Die Trophäe des Gladiators (HISTORYA) (German Edition)
Die Trophäe des Gladiators
"Wie aufregend, wie aufregend, oh, ist das aufregend!"
Leila schmunzelte und stützte sich auf ihren Reisigbesen, während sie der temperamentvollen Spanierin Consta zusah, wie diese mit wehenden Haaren um die letzte Säule des Atriums bog.
"Das ist so aufregend!" Consta blieb leicht außer Atem vor Leila stehen und schob sich eine verirrte Strähne ihrer kakaobraunen Lockenpracht aus dem Gesicht.
"Möchte st du mir verraten, was so Spannendes passiert ist, liebe Freundin, oder soll es dein Geheimnis bleiben?", erwiderte Leila zwinkernd. Obwohl sie erst vor knap p zwei Monaten mit der lateinischen Sprache konfrontiert worden war, konnte sie sich bereits mühelos ver ständigen. Sie hatte das vor kurzem noch so fremd klingende Latein bereits auf ihrem Weg nach Rom in der Gefangenschaft des Sklavenhändlers gelernt, der sie auf einem Acker ihrer Familie im südlichen Wales überrascht und kurzerhand entführ t hatte.
Die Reise von Britannien nach Italien hatte gute eineinhalb Monate gedauert und so war sie erst seit knappen zwei Wochen Haussklavin in der Villa des Konsul Octius. Zu ihrem Glück hatte sie es bei dem grauhaarigen Octius und seiner Frau gut angetroffen, denn der Ko n sul agierte nach der Rechnung :
"E in wohl behandelter Sklave arbeitet besse r und wird weniger krank. E in schlecht behandelter Sklave arbeitet schlec ht, stirbt früher und man muss viele Goldmünzen für einen neuen Sklaven ausgeben." Diese Weisheit gab er immer wieder zum Besten und d eshalb wusste Leila auch davon.
Tatsächlich war sie ihrem Schicksal nic ht mehr so böse, wie während d er Zeit in den vergitterten Pferdewagen der Sklavenkarawane, in der sie so manche Nacht vor Kummer und Heimweh nicht hatte schlafen können . Nun, da sie in Rom wohnte, hatte sich ihr Leben von Grund auf verändert. Sie, di e in einem winzigen Dorf im rau en, kalten Wales aufgewachsen war , konnte sich an dieser heiß en, lebhaften Metropole einfach nicht sattsehen. Wa nn immer sie losgeschickt wurde, um Besorgungen zu machen, spazierte sie durch die verwinkelte n Gassen und musste sich selbst so manches Mal daran erinnern, nicht alles allzu auff ällig zu bestaunen. Sogar im Colo s s eum war sie mit Consta schon gewesen, hatte dort die grausamen Kämpfe der Gladiatoren bestaunt und sich von der Begeisterung der Menge mitreißen lassen.
"Ich habe ein Gerücht gehört!", sagte Consta, beugte sich dann vertraulich zu Leila hinüber und ihre Stimme verebbte zu einem Flüstern. "Und es hat etwas mit dir zu tun…"
Leila sah in die großen Augen ihrer Freundin, die sie zwar erst seit zwei Wochen kannte, deren Gesellschaft ihr aber bereits so vertra ut wie die einer Schwester war.
"Sag es mir…das ist unfair mich auf die Folter zu spannen, du Geheimniskrämerin!"
Costa lächelte breit und griff dann nach Lei las Besen, nur um ihn müßig hin und her zu drehen.
"Sag es!"
Leila wollte Costa ihr Putzwerkzeug wieder abnehmen, doch diese wich ihr geschickt aus.
"Du weiß t doch, dass der Konsul ein beg eisterter Freund und Gönner der Spiele ist."
Leila nickte, denn sie hatte bereits mitbekommen, da s s der Konsul Octius zwei der renommiertesten Gladiatorenschulen Roms finanziell unterstützte und auch einzelnen, besonders gefeierten Kämpfern gerne Geld- oder Sachgeschenke zukommen ließ. Zwar war seine Frau wenig angetan von dem Umstand, dass ihr Gatte so viele Goldmünzen für solcherlei barbarische Vergnügungen ausgab, doch in diesem einen Punkt ließ der Konsul nicht mit sich diskutieren.
"Erinnerst du dich an den Gladiator Ragan?", kicherte Consta nun.
Sofort hatte Leila das Bild des riesigen, blonden Germanen vor sich, der den Kopf seine s Gegners mit nur einem Schlag vom Rumpf getrennt hatte. Blut war auf seinen nackten Oberkörper gespritzt und er hatte triumphierend aufgebrüllt, während die Menge vor Begeisterung getobt hatte . Dann hatte er sein rotgetränktes Schwert in den staubigen Sand der Arena geworfen und beide Arme in die L uft gereckt. Jubelschreie waren aus Richtung der Tribünen aufgebrandet, während Leila atemlos auf seine muskulöse, nackte Brust gestarrt hatte.
"Dieser Kämpfer aus Germanien…weisst du noch ? Er ist der Star der Spiel e, doch der Kaiser will ihn zu einem freien Mann machen… wie schade, eigentlich."
"Ja, ich weiß, wen du meinst", murmelte Leila, hatte aber keine Ahnung, worauf C osta mit ihren Fragen wohl hinaus wollte.
"Nun, der Konsul ist einer der
Weitere Kostenlose Bücher