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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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würden, weiß ich nicht und geht mich auch nichts an. Sie aber können sich höchstens den Vorwurf machen, unklug gehandelt zu haben.«
    »Also meinen Sie, ich müßte ihn begleiten?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich habe nur unter Ihrer Voraussetzung gesprochen, daß er mit Ihnen sicherer reise. Das ist aber doch erst zu untersuchen.«
    »Was raten Sie mir?«
    »Zunächst die Entscheidung der Martier abzuwarten. Sie wissen ja noch gar nicht, ob Ihnen die Mittel zur Abreise gewährt werden können. Erst wenn Sie diese Mittel kennen, vermögen Sie zu entscheiden, ob Ihre Begleitung entbehrlich ist. Und wenn sie entbehrlich ist, so würde ich mich sehr freuen, Sie mit zu uns zu nehmen.«
    »Ich rechne auf Ihre Hilfe. Lassen sie unsern Ballon auf das innere Inseldach schaffen!«
    »Das geht nicht, bevor Sie die Erlaubnis der Regierung haben –«
    »Und die Ihrige würde ich erhalten? Ich meine, Sie würden mich nicht für unwürdig Ihrer Freundschaft halten, wenn ich Ihrem Wunsch nicht entspräche, nach dem Mars –«
    »Was habe ich Ihnen gesagt, Saltner? Das wäre keine Liebe, die unfrei machte.«
    »Se, wie glücklich machen Sie mich!« Saltner ergriff zärtlich ihre Hände.
    »Jetzt sind Sie wieder der alte Saltner! Kaum ist die Angst von ihm genommen, ich könnte ihm böse werden, wenn er etwas Vernünftiges tut, so ist er wieder seelenvergnügt. Und ich habe wirklich geglaubt, Sie wären so ernsthaft, weil es sich um Ihre Pflicht handelt –«
    »Das ist nicht Ihr Ernst, Se, Sie kennen mich besser!«
    »Gar nicht kennt man euch Menschen! Wozu denn überhaupt erst traurig? Was wollen Sie übrigens über dem Strich?«
    »Sehen Sie, Se, Sie sind auch nicht vollkommen – ich meine, nicht so absolut vollkommen –«
    »Ich begreife!«
    »Sie haben gar nicht gemerkt, daß ich schon eine Viertelstunde lang neben Ihnen sitze – ich habe gestern das Balancieren gründlich gelernt.«
    »Ach, gestern! Bei La?«
    »Ja, sagen Sie, was ist das? Wo ist sie heute? Wo waren Sie gestern? Was ist das mit dem Spiel, von dem Sie sprachen? Ich bitte Sie, Se –«
    Aber seine weiteren Fragen wurden abgeschnitten. Ra, der Leiter der Station, trat in das Zimmer. Er hatte eine amtliche Mitteilung zu machen. Der Regierungskommissar, welcher mit dem ›Glo‹ angekommen war, ließ Grunthe und Saltner zu einer offiziellen Konferenz bitten, um drei Uhr. Er würde sich vorher beehren, den Herrn seine private Aufwartung zu machen.
    Saltner erklärte sich natürlich bereit. Er werde sofort seinen Freund benachrichtigen. Schnell verabschiedete er sich von Ra und Se.
    »Ein ganz ehrliches Spiel!« flüsterte Se ihm zu, als sie ihm die Hand zum Abschied reichte. »Und nun Kopf oben! Einschüchtern brauchen Sie sich nicht zu lassen!«
    Eilig teilte Saltner das Wesentlichste aus seiner Unterredung mit Se Grunthe mit und benachrichtigte ihn von dem bevorstehenden Besuch.
    Kaum hatte Grunthe Zeit gefunden, seine Toilette einigermaßen in Ordnung zu bringen, als auch die Deutschen schon gebeten wurden, sich im Empfangszimmer einzufinden. Fast gleichzeitig mit ihnen trat der Kommissar, von Ra geleitet, ein.
    Seine Persönlichkeit machte auf Grunthe und Saltner einen tiefen Eindruck. Er war größer als alle Martier, die sie bisher gesehen hatten, und überragte sogar um ein weniges noch die lange Gestalt Grunthes. Ein stattlicher weißer Bart gab ihm ein ehrwürdiges Aussehen. Seiner Haltung und seinem Blick war zu entnehmen, daß man es mit einem vornehmen Mann zu tun hatte, der gewohnt war, sowohl zu repräsentieren als zu dirigieren. Aber aus seinen großen dunklen Augen sprach ein Vertrauen erweckendes Wohlwollen, man war überzeugt, daß dieser Mann bei seinen Anordnungen niemals an sich selbst dachte, sondern nur an das Wohl derer, die er zu vertreten hatte.
    Ill, dies war sein Name, zeigte sich bis in alle Einzelheiten über die bisherigen Vorgänge auf der Insel unterrichtet. Er bat um Entschuldigung, daß er sich seiner Muttersprache bedienen müsse und erkundigte sich in der liebenswürdigsten Weise nach dem persönlichen Wohlergehen der Gäste. Insbesondere sprach er in warmen Worten sein Bedauern über das Verschwinden des Leiters der Expedition aus. Es schien ihm unbegreiflich, daß man keine weiteren Spuren von Torm gefunden habe, und er meinte, daß das Binnenmeer und womöglich seine Umgebung noch einmal genauer durchsucht werden müsse. Er kam dann auf die Methode zu sprechen, wie sich die Deutschen das Martische angeeignet hätten,

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