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Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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gewinnen. Er sah jetzt das Haus dicht vor sich, und einige eilende Sprünge brachten ihn in den Schatten eines Pfeilers.
    Nachdem er sich hier einen Augenblick erholt, blickte er sich erstaunt um. Wenn das ein Haus war, so war es ein sehr seltsames. Wie eine Brücke ruhte es schwebend auf zwei schmalen Pfeilern. Es hatte die Gestalt eines Bootes, auf das man ein zweites mit dem Kiel nach oben gesetzt hatte. Dazwischen war ein etwa meterhoher Zwischenraum, nach welchem eine Leiter hinaufführte. Saltner überlegte.
    »Das Ding sieht beinahe aus«, sagte er bei sich, »wie das Luftschiff am Nordpol, das ich freilich nur sehr von weitem gesehen habe. Ob das hier vielleicht so eine Art Trockenplatz für frischen Anstrich ist? Ich möchte mir das Ding einmal von innen betrachten.«
    Da er ringsum niemand bemerkte und ihm der schmale Schatten des Pfeilers keinerlei Bequemlichkeit bot, beschloß er die Leiter hinaufzusteigen und sich in dem seltsamen Bau umzusehen. Er fand jetzt, daß das, was er für einen leeren Zwischenraum gehalten hatte, von einer durchsichtigen Substanz verschlossen sei, die jedoch eine Öffnung am Ende der Leiter freiließ. Er stieg hinein. Niemand befand sich hier. In der Mitte war ein freier Raum mit Sitzen und Hängematten. Ringsum, unten, oben und besonders an den Enden des länglichen Baus, waren Verschläge mit unbekannten Apparaten. Drähte liefen von dort nach unten und durch die Pfeiler jedenfalls nach dem Erdboden, wo sie unterirdisch weitergeleitet werden mochten. Saltner hütete sich wohlweislich, irgend etwas zu berühren. Es wurde ihm einigermaßen unheimlich. Aber er fühlte sich so matt, daß er jedenfalls erst frische Kräfte sammeln mußte, ehe er den Rückweg antreten konnte. Vorsichtig zog er an einer der Hängematten, und da sich nichts in dem Raum rührte, legte er sich hinein.
    »Ich bin doch neugierig, was das für eine Medizin sein wird«, dachte er. »Jetzt nur nicht die Zeit verschlafen, bloß einen Augenblick ruhen.« Aber erschöpft schloß er die Augen.

38. Kapitel – Gefährlicher Ruheplatz
    E ine Viertelstunde mochte er so im Halbschlummer gelegen haben, als ein gewaltiger Krach ihn emporschrecken ließ. Der ganze Bau war in eine zitternde Bewegung geraten. Eilends sprang Saltner empor und schaute sich um. Auf dem Felsboden, vielleicht hundert Meter hinter ihm nach dem Rand des Plateaus zu, lag eine gewaltige Staubwolke. Jetzt krachte es auf der anderen Seite. Eine neue Wolke von Trümmern und Staub erhob sich vom Boden.
    »Da hat eine Granate eingeschlagen!« sagte sich Saltner. Im Moment war ihm die Situation klar. Die Schießversuche der Martier auf der Wüste Gol! Er hatte gehört, daß die Martier, ihren Erfahrungen und den von Ell mitgebrachten Büchern folgend, Geschütze konstruiert hatten, die, in ihren Wirkungen wenigstens, den auf der Erde üblichen glichen. Nun schossen sie mit menschlicher Artillerie nach ihren eigenen Luftschiffen. Er saß also gerade in dem Ziel selbst drin! Die erste Granate war zu weit gegangen, die zweite zu nahe, die dritte würde sicherlich treffen. Und jetzt sofort mußte der Schuß erfolgen! Da hatte er sich ja einen recht geeigneten Ort zur Ruhe ausgesucht! Ob noch Zeit war, hinauszuspringen? Instinktiv wollte er es tun, aber er faßte sich. Draußen war es offenbar noch gefährlicher – die Martier erwarteten ja wohl, daß das Ziel Widerstand leiste. Freilich, diese dünnen Wände! Jetzt sah er, wo das Geschütz stand. Es blitzte auf. Er empfahl seine Seele Gott und richtete seinen Blick standhaft gegen die Schußrichtung. Er hörte das Heransausen des Geschosses. Und wie ein Wunder schien es ihm, was er sah. Etwa zehn Meter vor seinem Standpunkt, in gleicher Höhe wie das Schiff, in welchem er sich befand, wurde die Granate sichtbar, weil sie plötzlich langsam heranschwebte. Noch auf fünf, auf vier Meter näherte sie sich – Saltners Züge verzerrten sich krampfhaft, aber er konnte den Blick von dem Verderben drohenden Geschoß nicht abwenden. Jetzt stand es still, ohne zu explodieren – und vor seinen Augen verschwand die stählerne Spitze, der Bleimantel, die Sprengladung löste sich unschädlich auf und der Rest des Geschosses, zu einer mürben Masse zersetzt, senkte sich langsam, wie ein Häufchen Asche, zu Boden.
    Saltner glaubte zu träumen. Aber schon vernahm er das Heransausen einer zweiten Granate. Dasselbe Schauspiel – nahe vor der Spitze des Schiffes, gegen welche sie gerichtet war, verzehrte sie sich in der

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