Aus dem Feuer geboren (German Edition)
hässliche, kalte Gefühl verschwunden war. Also drehte sie sich um und sah dorthin, wo der Beobachter geparkt hatte. Er war nicht mehr da, und sein Auto auch nicht. War das Zufall, fragte sie sich, oder Ursache und Wirkung?
Und war es nicht seltsam, dass sie das widerliche kalte Gefühl sowohl direkt vor dem Feuer im Kasino gespürt hatte als auch unmittelbar, bevor sie im Kreuzfeuer einer Bandenschießerei fast umgelegt worden war? Vielleicht reagierte sie gar nicht auf eine Person, sondern auf etwas, was kurz bevorstand. Natürlich hatte sie das Gefühl auch gehabt, kurz bevor Dante ihr einen McMuffin zum Frühstück serviert hatte, aber vielleicht traf auch hier das Prinzip zu: Warnung vor dem McMuffin!
Sie hatte sich fast an ihre außergewöhnliche Gabe gewöhnt, denn auch wenn sie fast ihr ganzes Leben damit verbracht hatte, zu behaupten, sie sei bloß gut mit Zahlen , hatte sie doch immer gewusst, dass es mehr war als das. Sie wollte nicht noch ein Talent entdecken, besonders keines, das ihr vollkommen nutzlos erschien. Eine Warnung war schön und gut, wenn man wusste, wovor man gewarnt wurde. Wenn nicht, warum dann die Mühe?
„Unsere Mitfahrgelegenheit ist da“, sagte Dante, der hinter sie trat und eine Hand auf ihre Taille legte. „Willst du mit mir ins Hotel kommen oder zurück nach Hause fahren?“
Nach Hause? Bezeichnete er sein Haus als ihr Zuhause? Sie sah zu ihm hoch, bereit, ihn auf seinen Fehler hinzuweisen, aber die Worte starben auf ihren Lippen. Er sah sie mit ruhigem, brennendem Verlangen an: Er hatte sich nicht versprochen. Es war eine Warnung der anderen Art gewesen.
„Wir wissen beide, wo das hinführt“, sagte er. „Ich habe im Hotel eine Suite, und der Elektriker hat gestern den Strom wieder angeschlossen, also funktioniert alles. Du kannst mit mir ins Hotel kommen oder nach Hause fahren – aber egal wo, du wirst unter mir liegen. Der einzige Unterschied ist, dass es dir etwas mehr Zeit verschafft, wenn wir nach Hause fahren – falls du sie brauchst.“
Ja, sie brauchte mehr als Zeit. Aber der Seitenstreifen des Highway war nicht der richtige Ort für die Kraftprobe, die sie erwartete.
„Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich mit dir schlafen will oder nicht, und ich werde die Entscheidung nach meinem eigenen Zeitplan treffen, nicht nach deinem“, sagte sie. „Ich komme mit dir ins Hotel, weil ich nicht noch einen Tag eingesperrt in diesem Haus verbringen will, also versteif dich auf nichts, Raintree.“
Sein konzentrierter Gesichtsausdruck löste sich auf, stattdessen lächelte er sie ironisch an. Er sah an sich selbst hinunter und sagte: „Zu spät.“
20. KAPITEL
L orna war zu rastlos, um nur in Dantes Suite herumzusitzen, während er das ganze Hotel vereinnahmte, die Säuberungsarbeiten und die Reparaturen beaufsichtigte und sich mit den Bauunternehmern traf. Sie folgte ihm auf dem Fuß, hörte zu, mischte sich aber nicht ein. Hinter den Kulissen eines Luxushotels ging es faszinierend zu. Und der Laden brummte. Statt darauf zu warten, dass die Versicherungen sich kümmerten, hatte er Sachverständige kommen lassen, die von allem Aufnahmen machten, dann hatte er auf eigene Kosten mit den Reparaturen begonnen.
Dass er dazu in der Lage war, verriet ihr, dass er wirklich reich sein musste, was angesichts seines Lebensstils noch mehr über ihn aussagen ließ. Er hatte keine Armee aus Bediensteten, die sich um ihn kümmerten. Er lebte in einem großen schönen Haus, aber es war kein Herrenhaus. Er besaß teure Autos, aber er fuhr sie selbst. Er machte sich selbst Frühstück, räumte seinen Geschirrspüler selbst ein. Er mochte Luxus, aber es ging ihm auch mit viel weniger gut.
Wenn es allerdings um das Hotel ging, war er unnachgiebig. Alles musste erstklassig sein, vom Toilettenpapier bis zu den Bettlaken. Wenn der Rauchgestank sich nicht aus den Gardinen entfernen ließ, wurden sie weggeworfen, ebenso wie kilometerweise Teppich.
Am Tag zuvor war das Hotel ein Irrenhaus gewesen. Man hatte den Gästen erlaubt, in ihre Zimmer zu gehen und ihre Sachen zu holen. Weil das zerstörte Kasino dem Hotel angeschlossen war, hatte man sie aus Versicherungsgründen führen müssen, um sicherzustellen, dass ihre Neugierde sie nicht an Orte führte, an die sie nicht gehen sollten.
Ein Kasino existierte nur aus einem Grund, und dieser Grund war Geld. In den seltenen Momenten, in denen Dante Zeit zum Reden hatte, hatte er Lorna erzählt, dass das Kasino pro Tag über sechs
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