Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern
herüber und hinüber. Grunthe warf Saltner einen Blick zu, und dieser flüsterte: »Sie behalten recht.« Er blickte nach Se hinüber, aber ihre Augen waren auf Ill gerichtet. Dieser erhob langsam und feierlich die rechte Hand und sprach:
»Kraft des Amtes, das der Wille der Nume mir übertragen hat, enthülle ich das heilige Symbol der Numenheit als das Zeichen des Gesetzes in Vernunft und Arbeit, dem wir gehorchen.«
Die Martier erhoben ihre Augen in andächtigem Aufblick nach einem Punkt, den Ills Hand ihnen zu weisen schien. Vergebens strengten Grunthe und Saltner sich an, das zu erblicken, was alle andern ehrfurchtsvoll erschauten. Sie vermochten nichts wahrzunehmen, wo die Wissenden in würdevollem Schweigen einer geheimnisvollen Erscheinung huldigten, die ihnen den Gedanken ihres Weltbürgertums repräsentierte.
Der Schauer des Unbegreiflichen erfaßte das Gemüt der Menschen. Grunthe starrte auf die ehrwürdige Gestalt, und wieder kam die Erinnerung an Ell über ihn. Saltner fühlte sich von dem Eindruck der ganzen Szene wie berauscht, er merkte, daß er die Gewalt über seine Entschlüsse verlieren würde, und richtete einen hilfesuchenden Blick auf Se.
Da ließ Ill seine Hand sinken, und die Martier begannen wieder sich zu bewegen. Nach kurzer Pause hob Ill ein Schriftstück in die Höhe und begann:
»Vernehmen Sie, Nume und Menschen, den Beschluß des Zentralrats.«
Jetzt blitzte Ses Auge zu Saltner hinüber. Instinktiv verstand er die Mahnung. Er stieß Grunthe an und flüsterte: »Reden Sie, ehe er liest!«
Aber auch dieser hatte schon begriffen, daß er sofort handeln müsse, und war bereits aufgesprungen. Alles dies vollzog sich momentan in der kurzen Pause, während deren Ill das Schriftstück entfaltete, und ehe er zu lesen begann, rief Grunthe: »Ich bitte ums Wort!«
Er hatte in der Erregung deutsch gesprochen. Seine laute Stimme tönte grell über den Saal, im Gegensatz zu dem auch in der feierlichen Rede halblauten Organ der Martier. Die ganze Versammlung wandte sich unwillig nach Grunthe um, und Ill warf einen erstaunten Blick auf ihn.
»Ich bitte ums Wort«, wiederholte Grunthe jetzt in der Sprache der Martier. »Ich bitte um Verzeihung, wenn ich Sie ersuche, mich vor der Verlesung des Beschlusses eines hohen Zentralrats der Marsstaaten zu hören, und ich bitte im voraus um Verzeihung, wenn ich aus Unkenntnis der Sprache mich vielleicht nicht völlig angemessen auszudrücken vermag.«
Ill nickte langsam mit dem Haupt. »Es liegt kein Grund vor«, sagte er, »unsern Gästen das Wort zu verweigern, wenn ich auch Ihre Antwort erst nach der Verlesung erwartet habe.«
»Ich aber und mein Freund«, fiel Grunthe schnell ein, »wir beantragen, die Verlesung zu unterlassen; wir protestieren gegen die Verlesung; wir fühlen uns nicht als kompetent, Beschlüsse des Zentralrats der Marsstaaten entgegenzunehmen.«
Auf den Gesichtern der Martier malte sich deutlich das Erstaunen über diese unerwartete Erklärung. Es herrschte ein bedeutsames Schweigen. Keinerlei Urteil machte sich geltend. Die Mißbilligung des kühnen Eingriffs, welchen ein armseliger Bat sich gegen die Beschlüsse der höchsten Behörde des Mars erlaubte, stritt bei den Martiern mit der Achtung vor der Entschiedenheit dieses offenen Bekenntnisses, doch überwog bei den meisten ein Gefühl des Mitleids. Diese armen Menschen wußten offenbar nicht, was sie sich erlaubten; man konnte sie wohl nicht ernst nehmen. Nur die nächsten Freunde der Deutschen ermutigten sie durch ihre beipflichtenden Blicke.
Ill richtete sein ruhiges Auge auf Grunthe und Saltner, der sich ebenfalls erhoben hatte, und fragte:
»Wollen die Menschen ihren Protest begründen?«
»Ich will es«, sagte Grunthe sofort. »Ich fühle tief die große Ehre, welche die Vertreter des Mars durch ihr freundliches Entgegenkommen den Bewohnern der Erde erweisen. Auch ich bin überzeugt, daß die Berührung der Bewohner dieser beiden großen Kulturplaneten ein weltgeschichtliches Ereignis ersten Ranges sein wird. Und mein Freund und ich sind allen Numen, denen wir bisher zu begegnen das Glück hatten, den herzlichsten Dank schuldig für die Rettung vom Untergang und für die gastfreundliche Aufnahme in ihrer Kolonie. Wir werden das nie vergessen.«
»Niemals«, sagte hier Saltner dazwischen.
Bei diesen warm gesprochenen Worten wurden die Blicke der Martier freundlicher. Grunthe fuhr sogleich fort:
»Als Menschen sprechen wir auch unsern ehrerbietigen Dank der
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