Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern
herantrotten, zwei große vierfüßige Tiere, wie wir sie noch nie gesehen hatten. Es waren, was Sie Eisbären nennen, aber damals wußten wir noch nicht, was das heißen will, wenn man ihnen waffenlos begegnet. Waffen hatten wir überhaupt nicht mit, nur die langen, mit Eisenspitzen versehenen Stangen, mit denen wir unsern Schlitten dirigierten und ihm nachhalfen. Noch niemals war uns auf dieser öden Erdfläche, außer einigen Vögeln, irgendein Tier begegnet. Von Raubtieren, die dem Numen gefährlich sind, wußten wir überhaupt nichts als aus den alten Überlieferungen der Vorzeit, da es solche auf dem Mars noch gegeben haben soll. Aber als diese Bestien, sobald sie uns erblickten, mit gierigen Augen auf unsern Schlitten zutrabten, dachten wir uns doch, daß die Sache nicht geheuer sei. Wir konnten freilich nichts tun, als mit unsern Picken die Fahrt unsres Schlittens beschleunigen, wobei wir dem Wind das Beste überlassen mußten. Ließ der Wind einen Augenblick nach, so mußten uns die Bären den Weg abschneiden. Es war eine fatale Situation, doch sahen wir dieselbe nicht als besonders bedenklich an, da wir glaubten, ihnen mit unsern Stöcken gewachsen zu sein. Wir waren jetzt nur noch hundert Meter von der Strickleiter entfernt, und man war bereits vom Schiff aus auf uns aufmerksam geworden. All selbst und zwei Mann, mehr hatten an der Luke nicht Platz, standen mit Gewehren bereit, denn damit war die Expedition für alle Fälle versehen. Sie wagten aber nicht zu schießen, weil das Schiff an dem langen Tau stark hin- und herschwankte und die Bären jetzt so dicht an dem Schlitten waren, daß wir selbst hätten getroffen werden können; ein sicheres Zielen war ja nicht möglich. Zudem hatten wir auch noch keine Erfahrung, wie Luftwiderstand und Schwere auf der Erde unsere Geschosse ablenken. Das Telelyt war damals noch nicht für Handwaffen im Gebrauch.
Ich stand vorn am Schlitten. Die Gefährten riefen mir zu, direkt auf die Strickleiter zu halten und sie sofort zu erfassen. Wir durften ja die Geschwindigkeit des Schlittens nicht mäßigen. Es handelte sich noch um Sekunden. Da stößt der Schlitten an irgendein kleines Hindernis und wird von seinem Weg abgelenkt. Ich fürchte, daß ich die Strickleiter verfehle, und renne den Stock so stark in das Eis, daß er mir aus der Hand gerissen wird. Wir sausen an der Leiter vorbei. Da pfeift es über uns, und der eine Bär wälzt sich in seinem Blut. Durch die Wendung des Schlittens hatte All zum Schuß kommen können. Der andere aber ist unmittelbar am Schlitten. Unglücklicherweise stechen die beiden zuletzt Stehenden mit ihren Picken nach ihm. Der Bär ist verwundet, aber mit einem Tatzenschlag hat er den armen Tam vom Schlitten gerissen. Er erfaßt ihn an seinen Kleidern und trabt mit ihm davon.
Inzwischen war All mit einer Anzahl bewaffneter Leute die Leiter herabgestiegen, und wir hatten den Schlitten zum Stehen gebracht. Der Bär aber lief mit seiner Beute so schnell, daß All ihm nicht folgen konnte; Sie wissen ja, daß wir schwer an uns zu tragen haben, wenn wir uns auf der Erde bewegen sollen. Zu schießen wagte All nicht um Tams willen; wenn auch dieser nicht selbst getroffen wurde, so wäre er doch verloren gewesen, sobald der Bär nicht sofort auf der Stelle tot war.
Unsre Bestürzung war groß. Wir suchten den Bären durch Schreien einzuschüchtern, aber er kümmerte sich um nichts. Die Entfernung zwischen ihm und uns vergrößerte sich schnell.
›Wir können ihn nicht stellen‹, rief All, ›doch folgen müssen wir ihm. Ich gehe selbst, zwei Leute genügen zur Begleitung. Die andern zurück aufs Schiff!‹
Jetzt sahen wir, daß der Bär die Richtung auf unsern Arbeitsplatz am Pol einschlug. Unsre Gefährten an der Winde hatten ebenfalls den Vorgang bemerkt. Sie stellten die Arbeit ein und beratschlagten offenbar, ob sie sich dem Schlitten anvertrauen oder auf das Gerüst flüchten sollten, das über der Winde erbaut war. Da der Bär sich schnell näherte, so wählten sie das letztere. Auch sie suchten den Bär durch Lärm zu verscheuchen, aber vergebens.
Als All erkannte, daß der Bär auf die Arbeiter an der Winde zulief, hieß er jeden seiner Begleiter noch ein Gewehr mitnehmen, um sie womöglich ihnen zuzustellen. All hatte noch nicht die Hälfte des Weges zurückgelegt, als der Bär bereits bei der Winde ankam. Wir waren inzwischen, mit Ausnahme Alls und seiner Begleitung, in das Schiff zurückgekehrt und beobachteten von dort den Vorgang.
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