Ausgespielt
warteten auf mich, damit wir gemeinsam hinausgehen konnten. Henry war
mittlerweile verschwunden, doch nach und nach trudelten massenhaft abendliche Schluckspechte ein.
Draußen war es dunkel, da der Mond noch nicht aufgegangen war. Die Luft war klar und still, abgesehen vom Zirpen der Grillen. Selbst das Rauschen der Brandung wirkte gedämpft. Zu dritt schlenderten wir auf die Kreuzung zu und plauderten Belangloses.
»Ich stehe da unten«, sagte Beck und zeigte auf die im Dunkeln gelegene Seitenstraße zu unserer Rechten.
»Was für einen Wagen fahren Sie?«, fragte ich.
»Einen 87er Mercedes. Die Limousine. Und Sie?«
»Einen 74er Volkswagen. Den Käfer. Bis bald.«
Ich winkte und ging weiter, während die beiden abbogen.
Fünfzehn Sekunden später hörte ich den zweifachen Knall ihrer 91
zuschlagenden Autotüren. Ich blieb stehen und wartete auf das Geräusch eines anspringenden Motors. Nichts. Vielleicht hatten sie beschlossen, noch eine Weile zu plaudern. Ich ging bis zu meinem Gartentor, schob mich hindurch und lauschte dem vertrauten Quietschen der Scharniere, ehe ich den Weg nach hinten entlangging. Vor meiner Tür angelangt, zögerte ich und sann über Reba und Beck nach. Vielleicht hatte ich mich doch in ihnen getäuscht. Meine Neugier gewann die Oberhand. Ich ließ meine Tasche auf der Veranda stehen, tappte über den Rasen und überquerte Henrys geflieste Terrasse, bis ich schließlich vor dem Maschendrahtzaun stand, der entlang dem hinteren Ende des Grundstücks verläuft. Ich tastete mich von einem Pfosten zum nächsten voran, bis ich an Henrys Garage angekommen war. Dort blieb ich stehen, schob den Zaun zur Seite und schlüpfte durch die Lücke, die dort entstanden war, wo die Befestigung sich gelockert hatte.
Mein Herz klopfte heftig, und vor lauter Erwartung begann es, in meinem Bauch zu rumoren. Ich liebe diese nächtlichen Abenteuer, bei denen ich lautlos durch finstere Gärten schleiche.
Zum Glück nahm keiner der nachbarlichen Köter Witterung auf, und so konnte ich meinen Streifzug ohne einen Chor schrillen Warngekläffs fortsetzen. Am Ende der Gasse angelangt, wandte ich mich nach rechts in die Seitenstraße und musterte beim Weitergehen Formen und Formate der rechts und links geparkten Autos. Die einzelne Straßenlampe gab nur wenig Licht, doch nachdem sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte ich ohne weiteres Becks Mercedes ausmachen. Sämtliche anderen Fahrzeuge waren Kleinwagen, Minivans oder Pick-ups.
Ich sah ihn im Profil, da er halb zur Seite gedreht im Fahrersitz lümmelte, Reba zugewandt. Ich blieb zehn Minuten stehen, und als sich nichts tat, verzog ich mich leise und schlich denselben Weg zurück.
Ich betrat meine Wohnung und stellte meine Tasche auf einen Küchenhocker. Es war fünf nach acht. Ich machte den Fernseher 92
an und sah mir den ersten Teil eines Films an, der trotz der nervtötenden Werbeunterbrechungen sogar richtig lustig war.
Dabei nahm ich mir fest vor, nicht versehentlich irgendeines der angepriesenen Produkte zu kaufen. Um neun schaltete ich den Ton aus und ging in die Küche, wo ich eine Flasche Chardonnay aufmachte und mir ein Glas davon einschenkte. Ganz spontan zog ich einen Topf mit Deckel und eine Flasche Maiskeimöl heraus. Ich schaltete die vordere Kochplatte an, stellte den Topf darauf und gab etwas Öl hinein. Dann durchsuchte ich meinen Küchenschrank nach der Tüte Popcorn, die ich vor Monaten gekauft hatte. Ich wusste, dass es nicht mehr frisch schmecken würde, aber dafür konnte man länger daran kauen. Ich maß einen Becher Maiskörner ab und warf sie in den Topf. Während die Geräusche des Popcorns sich beschleunigten wie das Finale eines Feuerwerks, behielt ich den Fernsehbildschirm im Auge.
Zum Glück ist meine Wohnung so kompakt, dass ich kochen, fernsehen, eine Ladung Wäsche in die Maschine geben oder die Toilette benutzen kann, ohne mich mehr als drei oder vier Meter zu bewegen.
Mit Wein und Popcorn kehrte ich zum Sofa zurück, legte die Füße auf den Couchtisch und sah mir den Film zu Ende an. Als um elf Uhr die Nachrichten anfingen, verließ ich die Wohnung und folgte demselben Schleichweg durch die Gasse, bis ich in der kaum beleuchteten Straße ankam, in der ich zuvor schon gewesen war. Becks Mercedes stand immer noch da, auf seinem Parkplatz am Straßenrand. Die Heckscheibe war mit
Kondenswasser überzogen, das so blass wirkte wie ein Gazeschleier. Anstelle von Becks Profil sah ich Rebas Beine.
Den
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