Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern
nicht bewältigen, die ihn bedrückte und seine ganze Tatkraft in Anspruch nahm. Er fühlte, wie eine nervöse Abspannung sich seiner bemächtigte, deren er nicht Herr zu werden vermochte. Selbst zu einem Besuch bei Isma, nach welchem er sich sehnte, hatte er noch nicht Zeit finden können.
Die Übergriffe der Beamten hatten sich wiederholt. Es war nicht immer ein krankhafter Zustand, ausgesprochener Erdkoller, wie bei Oß, der dazu Veranlassung gab, sondern eine schärfere Tonart begann Platz zu greifen, die leicht zu Konflikten führte. Und dies kam daher, daß die auf der Erde angestellten Nume eine starke Partei auf dem Mars hinter sich wußten. Die Antibaten, welche auf ein härteres und entschiedeneres Vorgehen gegen die Menschen als eine untergeordnete und nur durch Gewalt zu zügelnde Rasse drangen, hatten im Parlament wie im Zentralrat an Einfluß gewonnen. Ells Tätigkeit bot ihnen einen willkommenen Angriffspunkt, auf den sie zunächst ihre Kräfte richteten. Die Strenge, mit welcher Ell jedem Übergriff der Instruktoren und Beamten entgegentrat, wurde in der Presse in übertriebener Weise erörtert und als eine Voreingenommenheit für die Menschen hingestellt und getadelt. Die Absetzung von Oß, die sofort nach der vom Wiener Unterkultor vorgenommenen Untersuchung verfügt worden war, wurde besonders aufgebauscht, da Oß eine angesehene und als Techniker um den Staat verdiente Persönlichkeit war. Schon daß sich Saltner durch die Flucht auf die Berge der Strafe entzogen hatte, war als ein Zeichen von Nachlässigkeit gedeutet und Ell zum Vorwurf gemacht worden. Unter diesem Druck, auf den Ell nicht Rücksicht nehmen wollte, hatte der italienische Kultor das Kriegsschiff zur Verfügung gestellt, um Saltner aufzusuchen.
Die gegen die Menschen gerichtete Strömung auf dem Mars war ja nichts Neues. Ell hatte stets mit ihr rechnen müssen, und er hatte ihr Anwachsen mit Besorgnis verfolgt. Doch vertraute er fest auf die Macht der Vernunft in den Numen und die Reinheit seiner eigenen Absichten, und in diesem Glauben hatte ihn Isma aus innerstem Herzen bestärkt. Jetzt aber begannen die direkten Angriffe auf ihn offener hervorzutreten, und er hatte zu seinen übrigen Arbeiten seine Verteidigung in der Presse zu führen. Ein lebhafter Wechsel von Lichtdepeschen, die alle über den Nordpol nach dem Mars gingen, fand zwischen Berlin und Kla statt.
Aber ganz ohne Einfluß auf Ell war dieser vom Mars, das heißt von einem Teil seiner Bevölkerung ausgeübte Druck doch nicht geblieben. Er sah sich veranlaßt, die ihm zu Gebote stehenden Machtmittel rücksichtsloser zu gebrauchen, und je mehr ihn das Mißverständnis und der Tadel seiner Handlungen verdroß, um so mehr gewöhnte er sich, auf seine eigenen Entscheidungen und Entschlüsse zu vertrauen und jede anderweitige Beratung abzulehnen. Mit Erschrecken sagte er sich zuweilen im stillen, daß die Furcht, er werde dahin kommen, sein Kultoramt in autokratischer Weise zu handhaben, nicht unberechtigt sei. Und immer wieder nahm er sich vor, unter keinen Umständen sich dazu drängen zu lassen, als Selbstherrscher zu verfahren oder den antibatischen Forderungen nachzugeben.
Der einflußreichste Teil der Martier ging ja, wie bei der Besitznahme, so auch bei der Behandlung der Erde von rein idealem Gesichtspunkt aus. Die Kultur des Mars, den Geist der Numenheit auf der Erde zu verbreiten, war ihr Ziel; eine Beherrschung der Menschheit, soweit sie notwendig schien, nur ein vorübergehendes Mittel, eine Art notwendigen Übels. Aber gerade hier verstimmte es vielfach, daß die Menschen im großen und ganzen so wenig Entgegenkommen und Verständnis für das zeigten, was die Martier ihnen bringen wollten. Man erkannte wohl Ells Tätigkeit in gewisser Hinsicht an, aber man hielt seinen Weg doch für etwas umständlich. Die Hebung der Bildung konnte natürlich nur allmählich geschehen, und sie war die notwendige Vorbedingung für das Gelingen des zivilisatorischen Werkes, das die Nume an der Erde ausführen wollten. Aber man meinte, daß eine entschiedenere Wegräumung der Hindernisse hinzukommen müsse. Ein solches Hindernis sah man in Deutschland noch immer vor allem in der politischen Übermacht der reaktionären Parteien. Man verlangte einen entschiedenen Bruch mit den oligarchischen Traditionen, die sich von dem Gedanken einer bevorzugten und herrschenden Klasse nicht trennen konnten. Man wünschte hier ein entschiedenes Vorgehen, das aber wieder ohne Anwendung von
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