Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Titel: Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
Vom Netzwerk:
mitleidigen Blick zu.
    Anja nickte. »Ja, lassen Sie den Jungen bitte gehen. Es ist ja nichts passiert. Hier.« Anja setzte Zorro ab, hob ihre Tasche auf und zog ihr Portemonnaie hervor. Sie zögerte nur kurz, dann zog sie einen Fünfzigdollarschein heraus. Sie hielt ihn dem Jungen vors Gesicht. »Iss dich satt und dann melde dich irgendwo, wo man dir weiterhelfen kann. Vielleicht bei der Polizei oder einer Schule. Und wenn du das nicht möchtest, geh zur Kirche. Sie werden dir hoffentlich weiterhelfen.«
    Der Junge runzelte die Stirn. Erst, als der Mann ihn losließ und ihm auf die Schulter klopfte, nahm er den Schein entgegen.
    »Was sagt man?«, fragte er, ein leichtes Lächeln auf dem braun gebrannten Gesicht.
    »Ähm, danke, Ma’ am.« Und dann gab er Fersengeld.
    »Dass du dich auch immer einmischen musst, Tim«, tadelte die Frau den Handtaschenretter. Sie zog ihn zu sich heran und küsste ihn auf die Wange. »Bis später, ich muss los.« Sie nickte Anja freundlich zu und lief zum Bus, der gerade an der Hauptstraße hielt.
    »Ich danke Ihnen, Tim«, sagte Anja und streckte ihm die Hand entgegen. »Das war sehr nett von Ihnen und sehr mutig. Der Junge hatte ein Messer. Er hätte Sie verletzen können.«
    Tim lächelte leicht verschmitzt. »Ich denke nicht. Ich lasse mich nicht überrumpeln.« Er zwinkerte ihr zu und schüttelte kurz ihre Hand. Seine Handfläche lag warm und kräftig in ihrer. An seinem sehnigen Unterarm erkannte sie, welche Kraft er besaß. Dennoch dosierte er den Handschlag wohlbemessen, fast schon zärtlich. »Na, denn …« Er drehte sich um.
    »Darf ich?«, begann sie.
    »Bitte?«
    »Sie müssen bestimmt zur Arbeit wie Ihre Frau, nicht wahr?«
    Er lächelte und sah dem davonfahrenden Bus nach. »Mein Beruf lässt zu, dass ich morgens grundsätzlich freihabe.«
    »Und was machen Sie?« Warum war sie auf einmal so neugierig? Sie lächelte verlegen und redete sich damit heraus, dass sie ihm einfach nur gebührend danken wollte. Er wusste ja nicht, dass es ihr mitnichten nur um das Geld und die Ausweise gegangen war.
    »Sie sind neugierig.«
    »Ents…«
    »Das gefällt mir.« Er kam langsam zurück und legte den Kopf ein wenig schräg. »Ich bin Judotrainer für Kinder und Jugendliche.«
    Das erklärte so einiges. Sie nickte. »Darf ich Sie auf einen Kaffee oder vielleicht zum Frühstück einladen? Als Dank.«
    »Gern. Das ist nett von Ihnen. Darf ich Sie in ein gemütliches Café entführen? Sie kommen nicht von hier, stimmt’s? Dort gibt es das beste Frühstücksbuffet, das Sie jemals gegessen haben.«
    Anja lächelte. Wie gut es tat, mit jemandem zu reden, der ihre Vergangenheit nicht kannte, der nichts von der Entführung wusste und nicht gleich verrücktspielte oder ihr ständig sein Mitleid bekundete oder sich entschuldigte. Für was auch immer. »Eine tolle Idee.«
    Ein paar Straßenecken weiter ließ er ihr den Vortritt in ein idyllisch eingerichtetes Café. Er kümmerte sich darum, dass Zorro im Hinterhof eine Schale mit Wasser bekam, dann suchten sie sich einen Platz in einer ruhigen Ecke, holten sich ein paar Kleinigkeiten vom Büfett und schon wurden heißer Kaffee und frischer Orangensaft serviert. Anja spürte erst jetzt, wie hungrig sie war. Sie ließ ihre kaputte Handtasche bei Tim am Tisch und holte sich noch von den kleinen Croissants, dem Artischockensalat und den frischen Früchten. Er hatte wahrlich nicht übertrieben. Das reichhaltige Frühstück schmeckte außergewöhnlich lecker.
    Einige Minuten hatten sie schweigend gegessen und sie fragte sich schon, ob er sich langweilte, doch dann hob er den Blick. Seine dunklen Augen schimmerten verheißungsvoll und sie überlief ein wohliger Schauder.
    »Die blonde Frau vorhin war nicht meine Frau, sondern meine Schwägerin.«
    Wärme durchflutete ihren Körper. So unangebracht und doch war es so. Sein Blick sprach Bände und seine Worte sagten ihr, dass er sich ebenso von ihr angezogen fühlte wie sie von ihm. Er war auch ein Prachtstück. Vielleicht gerade vierzig, sportlich und freundlich. Seine kurzen braunen Haare sahen gepflegt aus, genau wie seine starken Hände und die Nägel. Sein Benehmen war tadellos. In seiner Kraft wollte sie versinken. Es war … nein, sie war unmöglich. Doch was sollte sie tun? Es war Jahre her, dass sie Sex gehabt hatte und noch viel länger, dass jemand sie mit so viel Respekt und Umsicht behandelt hatte. Ein emotionales Chaos wütete in ihrem Inneren und sie war eindeutig rot angelaufen, so,

Weitere Kostenlose Bücher