Aus den Augen (T-FLAC) (German Edition)
welche?« AJ drehte sich um und schaute den Mann im Anzug durchdringend an. »Sehen Sie, ich habe nicht die geringste Ahnung, was hier vor sich geht. Aber wir sind völlig fertig, hungrig, durstig, überhitzt, und was mich angeht, ich hätte längst schon umfallen müssen. Also, falls es Ihnen nichts ausmacht, dann sparen wir uns den Zirkus, checken ein und besprechen das Ganze bei einem Drink.«
Der Anzug ging die breite Treppe hinunter. »Haben Sie eine Reservierung?«
»Natürlich. Muss im Wagen sein.« AJ starrte ihn an. »Haben Sie nicht gehört, was wir gerade gesagt haben? Wir sind fünfzig Meilen weit gelaufen. Wir wussten nicht einmal, dass dieser Ort überhaupt existiert. Wir haben eine Oase entdeckt und, sieh mal an, ein Pyramiden-Hotel. Woher sollten wir eine Re -«
»Beruhige dich, Liebes.« Kane tätschelte ihren Arm, als sei sie ein kleiner Terrier.
AJ zog den Arm weg. »Nein, ich beruhige mich nicht! Du … du … Betrüger ! Du hast mir erzählt, dass dieses Foto-Shooting in allem top sein würde. Make-up, Haare, Kleider. Luxus-Unterbringung. Du. Hast. Mir. Nicht. Gesagt. Dass. Ich. Laufen. Muss. Fünfzig verdammte Meilen! Das sage ich meinem Agenten! Und meinem Rechtsanwalt! Und der … der Fotografen-Vereinigung sage ich es auch!«
»Jedermann in ganz Mesopotamien kann dich laut und klar hören«, sagte Kane gepresst. »Sehen Sie«, sagte er zu den Männern, die alle einen Schritt zurückgewichen waren, als AJ zu ihrer hysterischen Ansprache angesetzt hatte, »sie ist ein bisschen angespannt. Können wir aus dieser Hitze raus und sie auf ein Zimmer bringen?«
»Angespannt? Du Trottel.« Sie wandte sich mit großen, weit aufgerissenen Augen an den Anzugträger und spielte für ein verzücktes Publikum. »Dieser Kerl hat uns da rausgefahren. In dieses Niemandsland. Und jetzt will ich die größte, schönste Suite am Ort«, sagte sie forsch und sah einen großen dünnen Kerl an, der am Rande der Gruppe stand, die ganze Zeit noch kein Wort gesagt hatte, AJ aber anschaute, als sei sie seine letzte Mahlzeit. Sie schenkte ihm ein süßes Lächeln und seufzte im Geiste, als der Mann daraufhin fast die Treppe herunterfiel. Der Beinahe-Sturz zwang ihn, den Mund wieder zuzumachen.
»Schicken Sie mir eine Flasche Champagner nach oben, mein Lieber, bitte, ja?«
Sie wandte sich mit finsterem Gesicht an Kane. Ihr Tonfall wurde schärfer. »Und du zahlst. Außerdem hast du dich geweigert, meine Koffer mitzunehmen, also besorgst du mir jetzt auch ein paar ordentliche Sachen.«
»Wo glaubst du, kann -«
»Tu es einfach.« AJ schob sich zwischen den Männern durch und lief die breite, weiße Marmortreppe zu der offen stehenden, sechs Meter hohen Flügeltür hinauf, Kane an ihrer Seite. Die Tür war reich mit geschnitzten Hieroglyphen bedeckt und dramatisch in Gold, Türkis und Schwarz bemalt. Auf den Seiten wurde sie von zehn Meter hohen Palmen in weißen Marmortrögen flankiert; die Tröge allein waren größer als AJ.
Drinnen war es kühler als draußen, aber nur marginal. Keine Klimaanlage bewegte die reglose Luft. Die drei Stockwerke hohe Lobby war exquisit ausgestattet, auch wenn die Farben gedämpft wirkten, da keine Lichter brannten. Doch durch die offene Tür strömte genug Sonnenlicht, um die türkis-schwarzen Teppiche zu illuminieren, die sich, wie es schien, meilenweit dahinzogen. Entlang der weißen Marmorwände standen in regelmäßigen Abständen an die zwölf Meter hohe, vergoldete und mit Edelsteinen besetzte Sarkophag-Repliken.
Bei der Ausstattung des Luxushotels schienen keine Kosten gescheut worden zu sein. Es war ganz offensichtlich für Präsidenten, Könige und Industriemagnaten erbaut worden.
Oder als Falle.
Sie durchquerten alle die gewaltige Eingangshalle und gingen auf die Rezeption zu. Es war keine Menschenseele zu sehen. »Wo sind die denn alle?«, fragte AJ, drehte sich langsam im Kreis herum und sah die Männer an, die ihnen ins Hotel gefolgt waren.
»Sie können nicht hier bleiben«, sagte der Anzugmann. »Das Hotel ist offiziell noch gar nicht eröffnet.«
»Oh, also gut«, sagte AJ süßlich. »Dann ziehen wie eben nach nebenan ins Holiday Inn.«
»Miss …«
»Stehen schon Betten in den Zimmern?«, wollte AJ wissen.
»Ja -«
»Und die Duschen funktionieren alle?«
»Ja -«
»Und der Zimmerservice?«
Er sah sie verärgert an. »In einem gewissen Maße -«
»Dann hat das Hotel geöffnet, mein Lieber, und wir bleiben.«
»Wir haben hier eine Krisensituation,
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