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Aufzeichnungen eines Außenseiters

Aufzeichnungen eines Außenseiters

Titel: Aufzeichnungen eines Außenseiters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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ein paar Schritte zurück, senkte die rechte Schulter und lief an. Ich tat es nicht aus Wut oder Verärgerung, sondern nur aus dem Bedürfnis, eine Sache, die rein mathe matisch bis zu diesem Punkt gelangt war, nun auch zu Ende zu führen.
Ich krachte gegen die Tür. Sie ging nicht auf, aber das Schloß gab nach und ein starker Riß ging von oben bis unten durchs Holz. Ich trat wieder zurück, um einen neuen Anlauf zu nehmen.
»All right«, sagte mein Alter. »Komm rein.« Ich ging rein. Aber dann sah ich den miesen Ausdruck auf ihren Gesichtern, auf diesen sterilen, toten, grauen, heimtükkischen Hackfleisch-Visagen, und es drehte mir den Magen um. Ich kotzte auf ihren schönen Wohnzimmerteppich, in dem das >Baum-des -Lebens<-Motiv eingestickt war. Ich stolperte darauf herum und reiherte ihnen den ganzen Teppich voll.
»Weißt du, was man mit einem Hund macht, der einem auf den Teppich scheißt?!«, fragte mein Alter drohend. »Nee.«
»Well, man steckt ihm die NASE rein, damit er's nicht WIEDER tut!«
Ich schwieg.
Er trat auf mich zu und packte mich hinten am Hals. »Und du BIST ein Hund«, sagte er.
»Du weißt doch, was man mit einem Hund macht, oder?« Ich schwieg.
Er drückte mich hinunter auf den Boden, hinunter auf meinen See aus Kotier auf dem >Baum des Lebens<.
Und hinter ihm stand meine Mutter, das edle germanische Weib, in ihrem schmuddeligen langen Nachthemd, und sah schweigend und mißbilligend zu.
»Also hör mal«, sagte ich zu meinem Alten. »Ich glaub, das langt jetzt. . .«
»Nein. Du weißt, was wir mit einem HUND machen . . .!« »Ich hab gesagt, das LANGT jetzt.«
Er drückte meinen Kopf weiter runter, bis meine Nase dicht über der Kotze war. Ich vermochte nicht recht einzusehen, warum ich mir die Nase in meine eigene Kotze stecken lassen sollte. Hätte es einen Grund dafür gegeben, dann hätte ich sie SELBER reingesteckt. Aber so konnte ich es nur als ein Versuch ansehen, meine spezielle Mathematik der Vorgänge durcheinander zu bringen. Und das störte mich.
»Hör auf«, sagte ich. »Ich sags jetzt zum letzten Mal, hör auf damit.« Er drückte mir die Nase noch tiefer. Ich warf mich zur Seite und schlug mit dem rechten Bein aus. Ich traf ihn mit dem Absatz voll am Kinn. Er taumelte zurück, das ganze brutale Empire zerrann zu Scheiße, er krachte mit weit ausgestreckten Armen auf sein Sofa, BANG , er hatte glasige Augen, ich ging auf ihn zu, wartete, daß er wieder hochkam . . . er kam nicht mehr hoch. Er lag einfach da und starrte mich mit seinen glasigen Augen an. Er versuchte nicht einmal aufzustehen. Trotz all seiner wilden Brutalität war mein Alter also ein feiger Hund. Es überraschte mich nicht besonders. Für einen Augenblick kam mir der Gedanke: da der Alte ein Feigling ist, bist du wahrscheinlich auch einer. Aber da ich ein Frozen Man war, konnte mich auch das nicht jucken. Es bedeutete nichts.
Und dann fing meine Mutter an, mir ihre Fingernägel durchs Gesicht zu ziehen und zu zetern: »Du hast deinen VATER geschlagen! Du hast deinen VATER geschlagen! Du hast deinen VATER geschlagen!«
Na und? dachte ich. Ich blieb bewegungslos stehen und ließ sie mein Gesicht bearbeiten und mir mit ihren dreckigen Fingernägeln die Haut und das Fleisch in Fetzen abziehen, und das Blut und die Fetzen kleckerten mir aufs Hemd und hinunter auf den beschissenen >Baum des Lebens<. » DU HAST DEINEN VATER GESCHLAGEN !« Ich wartete. Allmählich ließ ihre Energie nach. Ich wartete. »Du . . . hast . . . deinen ... VATER ... geschlagen . . . deinen Vater . . .«
»Bist du fertig?« fragte ich. Ich glaube, es waren die ersten Worte (außer »Ja« und »Nein«), die ich seit 10 Jahren zu ihr gesagt hatte. »Ja«, sagte sie.
»Du gehst jetzt auf dein Zimmer«, sagte mein Alter mit schwacher Stimme. »Wir sprechen uns morgen früh.« Aber am nächsten Morgen war ER auch ein Frozen Man. Ich schätze, es blieb ihm einfach nichts anderes übrig. Ich hab mir oft von Nutten und sonstigem Weibervolk das Gesicht malträtieren lassen, so wie damals von meiner Mutter. Das ist zu einer dummen Angewohnheit von mir geworden. So wie die Dinge stehen, muß ich mich eben damit abfinden, daß die Kinder auf der Straße und manchmal auch die Erwachsenen zusammenzucken und sich abwenden, wenn sie mein Gesicht sehen . . .
Na ja, wahrscheinlich interessieren euch diese Storics zum Thema FM nicht so sehr wie mich; deshalb will ich versuchen, es kurz zu machen.
Zwischen 1936 und 1938 war ich in der Los Angeles High School.

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