1745 - Die Ketzerbibel
Suko sagte nichts. In seinem Gesicht regte sich kein Muskel. Er sah aus wie jemand, der eine Antwort geben wollte, sich aber nicht traute.
Ich saß auf dem Stuhl und hatte das Gefühl, ihn nicht zu berühren, sondern über ihm zu schweben. Ich wusste auch nicht, was ich denken oder sagen sollte und brachte schließlich einen Einwand hervor, hinter dem ich selbst nicht stand, aber es drängte mich einfach, etwas zu sagen.
»Kann es nicht sein, dass sich Glenda verspätet hat?«
»Nein!« Die Antwort klang entschieden. »Das auf keinen Fall. Glenda hätte angerufen, aber das hat sie auch nicht getan. Ich habe sie dann anrufen lassen, und es hat sich niemand gemeldet. Es gab auch keine Krankmeldung. Ich habe einen Fahrer zu ihr geschickt, der sich umschauen sollte. Er hat Nachbarn befragt, doch dabei ist nichts herausgekommen. Niemand hat Glenda gesehen. Eine Nachbarin wusste wohl, dass sie gestern, also am Sonntag, zurückkehren wollte. Das ist nicht der Fall gewesen. Sie muss ihren Urlaub verlängert haben, was ich allerdings nicht glaube. Hätte sie das getan, dann hätte sie hier Bescheid gegeben. Jetzt stehen wir vor einem Rätsel.«
»Haben Sie es über Glendas Handy versucht?«, fragte ich.
»Ja, auch das. Es gibt keinen Kontakt.«
Mir war gar nicht gut zumute. Der Druck um meinen Magen herum nahm zu, und ich spürte, dass erste Schweißperlen auf meine Stirn traten.
»Wo ist sie denn hingefahren?«, erkundigte ich mich mit leicht krächzender Stimme.
Sir James atmete schwer ein. Er räusperte sich und hob die Schultern. Er schien Angst vor einer Antwort zu haben. Dann sagte er: »Keine Ahnung. Sie hat nichts von ihrem Ziel verraten. Oder Ihnen etwa?«
Suko und ich schauten uns an. Wir mussten nachdenken, und wir dachten daran, dass Glenda aus ihrem Urlaubsziel ein Geheimnis gemacht hatte.
Allerdings hatte sie zugegeben, nach Südfrankreich reisen zu wollen, und das sagte ich auch.
»Aber nicht zu den Templern«, schnappte Sir James.
»Nein, das wohl nicht. Aber Südfrankreich ist groß. Ich denke da besonders an die Provence. Viele Menschen halten dieses Gebiet für das Paradies auf Erden. Da wollte sich Glenda wohl verstecken. Mehr kann ich nicht dazu sagen.«
»Sie wollte etwas mehr als eine Woche wegbleiben«, sinnierte Sir James. Dann wandte er sich wieder an uns. »Und Kontakt haben Sie mit ihr nicht gehabt?«
Ich sprach für Suko mit. »So ist es.« Meine Lippen verzogen sich zu einem unechten Lächeln. »Glenda wollte einfach mal ihre Ruhe haben, das hat sie immer wieder gesagt. Dagegen kamen wir nicht an. Wir haben es ihr auch gegönnt. Nichts vom Job hören, einfach nur relaxen, wobei ich nicht davon ausgehe, dass sie sich den lieben langen Tag in einen Liegestuhl gefläzt hat. Sie war bestimmt unterwegs, um die Umgebung zu erkunden.«
»Und dabei kann etwas passiert sein«, sagte Suko.
»Möglich.«
»Aber was?«
Suko zuckte mit den Schultern. »Denk daran, John, die andere Seite schläft nicht.«
»Du meinst, man hat sie entführt?«
»Ja.«
Ich dachte nach. Das konnte natürlich sein. Glenda als Geisel gegen uns einzusetzen, das lohnte sich immer. Auch Sir James verfolgte den gleichen Gedanken, meinte aber, dass er von der anderen Seite nichts gehört hatte.
»Es könnte auch ein Unfall gewesen sein, der sie ans Bett fesselt«, sagte ich leise.
Sir James und Suko sprachen dagegen, denn sie waren der Meinung, dass sich Glenda dann gehätte. Sir James redete weiter. »Ich glaube auch nicht, dass sie tot ist. Mein Gefühl sagt mir, dass etwas anderes passiert sein muss.«
»Und was, Sir?«
»Eine Entführung, John. Ich bin immer mehr der Überzeugung, dass sie zu einer Geisel geworden ist.«
»Und wenn das tatsächlich der Fall sein sollte, wird man sich bei uns melden«, fuhr Suko fort. »Wenn jemand sich eine Geisel holt, dann will er etwas erpressen. Geld kann es bei Glenda Perkins nicht sein. Also können nur wir auf dem Plan stehen.«
Sir James nickte langsam. »Also abwarten.«
»Genau.«
Sir James sagte: »Leider haben wir keinen Hinweis darauf, wo sich Glenda aufhalten könnte. Ich spiele jetzt mit dem Gedanken, eine Fahndung einzuleiten, mich mit den französischen Kollegen dort unten in Verbindung zu setzen, um gewisse Dinge in die Wege zu leiten.«
»In welchem Gebiet wollen Sie denn nach ihr fahnden lasen?«, fragte ich. »Denken Sie dabei an den gesamten Süden Frankreichs? Inklusive der Promistädte an der Küste?«
»Das eher nicht, John. Ich glaube nicht,
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