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Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Titel: Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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sie sollte. Die Lider fest geschlossen, Kopf und Körper gerade. Ihr Herz begann zu rasen. Es war nötig, Tests mit echten Menschen durchzuführen, an lebenden Augen zu forschen und zu untersuchen, ob die Behandlungen bei ihrem einmaligen Defekt ansprachen, doch es war und blieb grausam. Die Ungewissheit, wie es den Probanden nach ihrem Blick erging, was sie durchlitten oder eben nicht. Es schien das höchste Gebot im gesamten Labor zu sein, sie diesbezüglich nicht aufzuklären. Um sie zu schützen, natürlich. Aber …
    Das Zischen einer Tür zur Linken ließ sie wie jedes Mal zusammenfahren. Klirrende Kälte kratzte ihr wie spitze Eiszapfen über das Rückgrat. Mit beiden Augen? Sie wollte doch niemandem schaden. Tränen bildeten sich unter den geschwollenen Lidern und View schluckte hart. Ihr Kehlkopf drückte auf das Gestell und ihr brach der Schweiß aus. Der Albtraum von heute Nacht quälte sie weiterhin, marterte ihr Unterbewusstsein, auch wenn sie nicht daran dachte. Die reine Folter. Wenn dieser Untersuchungstag doch nur bald vorüber wäre.
    Sie kniff die Lider fest zusammen, konzentrierte sich darauf, sie geschlossen zu halten, obwohl sie leicht zitterten. Wenigstens war sie vergangene Nacht wieder einmal rasch bei Piris sanftem Gesang eingeschlafen und bis zum Klingeln des Weckers nicht erneut erwacht.
    Unsichere Schritte eines Mannes bewegten sich auf sie zu. Er ging, als steckten seine Füße in fremden Schuhen. Turnschuhe mit dicker Sohle, die auf den Fliesen leise knatschten. Ein nervöses Räuspern verriet, dass ihr Visavis Mitte vierzig sein musste, eher schlank als dick, eher ungepflegt, obwohl er penetrant nach Seife duftete, als hätte er ein stundenlanges Duftbad genommen. Er fuhr sich durch längeres Haar, es knisterte kaum vernehmlich, als wäre er statisch aufgeladen, und stellte sich in das Gestell ihr gegenüber.
    »Legen Sie bitte das Kinn in die Mulde und greifen Sie nach den Halterungen.«
    Der Mann folgte zögerlich den Anweisungen. Am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass er keine Angst zu haben brauche, dass alles gleich vorüber sei, doch sie schwieg. Sie wollte ihm ein aufmunterndes Lächeln schenken, schließlich sah er sie ja, aber ihre Mimik ließ sich dazu nicht überreden. Zu tief saß die Furcht.
    Auch bei dem Mann senkte sich eine Apparatur hinunter auf seinen Kopf und verankerte sich. Ein unterdrücktes Ausatmen, wie sie es alle taten, obwohl die Wissenschaftler die Probanden sicherlich ausführlich auf die Prozedur vorbereiteten. Pfefferminzzahnpasta auf abgenutzten Zähnen mit einem verblassten Hauch Zigarette.
    »So, View, konzentrier dich bitte. Und Mister, hören Sie bitte auf, zu blinzeln. View, wenn du so weit bist, kannst du loslegen, wir empfangen Daten. Bitte.«
    Trotz der höflichen Worte, heute von Max durch die Lautsprecher gesprochen, hörte sie Ungeduld heraus. Möglicherweise machte er sich genauso wie sie Sorgen, weil sie seit Jahren kaum Fortschritte erzielten. Ihre Fragen, wer ihren Aufenthalt finanzierte, wie lange sie noch bleiben musste oder durfte und ob es Fortschritte bei der Heilung gab, beantwortete ihr niemand zu ihrer Zufriedenheit. Vielleicht konnten sie es nicht. Vielleicht wollte man sie nicht entmutigen, weil es tatsächlich nicht die erhofften Erkenntnisse gab. Hing es von ihr ab, wie gut sie ihre Aufgaben erledigte?
    View öffnete bedächtig die Augen.
    Ihr Blick schärfte sich nur langsam. Das frisch rasierte Gesicht des älteren Mannes verschwamm. Wie ferngesteuert richtete sie ihren Fokus auf beide Augen gleichzeitig. Das Bild verwischte zuerst, kam näher und das Unscharfe setzte sich klar als ein Auge zusammen, als hätte er nur eines in der Gesichtsmitte. Die graublauen Pigmente offenbarten ihr das Universum des Mannes. Die Farben pulsierten wie die schwarze Pupille, als sie hineingezogen wurde in die Unendlichkeit und tief in die Seele ihres Gegenübers abtauchte.
     
    *
     
    »Ich werde verdammt noch mal nicht mehr mitspielen. Lasst mich endlich in Frieden!«
    Zac drohte der geschlossenen Tür mit der bloßen Faust. Alle Gegenstände wie Blumentöpfe, Stühle und Bücher, die er als Abwehrmittel oder Waffe verwendet hatte, hatten sie längst aus seinem Zimmer entfernt. Somit blieb ihm nichts anderes übrig, als mit seinem Körper zu drohen, den er seit den ersten Vorfällen und seitdem sein Gehirn wieder an der richtigen Stelle eingerastet war, in jeder freien Minute stählte. Viel Freizeit gestanden sie ihm nicht zu, dafür sorgte

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