saltner; La hatte sie ihm gezeigt, als das Raumschiff, das ihn nach dem Mars brachte, sich der Außenstation näherte. Sie war

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