Aus den Augen (T-FLAC) (German Edition)
hatte sie es geschafft, sich einer emotionalen Klippe zu nähern, die sie nicht einmal theoretisch in Erwägung gezogen hatte, als sie T-FLAC zu ihrem Leben gemacht hatte.
Kane genoss den Sex mit ihr. Sehr gut. Er wollte keine Verpflichtungen? Sogar noch besser. Sie verspürte nicht die geringste Absicht, ihr Glück von anderen abhängig zu machen.
Sie würde nie mehr den Fehler begehen, an echte Gefühle zu glauben, wenn ein Mann sie als Trophäe betrachtete. Sie hatte Besseres verdient. Bei T-FLAC erfuhr sie Anerkennung und Wertschätzung. Es war gut zu wissen, dass man sie dort nach ihren Fähigkeiten beurteilte, nicht nach ihrem Aussehen.
»Sieh dir das hier an«, sagte Kane, der zu ihr aufgeschlossen hatte. Er wies mit dem Kinn nach rechts, wo der aufgewühlte Sand auf Kamele schließen ließ, die hier in südwestliche Richtung gewendet hatten.
AJ legte die Stirn in Falten und ärgerte sich über sich selbst, weil sie etwas so Offensichtliches nicht von sich aus bemerkt hatte. Das ist es, dachte sie. Hör auf, ständig über Kane nachzudenken und konzentriere dich auf die Operation. Sie hatte etwas zu beweisen - nicht nur Kane, sondern auch sich selbst. Sie hätte die Spuren bemerkt, wäre sie in Gedanken bei dem teuflischen Verrückten gewesen und nicht bei Kane. Aber sie hatte über ihre Beziehung - war es eine Beziehung? - mit Kane nachgedacht. Es war keine Beziehung. Aber es fühlte sich auch nicht wie bedeutungsloser Sex an. AJ wusste, dass sie nicht mehr das Heldenbildnis anbetete, das sie aus der Akademie mitgebracht hatte. Nein, sie empfand um vieles mehr. Vielleicht verliebte sie sich? Die Vorstellung war fast genau so furchteinflößend wie die Bedrohung, der sie gegenüberstanden.
»Wir folgen den Spuren«, rief Kane Anum auf Arabisch zu.
»Wie hast du die entdeckt?«, fragte AJ und versuchte zu verbergen, wie peinlich ihr ihre eigene Unachtsamkeit war.
»Setz deine Sonnenbrille wieder auf. Siehst du sie jetzt?«
Die Brille filterte das scharfe Licht heraus und zeichnete tiefere Schatten auf die Oberfläche, was den aufgewühlten Sand deutlicher hervortreten ließ. Ja, sie sah sie und würde sich das merken. Das würde ihr nicht mehr passieren. »Das müssen Raazaq und seine Handlanger gewesen sein.«
»Ja.«
Der Sand leuchtete wie Diamanten. Die Sonne stand hoch am Himmel und brannte auf ihre bedeckten Schultern. Eine leichte, verspielte Brise machte die Hitze erträglich.
AJ war fasziniert vom Taumeln und Schwanken des Kamels vor ihr. Sie bewunderte die Konstruktion der dünnen Beine, die dem Tier auf den Wüsten der Welt perfekte Balance verschafften. »Hast du die weichen, weißen Polster unter den Hufen gesehen?«, fragte sie Kane, der neben ihr ritt. »Schau, wie sie sich bei jedem Schritt breitdrücken, genau wie Teig. Toll, oder? Verhindert, dass sie in den Sand einsinken und verschafft Bodenhaftung.«
»Merkst du dir alles, was du einmal in einem Buch gelesen hast?«, fragte Kane neugierig. Er sah wie eine Art exotischer Cowboy aus mit seinem Strohhut, der schwarzen Galabija und dem dunklen Bartwuchs mehrerer Tage am Kinn. Er hatte sie gestern Nacht mit seinem Gesicht gestreichelt, und die bloße Erinnerung an das Kitzeln und Kratzen seiner Bartstoppeln auf ihrer empfindlichen Haut reichte aus, ihre Knie weich werden zu lassen. Nur gut, dass sie saß.
Sie schluckte schwer und konzentrierte sich auf die Kamele. »Ziemlich viel. Hast du beispielsweise gewusst, dass ein Camelus dromedarius von Kopf bis Fuß perfekt an das harte Leben in der Wüste angepasst ist? Die langen Wimpern wehren den Sand ab, die Nasenlöcher sind schließbar. Sie inhalieren die Feuchtigkeit, die beim Ausatmen entsteht, in die Lunge zurück. Oh, und der Höcker, der ein Fettspeicher ist, hilft ihnen, die Körpertemperatur zu regulieren und kann sie wochenlang mit Feuchtigkeit versorgen.« Sie rutschte auf dem Sattel herum. »Was ich allerdings nicht aus erster Hand miterleben möchte.«
»Schmerzt der Hintern? Versuch das Bein vorn über den Sattel zu legen.«
»Später. Es geht mir gut. Spektakulär, nicht wahr?« Sie wies auf die unendliche karamellfarbige Sandfläche. Es war so still, sie hätte am liebsten geflüstert, wie in einer Kirche.
»Ja«, sagte er, ohne wegzusehen. »Das ist es.«
Sie machten keine Mittagspause. Es gab nirgendwo auch nur einen Fetzen Schatten. Nur ebenen karamellfarbigen Sand. Hin und wieder störten ein paar Felsbrocken die Monotonie. Sie verfielen über weite Strecken in
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