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Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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erweiterte sich die Spalte zu einem kleinen Tal, und hier fand sich eine Niederlassung, wo ich mit allen Ehren eines angesehenen Gastes aufgenommen wurde. Ich blieb einige Tage dort und wurde dann von meinen Gastfreunden nach Süden geleitet. Nach mehreren Tagereisen erreichten wir eine ausgedehnte Stadt. Jetzt erst wurde mir nach und nach klar, wo ich hingeraten war. Die Stadt war Lhasa, die Hauptstadt von Tibet, der Sitz des Dalai-Lama. Die Tibetaner waren durch die überirdische Erscheinung des lichtstrahlenden Luftschiffes in ihrer Gesinnung völlig umgewandelt. Sie hielten mich für ein wunderbares Wesen, das in einem leuchtenden Wagen direkt vom Himmel gekommen war. Ich wurde auch in Lhasa sehr ehrenvoll aufgenommen, aber alle Bemühungen, von hier weiterzureisen, waren vergebens. Man gestattete nicht, daß ich mich aus der Stadt entferne. Und so war ich fast ein Jahr in dieser allen Fremden verschlossenen Stadt. Aber auch dies hatte schließlich ein Ende.
    Sie werden wahrscheinlich wissen, daß die Martier jetzt auf dem Hochplateau von Tibet große Strahlungsfelder angelegt haben, um während des Sommers die Sonnenenergie zu sammeln. Die Trockenheit des Klimas bei der hohen Lage von 5000 Meter überm Meer sagt ihrer Konstitution am meisten zu von allen Ländern der Erde. Das Schiff, mit welchem ich hingekommen war, stellte die ersten Nachforschungen an, und bald hatten mehr und mehr Schiffe eine große Anzahl der Martier, vornehmlich die Bewohner ihrer Wüsten, die Beds, dahin gebracht. Die Tibetaner fühlten sich dadurch beunruhigt und wandten sich an die chinesische Regierung. Zugleich aber glaubten sie, daß meine Anwesenheit, die sie übrigens sorgfältig geheimhielten, Ursache sei, weshalb die wunderbaren Fremden durch die Luft in ihr Land kämen. So erhielt ich die Erlaubnis, mich einer Karawane anzuschließen, die über den Himalaja nach Indien ging. Nach mannigfachen Abenteuern, mit denen ich Sie nicht aufhalten will, gelang es mir schließlich, mich bis nach Kalkutta durchzuschlagen. Ich besaß noch eine nicht unbedeutende Summe deutschen Geldes, durch das ich mich hier wieder in einen europäischen Zustand versetzen konnte. Indessen wagte ich nicht, mich bei den Behörden zu melden oder mich zu erkennen zu geben, da ich fürchtete, von den Martiern verfolgt zu werden. Aus den Zeitungen ersah ich, daß das Luftschiff, welches von Kalkutta allwöchentlich nach London geht, in Teheran, Stambul, Wien und Leipzig anlegt. Von Leipzig benutzte ich den nächsten Zug nach Friedau. Und mein erster Gang war hierher. Ich habe es vermieden, mit jemand zu sprechen. Ich bin entsetzt über die Veränderung der Verhältnisse. Nun sagen Sie mir vor allem, was war unser Schicksal im Krieg mit dem Mars?«
    Grunthe hatte ohne eine Miene zu verziehen zugehört. Jetzt sagte er bedächtig, ohne auf Torms letzte Frage zu achten:
    »Hatten Sie Ihren Chronometer und unsern Taschenkalender mit?«
    »Ja, aber –«
    »So haben Sie doch wohl einige Ortsbestimmungen machen können? Ich meine nach dem Harzerschen Fadenverfahren, mit bloßem Auge?«
    Torm lächelte trüb. »Ich hatte freilich Zeit dazu«, sagte er, »und habe es auch getan. Sie können sie berechnen. Aber zuerst –«
    »Oh, entschuldigen Sie«, unterbrach ihn Grunthe. »Sie wissen, ich bin ein sehr unaufmerksamer Wirt. Ich hätte ihnen doch zuerst ein Abendessen anbieten sollen. Allerdings habe ich nichts zu Hause, doch – wir könnten vielleicht –«
    Seine Lippen zogen sich zusammen. Das Problem schien ihm sehr schwer. »Ich danke herzlich«, sagte Torm. »Ich habe gegessen und getrunken.«
    »Um so besser«, rief Grunthe erleichtert. »Aber logieren werden Sie bei mir. Das läßt sich machen.«
    »Das nehme ich an, weil ich mich nicht gern hier in den Hotels sehen lassen möchte. Morgen fahre ich ja nach Berlin.«
    »Wollen Sie denn nicht an Ihre Frau Gemahlin telegraphieren, daß Sie kommen? Ich habe die Adresse, da ich wegen der Abrechnungen – warten Sie, es muß hier stehen – ich kann unsern Burschen nach der Post schicken.«
    »Das ist nicht nötig«, sagte Torm. »Ich werde – doch die Adresse können Sie mir immerhin geben.«
    Grunthe suchte unter seinen Büchern.
    »Ach, sehen Sie«, sagte er, »da finde ich doch noch etwas – im Frühjahr hat mich Saltner einmal besucht – da ließ ich Wein holen, und hier ist noch eine Flasche. Gläser habe ich von Ell. Sie müssen da irgendwo stehen. Das trifft sich gut – wissen Sie denn, was heute für ein

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