Ausgerechnet er!
heimfahren”, erklärte sie.
“Beeilen wir uns.”
Sie führte ihn zu einem ziemlich schlicht aussehenden Grab. Im flackernden Kerzenschein war die Inschrift nur schwer zu lesen. Lily hatte jedoch eine kleine Taschenlampe eingesteckt, bevor sie den Laden verlassen hatte.
Die Worte waren simpel. “Liebende, vereint auf immer und ewig.”
“Was denkst du?”, fragte sie und schniefte ein wenig über die Ungerechtigkeit, dass ein Paar mit zwanzig und zweiundzwanzig Jahren sterben musste.
“Dass du einmalig bist.”
In diesem Moment begriff sie, dass sich tatsächlich ein Spalt in Prestons Panzer, mit dem er sich umgab, geöffnet hatte. Die Liebe brachte ihn ihr näher, und Lily würde nicht eher ruhen, bis er sehen konnte, was sie gerade erkannt hatte. Sie waren ein Paar für alle Zeit. Mit einer magischen Liebe, die alle Zeiten überdauern würde.
11. KAPITEL
Preston war zu Thanksgiving zwei Mal im Büro gewesen. Als er beim zweiten Mal zurückkam, fand er sich umgeben von Lilys Familie wieder.
Mae, ihre Assistentin, und Jim, deren Mann, waren mit einem gekauften Kuchen und einer Flasche einheimischen Weins aufgetaucht. Danach waren Lilys Nachbarn, die Conroys, ein Paar, das bereits goldene Hochzeit gefeiert hatte, erschienen. Preston saß auf dem Sofa neben Mr. Conroy und hörte sich Geschichten an, wie der alte Mann seiner Annabelle den Hof gemacht und sie dazu gebracht hatte, ihn zu heiraten.
Lilys Familie war ein wenig einschüchternd. Sie verhielten sich ihr gegenüber alle so beschützend, dass es ihm unangenehm war. Er kam sich vor wie der kalte Verführer, der er zu Beginn ihrer Beziehung vielleicht gewesen war. Er konnte ihnen nicht erklären, was er selbst nicht verstand, aber ihm war inzwischen deutlich klar, dass er sich von Lily mehr erhoffte als ein paar heiße Nächte.
Unter ihren Verwandten kam er sich vor wie ein herzloser Casanova, der ihr kleines Lämmchen in die böse Welt hinausgelockt und es dann ausgenutzt hatte. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass Lily sich aus freiem Willen mit ihm eingelassen hatte. Sie hatte sich geweigert, ihn letzte Nacht bei ihr übernachten zu lassen, da ihre Brüder zu Hause waren und sie ihnen keinen falschen Eindruck vermitteln wollte.
Preston brachte es nicht übers Herz, ihr zu sagen, dass er und sie niemanden täuschen konnten. Dash und Beau ahnten längst, dass er nicht nur ihr Auftraggeber war. Ihre Großmutter, eine für ihr Alter recht jung aussehende Achtundsechzigjährige, hatte mit den Armen um ihn herumgewedelt, “um seine Aura zu lesen”, wie sie es nannte. Dann hatte sie ihm tief in die Augen gesehen und etwas in einer Sprache gemurmelt, die er nicht verstehen konnte.
“Sie besitzen Potential”, erklärte sie, bevor sie sich abwandte.
Es war eine seltsame Erfahrung gewesen, und Preston würde es lieber mit einem Arm auf den Rücken gefesselt mit beiden Brüdern gleichzeitig aufnehmen, als sich noch einmal von Lilys verrückter Großmutter in die Ecke drängen zu lassen.
“Pres, würdest du mir bitte in der Küche helfen, den Truthahn zu tranchieren?”
Er folgte Lily den Flur hinunter und war sich die ganze Zeit der durchdringenden Blicke Dashs bewusst. “Du tust mir keinen Gefallen damit, indem du deinen Bruder irritierst.”
“Sei nicht albern. Dash mag dich.”
“Er würde mich gern am Marterpfahl in der glühenden Sonne brutzeln sehen.”
“Ich habe ihm erklärt, dass wir Freunde sind.”
“Man kann Männern mit dieser alten Ausrede nichts vormachen.”
“Aber man kann sie dazu bringen, an die Existenz der Liebe zu glauben.”
“Lily …”
“Schon gut, ich hör ja auf damit. Da ist der Vogel. Weißt du, wie man ihn tranchiert? Ich habe mir eine Seite aus einer Zeitschrift mit der richtigen Vorgehensweise aufbewahrt.”
“Ich habe das noch nie gemacht.”
“Isst du an den Feiertagen immer auswärts?”
“Manchmal. Wenn ich zu Hause bin, kümmert mein Koch sich darum.”
“Oh. Soll ich lieber Dash holen?”, schlug sie vor, aber natürlich würde sie enttäuscht sein, wenn er Ja sagte. Und er wollte Lily nicht enttäuschen.
“Nein, ich werde es machen.”
Es kam ihm seltsam, aber auch richtig vor, den Truthahn anzuschneiden. Eine Fantasie tauchte vor seinem geistigen Auge auf, in der er sich und Lily und eine Horde Kinder in der Küche sah. Er blinzelte. Verdammt, er war kein Familienmensch!
Mit Hilfe der Instruktionen aus der Zeitschrift gelang es ihm, den Truthahn zu tranchieren. Lily kam
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