Aus heiterem Himmel (German Edition)
einer Atmosphäre erdrückt gefühlt. Er hatte mit keiner der beiden Frauen geschlafen, dennoch verwöhnten sie ihn und wollten sich mit ihm anfreunden. Mit Frauen befreundet zu sein, das kam bei ihm selten vor. Andererseits konnte man sich Taylor und Suzanne einfach nicht widersetzen.
Er mochte sie, jedenfalls bis sie ihn an die Verlobungsparty erinnerten. Sie sollte an diesem Abend stattfinden, und er wurde erwartet.
Bisher war er solchen Verpflichtungen immer aus dem Weg gegangen. Was soll’s?, dachte Ty. Dann gebe ich eben nach.
Auf dem Rückweg fuhr er wieder an der Jugendherberge vorbei und fragte nach Margaret Mary.
Diesmal hieß es, sie sei ausgezogen.
Ty hielt sich am Empfangspult fest, um nicht zu schwanken. “Wohin ist sie gegangen?”
Die junge Frau zuckte mit den Schultern. “Ich glaube, sie wollte nach Seattle.”
Das war ja tausend Meilen entfernt! Hatte sie überhaupt ein Auto? Geld? Oder war sie vollkommen mittellos und fuhr jetzt per Anhalter? Hatte sie überhaupt ein Gespür für die Gefahren, die auf sie lauerten?
Ty konnte es sich selbst nicht genau erklären, wieso er es auf einmal so eilig hatte, aber er raste nach Hause, um so schnell wie möglich zu seinem Computer zu kommen.
Es gab keine E-Mail von ihr. Hatte sie es aufgegeben? Das könnte er ihr nicht verübeln. Denn genau das hätte er verdient.
Zum ersten Mal war es Ty, der den Kontakt aufnahm.
Margaret Mary aus Dublin, ich bin ein irischer Dickkopf, und es tut mir leid. Ich weiß, dass das eine lausige Entschuldigung ist, aber bitte versuch, mich zu verstehen. Aber so was wie Familie hat mir immer nur Schmerz und Leid zugefügt. Allerdings habe ich das Gefühl, dass es bei Dir anders gewesen wäre. Ich weiß nicht, was diesen Sinneswandel bewirkt hat. Vielleicht mein Sturz (ein lange Geschichte) oder die Tatsache, dass ich heute Morgen allein aufgewacht bin und erkannt habe, dass ich daran selbst schuld bin (noch eine lange Geschichte).
Also, Margaret Mary aus Dublin, entscheide selbst: Ist es zu spät?
Dein Bruder Ty Patrick O’Grady
Ty lehnte sich zurück und blickte nach draußen auf die Berge am Horizont. Was für eine grandiose Aussicht, und was für ein großes, leeres, stilles Haus!
Seit wann kam ihm das Haus bloß so still vor? Hatte er sich nicht immer seine Ruhe gewünscht?
Jetzt sehnte er sich nach etwas anderem, auch wenn er nicht genau sagen konnte, wonach.
Auf jeden Fall fehlten ihm ein paar Menschen in seinem Leben.
An diesem Abend schaffte Nicole es unter viel Fluchen, sich für die Verlobungsparty zurechtzumachen. Sie schaffte es, Taylor und ihrer Schminkausstattung aus dem Weg zu gehen, indem sie lange bei der Arbeit blieb. Halterlose Strümpfe, das grüne Kleid, Mascara und Lippenstift waren für ihren Geschmack mehr als genug.
Die Party fand bei Ryan statt, weil Suzanne gerade zu ihm zog. Als Nicole das Haus betrat, wurde sie fast erschlagen von dem Duft köstlicher Speisen, der Musik und dem Gelächter. Alle schienen sie umarmen zu wollen. Suzanne, Taylor und Ryan. Sie schob die beiden Frauen weg, weil die sich wegen ihres Kleids gar nicht mehr beruhigten, und ließ sich von Ryan in die Arme ziehen.
“Moment mal, das ist mein Verlobter!”, stellte Suzanne klar, als der große gut aussehende Ryan Nicole gar nicht mehr losließ.
“Er ist lediglich ein aufmerksamer Gastgeber.” Nicole gab Ryan einen Schmatzer auf den Mund und genoss es, als Suzanne erschrocken nach Luft schnappte und Taylor auflachte.
Dann kam noch ein Mann auf sie zu. Er sah für ihren Geschmack sogar noch besser aus als Ryan, hatte hellblaue Augen, manchmal einen irischen Akzent und einen Dickkopf, der ihrem in nichts nachstand.
“Hallo”, begrüßte sie ihn etwas verlegen. Dass Ty sie mit den Augen zu verschlingen schien, machte es ihr nicht leichter.
“Hallo”, antwortete er.
Hastig zog Suzanne Taylor und Ryan mit sich weg.
Jetzt war Nicole mit Ty allein. Sie konnte kaum still stehen, verlagerte das Gewicht von einer hohen Hacke auf die andere und biss sich auf die Unterlippe. Sie zerrte am Saum ihres Kleids und fühlte sich verletzlich und zugleich kindisch.
Ty kam näher, und sie wusste nicht, ob sie ihn schlagen oder küssen sollte. Wenn sie doch wenigstens Jeans anhätte!
Er legte ihre eine Hand an die Taille und drückte sie sanft. “Du hast mein Herz gestohlen.”
Wenn er solchen Unsinn redete, dann wurde ihr immer ganz anders. “Hör auf damit.”
“Aber es stimmt. Du bist umwerfend.”
“Weil
Weitere Kostenlose Bücher