Aufzeichnungen eines Außenseiters
vor peinigte. Sie wurde langsam schizophren. Sie konnte ganz ruhig und umgänglich sein, und im nächsten Augenblick fing sie an zu keifen und zu sabbern und drehte durch.
Manchmal, wenn sie in der Küche stand, hörte ich so ein häßliches, lautes, heiseres, bellendes Geräusch. Es klang wie eine Männerstimme. Ich stürzte rein und fragte: »Was hast du denn, Schatz?«
Und sie sah mich ganz kühl an und sagte ruhig: »Was meinst du denn?«
»Na«, sagte ich dann, »da will ich doch ein dreckiger Motherfucker sein . . .!« Ich schenkte mir einen kräftigen Drink ein und verzog mich wieder.
Eines Tages gelang es mir, einen Psychiater ins Haus zu schmuggeln, während sie wieder einen ihrer Anfälle hatte. Er stimmte mir zu, daß sie nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte, und riet mir, sie in eine Anstalt einweisen zu lassen. Ich füllte die nötigen Formulare aus, und ein Hearing wurde anberaumt. Wieder kam sie mit ihrem kurzen Rock und den hohen Schuhen an. Aber diesmal spielte sie nicht die kleine normale, kichernde Ziege, diesmal kehrte sie die Intelligenzbestie heraus. Sie hielt einen brillanten Vortrag über ihren intakten Geisteszustand. Sie stellte mich als hinterhältigen Ehemann hin, der sich auf schäbige Weise seiner Frau entledigen will. Sie brachte es fertig, die Aussagen mehrerer Zeugen als völlig erstunken und erlogen vom Tisch zu fegen. Sie trieb zwei vom Gericht bestellte Gutachter in die Enge und brachte sie dazu, die Waffen zu strecken. Schließlich brach der Richter das Hearing ab und erklärte: »Das Gericht findet keinen hinreichenden Grund, der die Einweisung von Mrs. Ra dowski in eine Anstalt rechtfertigen würde.« Ich chauffierte sie wieder nach Hause und sie schlüpfte wie der in ihren abgerissenen, verdreckten Morgenmantel. »Weiß Gott«, sagte ich, »wegen dir dreh ich am Ende noch selber durch.«
»Du HAST ja längst einen Schaden«, sagte sie. »Warum steigst du nicht wieder mit Felicia ins Bett, damit du wenigstens deine Zwangsvorstellungen los wirst.«
Genau das tat ich auch. Aber diesmal stand Yevonna neben dem Bett und sah zu. Sie rauchte eine Kingsize -Zigarette aus einem langen Elfenbein-Mundstück und lächelte die ganze Zeit. Ich machte mir nichts daraus. Vielleicht war sie inzwischen völlig hinüber und würde in Zukunft keine Scherereien mehr machen.
Aber damit war es nichts. Am nächsten Abend, als ich von der Arbeit kam, stellte mich der Hausbesitzer in der Einfahrt. »Mr. Radowski! Mr. Radowski, Ihre Frau, IHRE Frau hat schon wieder mit den Nachbarn Streit angefangen, und in Ihrer Wohnung hat sie sämtliche Fenster eingeschlagen! Ich muß Sie bitten, die Wohnung auf der Stelle zu räumen!« Wir packten und fuhren zu Yevonnas Mutter nach Glendale. Die alte Dame war noch ganz gut in Schuß, aber der ständige Budenzauber mit Räucherwerk, Beschwörungsformeln und magischen Spiegeln ging ihr bald so auf die Nerven, daß sie uns nahelegte, uns auf ihre Farm bei San Francisco zu verziehen. Wir ließen das Baby bei ihr und fuhren rauf. Dort stellte sich allerdings heraus, daß die Farm von einem Pächter besetzt war, einem gewissen Final Benson, der entschlossen schien, seine Stellung um jeden Preis zu halten. »Ich hab dieses Land mein ganzes Leben lang bearbeitet, und hier kriegt mich keiner runter. KEINER .« Und da er eins-neunzig groß war und gut 3 Zentner wog, mieteten wir uns im Nachbarhaus ein und beschlossen, die Sache einem Rechtsanwalt zu übergeben.
Aber schon in der ersten Nacht ereignete sich etwas, das die ganze Situation grundlegend änderte, ich war gerade dabei, mit Felicia das neue Bett auszuprobieren, als ich aus dem Wohnzimmer ein fürchterliches Stöhnen hörte. Außerdem klang es, als krache die Couch aus allen Fugen. »Moment«, sagte ich und stellte das Rammeln ein. »Es hört sich so an, als ob Yevonna Schwierigkeiten hat.«
Und in der Tat, sie hatte Schwierigkeiten: Final Benson war nämlich dabei, sie nach allen Regeln der Kunst zuzureiten. Es war ein überwältigendes Schauspiel. Benson leistete die Arbeit von vier Männern zugleich. Ich schlich mich zurück ins Schlafzimmer und schob meine kleine Nummer zu Ende. Am nächsten Morgen war Yevonna nirgends zu sehen. »Ich möchte nur wissen, wo dieses behämmerte Weibsbild wieder steckt«, murmelte ich. Erst als ich mit Felicia beim Frühstück saß und zufällig aus dem Fenster sah, merkte ich, was los war. Yevonna, in Blue Jeans und einem olivfarbenen Männerhemd, rutschte im Garten auf den Knien
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