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Aussicht auf Sternschnuppen

Aussicht auf Sternschnuppen

Titel: Aussicht auf Sternschnuppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Koppold
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wütend. So wütend wie schon seit langem nicht mehr. Dieser miese Sack! Ich griff nach meiner Kaffeetasse. Ja! Ich würde sie nehmen und auf den Boden werfen und es wäre mir vollkommen egal, dass der Kaffee die Wand bespritzte und ich hinterher die Scherben aufkehren müsste. Nein, halt! Noch besser! Ich würde die Kaffeetasse wieder hinstellen, ein Taxi rufen, zum Flughafen fahren und Angela und Giuseppe tüchtig die Meinung sagen. Schluss, Aus, Vorbei würde ich sagen und danach … Ja, was würde ich danach sagen? Ach was! Soweit im Voraus wollte ich nicht denken.
    Ich stand auf. „Ich fahre zum Flughafen.“
    „Warum das denn?“ Fee sah mich erstaunt an.
    „Ich muss mir Gewissheit verschaffen. Wenn Giuseppe mich betrügt, will ich es wissen.“
    „Aber wenn Angela Italienerin ist und er ein Flugticket nach Pisa gebucht hat, wäre es da doch logischer, wenn er sie erst in Italien treffen würde, oder? Und du kannst dich ja schlecht als blinder Passagier in den Flieger einschmuggeln.“ Sie zupfte nervös an ihrem Armband.
    „Ich werde ihm auf jeden Fall nachfahren“, wiederholte ich stur.
    „Aber du hast kein Auto!“
    „Aber die Nummer vom Taxidienst.“ Entschlossen ging ich zur Tür.
    „Warte!“ Fee lief mir hektisch hinterher. „Ich fahre dich. Aber nur, wenn du Giuseppe deine Handtasche überziehst, falls er wirklich dabei ist, sich mit einer Geliebten nach Italien abzusetzen.“

Als Fee und ich am Münchner Franz-Josef-Strauß-Flughafen ankamen, fing es an zu regnen. Normalerweise liebte ich die wimmelnde Atmosphäre dort, doch heute wirkte alles ausgesprochen trostlos. Statt der üblichen hektischen Betriebsamkeit ging es vor den beiden Terminals seltsam ruhig zu. Nur wenige Reisende trotteten, ihre Köpfe tief in den Jackenkragen versteckt, mit ihren Koffern über den Zebrastreifen zur Abflughalle und am Bürgersteig vor dem Eingangsbereich, wo sich sonst Taxi an Taxi reihte und die Fahrer in regem Gespräch miteinander vertieft waren, konnte ich lediglich einige Ölflecke sehen. Selbst die bunten Fahnen, die mir normalerweise unternehmungslustig zuwinkten, hingen müde von ihren Stangen herunter. Aber am beunruhigendsten fand ich, dass Fee und ich sofort einen Parkplatz in der Kurzzeitparkzone direkt vor dem Terminals bekamen, was unter normalen Umständen ungefähr so wahrscheinlich war, wie von einem Skateboard überfahren zu werden.
    „Worauf wartest du noch, Helga!“ Fee war bereits ausgestiegen und tippte mit dem Fuß auf den Boden. Eine, wie ich fand, ungeheuer nervige Angewohnheit. „Von Giuseppe ist weit und breit nichts zu sehen.“
    „Was mache ich hier bloß?“, jammerte ich aus den Tiefen des Autos heraus.
    „Das frage ich mich auch. Aber du bist doch diejenige, die denkt, dass ihr Freund eine Affäre hat, ich nicht. Jetzt komm schon raus!“

    Die gespenstig ruhige Atmosphäre auf dem Vorplatz schien sich auch auf den Terminal 1 ausgeweitet zu haben. Denn auch dort bot sich dem Betrachter ein höchst befremdliches Bild: Wo sonst ein Gewimmel und Gewusel wie in einem Ameisenhaufen herrschte, schienen heute alle Reisenden irgendwo anzustehen und die einzelnen Schlangen waren dabei so lang, dass sie sich ineinander verkreuzten und ich zum Teil nur durch die Blickrichtung der Reisenden sehen konnte, wo eine Schlange aufhörte und die andere begann.
    „Was ist denn hier los?“, fragte Fee ungläubig angesichts der Szenerie, die sich vor uns auftat.
    „Das alles hat bestimmt mit dem Vulkan zu tun.“
    „Mit welchem Vulkan?“
    Genervt verzog ich das Gesicht. „Mit dem isländischen Vulkan, dessen Aschewolke gerade dabei ist, den gesamten Flugverkehr lahm zu legen. Hörst du wirklich niemals Nachrichten?“
    Reumütig schaute Fee zu Boden. „Nein. Ich habe selbst ein schlechtes Gewissen, aber das Weltgeschehen interessiert mich einfach nicht. Aber jetzt, wo du es sagst, erinnere ich mich daran, dass Kollegen von mir gestern über das Thema Vulkan berichtet haben.“
    „Als mündige, wahlberechtigte Bürgerin einer Demokratie müsstest du aber …“ Ich brach ab. „Ach, diese Diskussion bringt sowieso nichts. Lass uns lieber schauen, ob wir Giuseppe finden!“
    „Gehen wir zu den Abflugtafeln! Wenn ich Giuseppe wäre, würde ich angesichts dieses Chaos’ erst mal schauen, ob mein Flieger überhaupt geht.“ Fee konnte manchmal bei aller Oberflächlichkeit und Zerstreutheit überraschend scharfsinnig sein. Ohne sie hätte ich mich wahrscheinlich weiter ziellos durch

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