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Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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Bezwingung des russischen Reiches. Denn hier war die Sache entschieden, wenn der Zar sich beugte. In Amerika aber war anzunehmen, daß, wenn auch die zentrale Regierungsgewalt aufgehoben werde, jeder Staat für sich einen Widerstand leisten könne, der bei der weiten Ausdehnung des Gebietes zu umfangreichster Machtentfaltung und wahrscheinlich zu traurigen Verheerungen zwingen würde. Aber der Beschluß war nun gefaßt und mußte durchgeführt werden. Das Ultimatum wurde gestellt. Es enthielt die Drohung, daß im Fall irgendeiner Feindseligkeit gegen die zur Ausführung der verlangten Bestimmungen eintreffenden Luftschiffe das Gesetz als sanktioniert zu gelten habe, wonach die gesamte Bevölkerung der Erde des Rechts der freien Selbstbestimmung für verlustig erklärt werde.
    Die Vereinigten Staaten antworteten mit der Kriegserklärung.
    Drei Tage darauf erfolgte von seiten der Marsstaaten die Verkündigung des angedrohten Gesetzes: Die Bewohner der Erde besitzen nicht das Recht freier Persönlichkeit.
    Es war eine Zeit unbeschreiblicher Aufregung in allen zivilisierten Staaten. Man empfand die Erklärung als eine Beschimpfung der gesamten Menschheit. In Europa herrschte eine ohnmächtige Wut. Jeder bangte davor, sich zu äußern oder zu widersprechen, weil er den Schutz des Rechtes von sich genommen fühlte. Ein letzter Rest der Hoffnung ruhte noch auf den Vereinigten Staaten. Aber die Hoffnung war gering. Wie wollten sie der Macht der Martier widerstehen? Und wirklich – die Überflutung der Staaten durch eine Luftschifflotte von gegen dreihundert Schiffen ging vor sich, ohne daß Widerstand versucht wurde. Die martischen Schiffe verteilten sich auf die Hauptverkehrspunkte in dem ganzen ungeheuren Gebiet. Eine merkwürdige Ruhe herrschte im Land, ein passiver Widerstand, der unheimlich war. Die Kultoren und Residenten waren da, aber außerhalb des Nihilitpanzers ihrer Schiffe wagten sie nichts zu unternehmen. Die Martier stellten eine dreitägige Frist zur Übergabe der Regierungsgewalt und drohten im Fall der Weigerung mit Verwüstungen in großem Maßstab, vor allem auch mit Unterbrechung des Verkehrs. Es schien keine Rettung. Mit Zittern und Bangen verfolgte man auf der ganzen Erde die Vorgänge in Nord-Amerika. In dumpfem Schmerz beugten sich die Gemüter. Sollte auch das letzte Bollwerk der Freiheit auf der Erde vernichtet werden? Das war das Ende der Menschenwürde!
    Der gegenwärtige Protektor der Erde und Präsident des Polreichs, Lei, war mit der Exekution gegen die Vereinigten Staaten beauftragt worden. Sein Admiralsschiff lag auf dem Kapitol zu Washington. Am 11. Juli sollte die zur Unterwerfung gestellte Frist ablaufen. Es war am Morgen dieses Tages, der die Geschichte der Menschheit entscheiden mußte, als der Protektor durch den Lichtfernsprecher der Außenstation am Nordpol den Auftrag geben wollte, eine Nachricht durch Lichtdepesche nach dem Mars zu senden. Vergeblich versuchte der Beamte zu sprechen. Der Apparat versagte – man mußte auf der Außenstation den Anschluß nicht zustande bringen können. Es wurde nun nach der Polinsel Ara telegraphiert. Die Leitung war nicht unterbrochen. Aber lange erhielt man keine Antwort. Endlich kam eine Depesche: »Anwesenheit des Protektors sofort erforderlich.« Das Schiff des Protektors raste nach dem Nordpol, von einer kleinen Schutzflottille gefolgt. Im Lauf des Nachmittags bemerkte man, daß die übrigen in Washington befindlichen Luftschiffe der Martier ebenfalls nach Norden hin sich entfernten. Gleiche Nachrichten liefen aus allen übrigen Städten ein. Sobald das letzte Schiff der Martier die Hauptstadt verlassen hatte, tauchten vorher in den Häusern verborgen gehaltene amerikanische Truppen überall auf, die martischen Beamten, die allein den Verkehr mit dem Pol hatten vermitteln dürfen, sahen sich plötzlich für gefangen erklärt, und die nächste Depesche nach dem Pol lautete, nicht mehr in martischer, sondern in englischer Sprache: »Wir sind im Besitz des Telegraphen. Die feindlichen Schiffe sind fort.«
    Und die Antwort, gezeichnet vom Bundesfeldherrn Miller, lautete: »Großer Sieg! Die Außenstation ist erobert, achtzehn Raumschiffe mit 83 Luftschiffen fielen in unsere Hände. Lei gefangen. Von den zurückkehrenden Luftschiffen sind bereits über fünfzig genommen. Ruft alle Völker zum Kampf auf!«
    Das Unglaubliche war geschehen. Was niemand für möglich gehalten hatte – die Macht der Martier war gebrochen, die Unbesiegbaren waren

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