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Auferstehung 2. Band (German Edition)

Auferstehung 2. Band (German Edition)

Titel: Auferstehung 2. Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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fuhr und sich heftig mit den Nägeln den Kopf kratzte, den drei Frauen, die weiter ihren Branntwein tranken, und sagte zur Maslow:
    »Ich werde dir sagen, was du thun mußt, Katharina. Vor allem mußt du eine Bittschrift bei den Richtern und dann beim Staatsanwalt einreichen.«
    »Was erzählst du uns da?« fragte die Korablewa mit zorniger Stimme. »Seht doch das Geschmeiß! Sie hat den Schnaps gewittert und will uns Dinge lehren, die sie selbst nicht versteht! Man weiß besser, als du, was man zu thun hat; geh' weg; man braucht dich hier nicht!«
    »Man spricht nicht mit dir! Worin mischst du dich?«
    »Der Schnaps lockt dich wohl, was? Aber für deinen schönen Mund ist er nicht!«
    »Na, gieß ihr doch ein Glas ein,« sagte die Maslow, die stets gern verschenkte, was sie hatte.
    »Warte nur; du wirst gleich sehen, was ich ihr eingießen werde, wenn sie uns nicht in Ruhe läßt!«
    »Was denn! was denn? ich fürchte mich vor dir nicht,« versetzte die Rothaarige und ging auf die Koralewa zu.
    »Seht doch diese Lumpenliese!«
    »Ich eine Lumpenliese? Du hast die Stirn, mich zu schimpfen, du dreckige Zuchthausbrut!« schrie die Rothaarige.
    »Na, du, geh', sag' ich dir!« versetzte die Korablewa, und schlug der Rothaarigen, als sie im Gegenteil noch einen Schritt vortrat, mit der Faust auf die nackte Brust.
    Als hätte sie nur auf diese Herausforderung gewartet, schlug die Rothaarige ihrer Gegnerin mit der Faust heftig auf die Brust, während sie sie mit der andern ins Gesicht zu schlagen versuchte. Die Maslow und die Schönheit bemühten sich, sie festzuhalten, doch sie hatte die Alte so kräftig bei den Haaren gefaßt, daß man sie nicht losreißen konnte. Die Korablewa schlug blindlings auf ihre Feindin los und versuchte, sie in den Arm zu beißen. Alle anderen Weiber des Saales, die sich um sie gesammelt hatten, schrieen und lärmten. Sogar die Schwindsüchtige hatte sich aufgerichtet, um die Prügelei mitanzusehen, und vermischte das Gebell ihres Hustens mit dem Geschrei ihrer Gefährtinnen. Die Kinder weinten, indem sie sich aneinander schmiegten, und der Lärm war so stark, daß die Aufseherin der Frauenabteilung bald herbeigelaufen kam.
    Man trennte die beiden Weiber. Die Korablewa lockerte ihre graue Flechte, um die Haare abzuschütteln, die ihr ihre Gegnerin ausgerissen hatte, während diese die Stücke ihres zerrissenen Hemdes auf der gelben Brust zurechtzupfte. Dabei schrieen alle beide und brüllten um die Wette.
    »Ja, ja, ich weiß,« sagte die Aufseherin, »an alledem ist der Schnaps schuld. Morgen früh werde ich es dem Direktor sagen; dann werdet ihr ja sehen, was er mit euch machen wird. Na, legt euch mal gleich schlafen, sonst wehe euch! Alles an die Plätze, und Ruhe!«
    Doch die Ruhe war nicht so leicht zu erzielen. Noch lange zankten sich die Weiber untereinander, und jede erzählte in ihrer Weise, wie die Sache angefangen hatte. Endlich ging die Aufseherin hinaus, und die Frauen gingen zu Bette. Die alte Bucklige stellte sich vor das Heiligenbild und fing an, Gebete zu murmeln.
    »Na, wollt ihr's glauben, diese beiden Galgenvögel möchten uns gute Lehren geben,« sagte die Rothaarige plötzlich, und erhob die Stimme, um von der Maslow und der Korablewa gehört zu werden, deren Betten am anderen Ende des Saales standen.
    »Du, nimm dich in acht, daß ich dir nicht heut' abend noch ein Auge ausschlage,« versetzte die Korablewa.
    Wieder schwiegen beide, doch von Zeit zu Zeit unterbrach ein kurzer Austausch von Drohungen und Beleidigungen das Schweigen des schlafenden Saales.
    Alle Gefangenen lagen im Bette, einige schnarchten schon. Nur die alte Bucklige und die Tochter des Kirchendieners blieben auf. Die Alte, die immer sehr lange betete, verneigte sich noch immer vor dem Heiligenbild; die Tochter des Kirchendieners hatte sich gleich nach dem Verschwinden der Aufseherin wieder aus ihrem Bett erhoben und ging im Zimmer auf und ab.
    Die Maslow konnte nicht einschlafen. Sie dachte unaufhörlich daran, daß sie jetzt ein »Galgenvogel« war. Schon zweimal hatte man sie seit einigen Tagen so genannt; die Botschkoff im Gerichtsgebäude und eben die Rothaarige! Sie konnte sich nicht an diesen Gedanken gewöhnen!
    Die Korablewa, die sich zuerst zum Schlafen zurechtgelegt, drehte sich plötzlich um.
    »Und dabei habe ich nichts gethan!« sagte die Maslow ganz leise. »Die andern thun das Böse, und man sagt ihnen nichts, und ich, ich bin verloren, ohne etwas gethan zu haben!«
    »Quäle dich nicht,

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