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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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Die Leute auf dem Gerüst ärgerten offenbar den Bären. Er ließ Tam am Fuß des Gerüstes liegen, setzte sich auf die Hinterbeine und schlug seine Tatzen in die Winde ein, als wolle er sie umreißen. Kaum hatte All bemerkt, daß Tam nicht mehr geschleppt wurde, als er auf etwa fünfhundert Meter auf den Bären anlegte. Einen Augenblick zögerte er noch, um eine günstigere Stellung abzuwarten. Da schien es, als wolle der Bär von der Winde ablassen und sich wieder seiner Beute zuwenden.
    All drückte los.
    Eine Sekunde später sahen wir den Bären zusammenstürzen. Mehr sahen wir nicht. Im Moment darauf erhielten wir einen Stoß, daß wir alle übereinander fielen. Als wir uns aufrafften, fanden wir das Raumschiff um wenigstens fünfzig Meter gehoben und vom Wind mit großer Geschwindigkeit davongetrieben. Es war nicht anders denkbar, als daß Alls Kugel das dünne Tau zerschnitten, der Druck des Windes es vollends zerrissen hatte.
    Der erste Steuermann übernahm das Kommando. Aber es war sehr schwierig, etwas zu tun.
    Die Anker heraus und tiefer!
    Das Schiff streifte in drohender Nähe des Eises hin. Wenn die Anker nicht bald faßten, so war keine Aussicht, die Gefährten wiederzusehen.
    Aber die Anker tanzten über die völlig glatte, hart gefrorene Fläche des Eises hin, ohne zu fassen. Glücklicherweise leistete uns das lange Seil ausgezeichnete Dienste, an welchem wir das Schiff nach dem Pol hinbugsiert hatten. Es diente uns jetzt als Schleppseil, indem wir es in einer Länge von fast tausend Meter nachzogen. Von Minute zu Minute hofften wir über Spalten zu kommen, in denen es sich vielleicht verfangen könne. Leider wurde der Wind immer stärker und steigerte sich zum Sturm. Wir wußten aus der Karte, daß es nicht mehr lange dauern konnte, bis wir zu der Stelle gelangten, an der das Eisfeld in steilem Abfall nach dem Meer hin abstürzt. Vorher freilich mußten große Bruchspalten kommen, und darauf setzten wir unsre Hoffnung.
    Fast eine Stunde mochten wir so dahingerast sein, schon sahen wir in der Ferne das Meer auftauchen – da kamen auch die Spalten. Würde das Tau sich verfangen? Die Anker nutzten uns nichts mehr, denn die Oberfläche des Eises wurde jetzt so unregelmäßig, daß wir uns höher erheben mußten, um nicht gegen einen Vorsprung geschleudert zu werden, und die Ankerseile waren nur kurz. Da, endlich gibt es einen Ruck, daß wir taumeln – doch die Fahrt geht wieder weiter – aber jetzt, jetzt halten wir an, das Seil hat sich gespannt! Doch was ist das? Ein furchtbarer Windstoß von oben drückt unser Schiff nach dem Boden zu; da wir dem Sturm nicht mehr folgen, drängt er uns hinab, das Schiff prallt gegen den Boden und erhebt sich aufs neue – noch ein solcher Stoß, und wir sind verloren. Wir müssen steigen, wir machen uns schwerelos und heben uns in die Höhe. Aber war die Hebung zu stark oder hat die veränderte Richtung das Seil aus der Spalte gelöst – kurzum, es gibt nach, wir schnellen in die Höhe, das Seil hängt frei herab, und wir folgen wieder dem Sturm – wir schweben über dem Absturz des Gletschers, vor uns das wütende, mit Eisschollen erfüllte Meer. – Jetzt blieb nichts übrig, als nach oben zu entfliehen, in höhere Schichten der Atmosphäre. Wir wußten aus der Karte, daß wir eine breite Meeresbucht zu überfliegen hatten, jenseits deren sich hohe feuerspeiende Berge erheben. Schon sahen wir von unsrer Höhe ihre Rauchwolken am Horizont. Wir fliegen immer direkt nach Norden auf einem Meridian, der in der Richtung nach der großen Insel hinläuft, die Sie, wie ich aus Ihrer Karte gesehen habe, Neuseeland nennen. An Landung konnten wir nicht mehr denken, wir mußten hinauf. Aber dazu mußten wir noch eine schwere Arbeit vollbringen, an die ich nicht gern denke. Das Netz um unser Schiff mit dem langen Seil mußte fort. Denn was außerhalb unsrer Kugel ist, können wir nicht diabarisch machen, es hätte unsre Bewegung im Raum gehindert. Ich war der Jüngste, ich mußte in der untern Luke hängend das Seil kappen; dann wurden von oben die Verbindungen des Netzes gelöst, und ich hatte die Aufgabe, die Seile nach unten zu ziehen. Dabei herrschte hier oben eine Kälte, daß das Quecksilber gefror. Glücklicherweise behalten die Lisseile ihre Geschmeidigkeit, sonst wäre die Arbeit unmöglich gewesen. Ich wundere mich noch heute, daß ich nicht abgestürzt bin, denn ich mußte in der Erdschwere arbeiten.
    Endlich war auch das geschehen. Die Luken wurden geschlossen,

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