Aus den Augen (T-FLAC) (German Edition)
Madam.«
»Wir mit Sicherheit auch.« Sie zeigte mit wedelnden Händen auf ihre Aufmachung. »Und sie wird sich noch zuspitzen, wenn ich nicht innerhalb der nächsten zehn Sekunden ein Zimmer bekomme.«
Der Anzug seufzte und schien zu begreifen, dass dies der einfachste Weg war, sie aus der Lobby zu entfernen. »Die einzig verfügbaren Räume befinden sich im fünften Stock«, sagte er angewidert.
»Bringen Sie uns hin.«
»Der Aufzug ist nicht in Betrieb.«
Kane ächzte schicksalsergeben. »Das passt.«
Auf jedem Stockwerk waren an den Türen des Treppenhauses zwei Männer postiert. Keine der Türen ließ sich ohne Stromzufuhr versperren. Die Wachen schienen zu den jeweiligen Würdenträgern zu gehören. die das betreffende Stockwerk bewohnten. Kane wollte die Männer nicht zur Rede stellen. Sie machten nur ihren Job. Und waren vermutlich genauso verwirrt wie jeder andere im Hotel.
Sollte Walsh sich mit der Frage herumschlagen, wer sich wo befand. Er und AJ hatten Raazaq zu finden und zu neutralisieren.
Nach dem zwölfstündigen Marsch war AJ nicht mehr ganz so spritzig, als sie oben im fünften Stockwerk ankamen.
Er öffnete die Tür zu 506 und ließ AJ mit galanter Geste den Vortritt. »Entrez, Mademoiselle.«
Wanzen? fragte sie in Zeichensprache und sah sich um. Kane zuckte die Achseln und signalisierte: Vermutlich nicht. Aber darauf wetten würde ich nicht.
»Ich gehe duschen.« AJ wackelte mit den Augenbrauen. »Besorg mir ein paar Kleider und etwas zu essen.«
»Sicher, Euer Hoheit.« Er bedeutete ihr, dass er zuerst die Suite absuchen würde.
Sie signalisierte: Soll ich dir helfen?
Der große Raum war leicht zu überblicken, und Kane bezweifelte ernstlich, dass er verwanzt war. Er schüttelte den Kopf.
Nach kurzem Zögern ging sie ins Badezimmer. Ein paar Sekunden später hörte er das Wasser laufen. Kane ging an eines der drei Meter hohen Fenster, die die Rückseite des Hotels überblickten, wo sich ein Swimmingpool von olympischen Dimensionen befand, umgeben von leeren Liegestühlen und üppiger Vegetation.
Bewaffnete Männer patrouillierten in unregelmäßigen Intervallen das Areal.
Raazaq machte sich offenkundig keine Sorgen, dass irgendwer Schwierigkeiten machen könnte, anderenfalls hätten seine Männer Kane und AJ nicht ohne Eskorte nach oben gehen lassen. Der arrogante Bastard war sich seiner Sache zu sicher.
Es befanden sich über zweihundert ausgebildete Sicherheitskräfte im Hotel. Die Besten der Welt auf ihrem Spezialgebiet. Doch Raazaq hatte sie neutralisiert.
Wie Kane es vermutet hatte, war der Raum anscheinend nicht verwanzt. Kein Bedarf. Es war offensichtlich, dass Raazaq die Gäste effektiv in Angst und Schrecken versetzt hatte und sie in ihren Suiten gefangen hielt, wo sie nicht mitbekamen, was draußen vor sich ging.
Für die Zeit ihres Aufenthalts würden sie nirgendwohin gehen. Nachdem er den Fernseher entfernt hatte, zerrte und schob Kane den unglaublich schweren Louis-quatorze-Wandschrank vor die Tür - kein wirkliches Hemmnis, aber besser als nichts.
Als Nächstes durchwühlte er die Rucksäcke, die sie auf dem Couchtisch abgestellt hatten, und holte die nicht als solche zu erkennenden Bestandteile zweier Waffen heraus. Er baute sie rasch zu zwei Handfeuerwaffen von ordentlicher Größe zusammen und deponierte sie an einer schnell zu erreichenden Stelle.
Raazaq wartete auf irgendetwas. Worauf? Kane hatte keine Ahnung, aber solange alle auf ihren Suiten blieben, da war er einigermaßen sicher, blieb ihnen noch etwas Zeit, Erkundungen anzustellen.
Raazaq musste weiterhin glauben, dass er am Zug war. Inzwischen wussten die Terroristen, dass AJ im Hotel wohnte. Vielleicht ließ er sie zu sich rufen. Vielleicht.
Kane gefiel die Vorstellung, dass AJ sich mit Raazaq traf, überhaupt nicht, allein der Gedanke widerte ihn an.
Aber AJ war eine Einsatzkraft. Sie war hier, um in Raazaqs Nähe zu kommen. Doch jetzt, da Kane sie kannte - sich um sie sorgte , verdammt -, war die Vorstellung, sie könne in Gefahr geraten, unerträglich. Ein machtvoller Beschützerinstinkt überkam ihn. Er runzelte die Stirn, während er auf dem Weg ins Badezimmer seine stinkenden Kleider auszog.
Sie würden das klären müssen. Nach dem Einsatz.
Er ging nackt ins Badezimmer und sah an der Art, wie AJ dem Wasserstrahl aus dem goldenen Duschkopf auswich, während sie sich einseifte, dass das Wasser kalt war. Zu kalt. Er zog die Duschwand auf. Er würde sie schon aufwärmen.
Ihr Lächeln
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