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Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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Wüste Gol hin, so daß er diese zur Rechten hatte. Um nach Sei zu gelangen, wo die Radbahn nicht anhielt, mußte er von der Station aus die letzten hundert Kilometer auf der Stufenbahn zurückfahren. Da ihm die Wege und die Lage der Wohnung Las nicht genau bekannt waren, mußte er eine Stunde auf den Weg von der Station bis zum Haus rechnen. Es blieben ihm also noch ungefähr sechs Stunden zur freien Verfügung, da er nicht eher bei La eintreffen wollte, als zu der Zeit, die sie zur telephonischen Unterhaltung bestimmt hatte. Er nahm an, daß sie diese Zeit gewählt habe, weil sie dann sicher in ihrem neuen Wohnort angekommen sei.
    Das Fenster seines Coupés, welches der Tür gegenüberlag, sah nach Osten. Noch konnte er keinen Schimmer der Dämmerung erkennen, die freilich auf dem Mars nur kurz und schwach war. Dennoch lag über der Gegend ein rötliches Licht, das er sich nicht erklären konnte. Die Monde des Mars gaben keinen derartigen Schein. Wo die Reihe der Häuser, unter denen der Zug fortraste, unterbrochen war, und das war in dieser Gegend mehrfach der Fall, sah er, daß das rötliche Licht von Westen her auf die hier weniger dicht belaubten Riesenbäume einfiel. Um nach der Seite zu sehen, auf welcher die Wüste Gol lag, mußte Saltner die Tür seines Coupés öffnen. Sie führte auf den schmalen Wandelgang, der sich durch den Wagen hinzog. Hier konnten die Insassen der Coupés sich ergehen. Hier sah man durch die großen Fenster, als der Zug eine Häuserlücke passierte, die Felsenmauern der Wüste dunkel aufragen, über ihnen aber lag eine rosig glänzende Lichtschicht. Die Nebel über der Wüste, in ihrer Höhe von mehreren tausend Metern, waren bereits von der Morgensonne beleuchtet.
    Der Beamte, welcher den Radwagen begleitete, durchschritt den Wandelgang und sagte zu jedem der wenigen sich hier aufhaltenden Passagiere leise: »Bitte einzusteigen.« Der Zug näherte sich der Station, und während des Haltens auf dieser mußte sich jeder in seinem Coupé befinden, er verlor sonst das Recht der Weiterbeförderung. Denn sobald der Wagen hielt, klappte die ganze Seitenwand herab und die einzelnen Coupés wurden mit großer Gewandtheit sortiert, um je nachdem auf der Station zu bleiben oder auf die kreuzenden Linien übergeführt zu werden. Bald verriet das erneute leise Summen an seiner Tür Saltner, daß sein Bestimmungsort, die Station Mari, erreicht war. Er packte seine Sachen zusammen und trat aus dem Coupé ins Freie. Er fand die Luft so kalt, daß er seinen Pelz umhing. Es waren nur wenige Coupés auf der Station zurückgeblieben, und ihre Insassen waren noch nicht zum Vorschein gekommen; sie schienen es vorzuziehen, ihren Schlaf nicht vorzeitig zu unterbrechen. Während Saltner noch unschlüssig stand, was er jetzt beginnen solle, trat jedoch aus einem der Coupés ein Fahrgast, der, nachdem er einen Blick auf den Himmel geworfen hatte, dem Ausgang der Station zuschritt wie jemand, der genau mit der Örtlichkeit vertraut ist. Er trug das dunkle Arbeitskleid eines Bergmanns und schien keine Zeit zu verlieren zu haben. Saltner gedachte ihn anzureden und folgte vorläufig seinen Schritten. Der Bergmann überschritt die hinter der Station vorüberführende Stufenbahn auf einer Brücke und trat dann in den Eingang eines Hauses. Da Saltner hier zögerte und der Martier bemerkte, daß ihm Saltner gefolgt war, wandte er sich nach ihm um und sagte:
    »Wenn Sie noch zum Sonnenaufgang hinaufwollen, müssen Sie sich beeilen, der Wagen geht gleich ab.«
    »Ich bin ganz fremd hier«, erwiderte Saltner. »Wenn Sie erlauben, schließe ich mich Ihnen an.«
    Der Bergmann machte eine höfliche Bewegung und ging voran. Sie gelangten an einen gondelartig gebauten Wagen, welcher die Aufschrift trug: ›Abarische Bahn nach der Terrasse‹. Saltner stieg mit dem Martier ein, ein Schaffner nahm ihnen eine kleine Fahrgebühr ab. Der Wagen, der nur schwach besetzt war, begann sehr bald sich zu bewegen. Er glitt erst mit schwacher Steigung aufwärts, dann, als die fast senkrecht abfallende Felswand der Wüste erreicht war, sehr steil empor, indem er sich durch seine Schwerelosigkeit erhob. Ein Drahtseil, an dem er hinglitt, schrieb ihm die Bahn vor. Vorspringende Felswände verhinderten den Umblick. Die ganze Fahrt dauerte nur wenige Minuten. Die Einrichtung war, wie Saltner erfuhr, noch nicht lange in Betrieb.
    Als Saltner den Wagen verließ, fand er sich auf einer kahlen Felsstufe, die sich, so weit er sehen konnte, in

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