Aus dem Feuer geboren (German Edition)
Pflegefamilie besser aufgehoben gewesen“, knurrte er.
„Da bin ich gelandet, als ich sechzehn war. Eines Tages ist sie abgehauen und nie mehr wiedergekommen. Ich erinnere mich … auch wenn sie mich immerzu hat spüren lassen, wie sehr sie mich gehasst hat, war es, als würde ein Teil von mir plötzlich fehlen, als sie mich verlassen hat. Zu dieser Zeit war ich nicht mehr hilflos, aber als ich klein war … Egal, wie schlimm es ist, kleine Kinder tun alles, um an dem festzuhalten, was ihre Familie ist, weißt du?“ Sie seufzte. „Ich weiß, ich habe überreagiert bei dieser Babygeschichte. Es tut mir leid. Du hast gesagt ‘Baby’, und das hat alles wieder aufgewühlt.“
Ein kleines Lächeln verzog seinen Mund. „Werd nicht wieder böse, aber ich habe keinen Scherz gemacht. Wenn eine Frau dem Kind eines Raintree das Leben schenkt, wird sie ebenfalls eine Raintree. Nein, ich verstehe die Wissenschaft dahinter nicht. Es hat etwas zu tun mit den Hormonen und dem geteilten Blut und dass das Baby genetisch dominant ist. Ich bin mir nicht sicher, ob es eine wissenschaftliche Erklärung gibt. Magie muss nicht logisch sein.“
Die Erklärung faszinierte sie. Alles, was sie über die Raintree gelernt hatte, faszinierte sie. Es war eine so andere Welt, eine andere Erfahrung, und doch existierten sie innerhalb der normalen Welt – nicht, dass die normale Welt etwas über sie wüsste, denn wenn das je herauskam, dann wäre ihre Existenz nicht nur nicht normal, sondern würde vielleicht ganz aufhören. Lorna hatte wenige Illusionen über die Welt, in der sie lebte. „Was ist mit den Männern, die Kinder mit Raintree-Frauen zeugen? Was verwandelt sie?“
„Nichts“, sagte Dante. „Sie bleiben normal.“
Das erschien nicht fair, und das sagte sie ihm. Dante zuckte mit den Schultern. „Das Leben ist nicht perfekt. Man geht einfach damit um.“
Das stimmte auffallend. Sie wusste, wie man mit Dingen einfach umging. Sie wusste auch, dass sie in diesem Moment sehr glücklich war.
Das Dutzend Kerzen im Zimmer reichte aus, um so viel Hitze abzugeben, dass es ihr unangenehm wurde. Sie sah sich zu ihnen um, und ihr wurde klar, dass Dante und Feuer Hand in Hand gingen. Sie mochte Feuer nicht, würde immer Angst davor haben, aber … das Leben war nicht perfekt. Man lernte, einfach damit umzugehen.
„Kannst du die Kerzen ausmachen?“, fragte sie.
Er hob den Kopf vom Kissen und sah sich um, als hätte er gar nicht gemerkt, dass sie brannten.
„Mist. Ja, kein Problem.“ Einfach so gingen die Kerzen aus, nur die Dochte rauchten noch ein wenig.
Lorna kletterte auf ihn und küsste ihn, lächelte, als sie sein wieder erwachendes Interesse an ihrem Schenkel spürte. „Na dann wollen wir mal sehen, ob du sie auch wieder anzünden kannst.“
22. KAPITEL
Sonntagmorgen
S ie war geblieben.
Dante kam zurück ins Schlafzimmer. Er hatte auf dem Balkon den Sonnenaufgang begrüßt, und immense Befriedigung erfüllte ihn, als er sah, wie friedlich Lorna in seinem Bett schlief. Nur die obere Hälfte ihres Kopfes war zu sehen, dunkelrot in starkem Kontrast zu dem weißen Kissen, aber er war sich nur zu sehr bewusst, was es hieß, dass so ein kleines Stück nicht von einem Laken verdeckt war.
Sie fühlte sich sicherer. Noch nicht vollkommen sicher, jetzt noch nicht, aber sicherer. Wenn er im Bett neben ihr lag, schlief sie ausgestreckt, entspannt, an ihn gekuschelt. Wenn er allerdings das Bett verließ, krümmte sie sich innerhalb von fünf Minuten zu einem engen, schützenden Ball zusammen. Eines Tages – vielleicht nicht in dieser Woche oder diesem Monat, vielleicht nicht einmal dieses Jahr, aber eines Tages – hoffte er, sie im Schlaf ausgestreckt zu sehen, ihren Kopf unbedeckt, vielleicht ganz ohne Decke. Dann würde er wissen, dass sie sich sicher fühlte.
Und wenn der Tag kam, an dem er sich nicht immer wieder vergewissern musste, wo sie war, dann würde er wissen, dass auch er sich sicher fühlte.
Er überprüfte sie nicht ständig, sein Stolz ließ nicht zu, dass er das sich selbst oder ihr antat, aber das Bedürfnis danach und seine Angst waren immer da.
Am Mittwoch war sie nicht mit ihm gekommen. Er hatte den Jaguarhändler angerufen, damit sie ihm ein neues Auto schickten, und sie war zu Hause geblieben, um es in Empfang zu nehmen. Der Verkäufer hatte auf seinem Handy angerufen, um ihn wissen zu lassen, dass das Auto abgeliefert worden war, aber Dante hatte erwartet, dass Lorna ihn ebenfalls deswegen anrufen
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