Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)
Wer ist dieser Mann Onkel ?"
„ Einer meiner engsten Freunde“, versicherte er, „ ich werde
dich ihm gleich vorstellen.“
Sein
Blick hatte sich
auf
eine Gruppe älterer Herren
gerichtet.
Mit
selbstzufriedenen
Mienen
nippten
sie an
filigranen
Pfeifenhälsen
und
formten
den
Rauch
zu
kunstvollen Wolken. Nur einer passte nicht Recht ins Bild.
Er war mittleren Alters, trug schulterlanges, blondes Haar
und einen gepflegten Kinnbart. Aber was Vell am meisten
verunsicherte, waren seine eindringlichen Augen.
„ Lord Seraphim“, stellte ihn ihr Onkel vor, „ das ist meine
junge Großnichte Velura.“
Vell fühlte, wie ihr Hals einen Kloss bekam. Das also war er,
der Mann, der sich um alles kümmern würde.
„Ich bin entzückt!“, sprach der Lord und griff ihre Hand. Ein
gehauchter Kuss streifte ihre Haut und zog sich hinauf in
den Nacken. Sie fröstelte. Seine Augen waren blau, wie der
Himmel im Winter. Und seine Zähne so weiß wie Schnee.
Die Eckzähne waren besonders groß und als er lächelte,
konnte sie seine Hauer sehen.
„ Velura!“, mahnte ihre Onkel. Seine Stirn trug Falten und
erinnerte sie an die Höflichkeit.
„ Sehr erfreut“, kam es über ihre Lippen. Obwohl es die
reinste Lüge war. Zudem fiel ihr auf, dass der Lord auf ihren
Ausschnitt sah, direkt auf die silberne Kette.
„ Ist euch nicht wohl?“, fragte Seraphim, „ ihr seht etwas blass
aus.“
„ Was? Nein, ich meine es geht mir gut.“
„ Wirklich?“, sprach er zweifelnd, „ euer Wohlergehen liegt
mir am Herzen.“
Vell lächelte unsicher.
„So, wie das meines Onkels?“, dachte sie. Weiter wagte sie
nicht zu spinnen. Nicht, solange er sie ansah.
„Euer Großonkel sagte mir, ihr würdet die meiste Zeit nur im
Freien verbringen. Zusammen mit Hasen und wilden Tieren.“
„Nun ja , „ so viel ist hier ja nicht los.“
Sie lächelte wieder, auch wenn es zwecklos war.
„ Wie überaus ungewöhnlich“, fand er, „ und wie gefährlich.
Doch solltet ihr vorsichtiger sein, meine Liebe, bevor euch
noch etwas zustößt. “
„ Das sollte ich wohl “, stammelte Vell.
Mehr gab es nicht zu sagen. Ihr war längst schlecht und ihre
Magengrube fühlte sich schwach an.
„ Bitte entschuldigt mich. Ich brauche dringend Luft.“ „ Velura!“, rief ihr Großonkel, „ wo willst du denn hin?” Aber Vell lief
weiter,
vorbei an den
Gästen, direkt
zur
offenen Terrassentür. Erst draußen kannten ihre Füße kein
Halten mehr. Sie rannte weiter. Dem großen Park entgegen.
Treibjagd
Dichte Bäume bohrten
ihre
Wurzeln
ins Erdreich.
Der
gepflegte Teil der Parks war zurück gefallen und der alten
Götterbrunnen erstrahlte im hellen Mondlicht. Außer Atem
wusch sich Vell das Gesicht. Sie hatte Angst und konnte
sehen, wie ihre Hände zitterten. Ihr war kalt.
Dieser Lord und all diese Menschen. Lieber verbrachte sie
eine Nacht unter Sternen, als weiterhin ihre Gesellschaft
zuteilen.
Doch die Stille war trügerisch. Etwas störte sie. Drängte sich
an ihr Ohr. Ein Geräusch. Ein Kläffen.
Es schien näher zu kommen. Großer Gott die Jagdhunde!.
Hatte ihr Onkel sie ausgeschickt?
Sie wollte nicht zurück. Auf keinen Fall! -Sie musste hier
weg.
In Panik verließ sie den Brunnen und rannte los.
Keiner kannte diesen Park so wie sie. Erst Recht nicht bei
Nacht. Alles was sie brauchte, war genug Vorsprung.
Sie schlug sich in die Hecken und kämpfte sich durch das
Unterholz. Auf ihre Schuhe musste sie verzichten. Sie waren
nur hinderlich. Auch ihre Frisur löste sich auf, so, dass von
Marthas Kunstwerk schon bald nichts mehr übrig war.
Aber
all
das
war
nebensächlich.
Sie
musste
weiter.
Nordöstlich von hier kreuzte der Fischbach den Park. Mit
etwas Glück konnte sie dort ihre Spur verwischen.
Das Bellen kam näher.
„ Verdammt! “ Von weitem konnte sie bereits Lichter sehen.
Vor ihr lag die Lichtung. Sie musste sie überqueren. Darum
verließ sie das Dickicht und rannte los. Das Gras war feucht.
Sie war schnell.
Das Problem war, dass die Hunde noch schneller waren.
Als Vell
sich
umwand,
Hundeführer sehen.
Es
jemand, „ da ist sie!“
konnte sie
die Laternen
der
waren
viele. „ Hier lang!“, rief
Verflucht, jetzt war sie geliefert!
Der Bach war ein hundert Meter entfernt.
Also lief sie schneller. Noch schneller.
Und sah zu spät das drohende Hindernis.
Es war groß, schwarz. Sie rannte direkt hinein.
Ein dunkler Handschuh erstickte sofort ihren Schrei und ein
anderer bohrte ein Messer an ihren Hals.
„ Bleibt wo ihr seid! O der sie ist
Weitere Kostenlose Bücher