Licht und Schatten - Wildes Verlangen (German Edition)
Der Krieg zwischen Licht und Finsternis tobte schon so lange, dass sich niemand mehr erinnern konnte, wann und wie er genau begonnen hatte. Natürlich existierten Mythen darüber. Die Vampire glaubten daran, dass es einst ein mächtiger Lichtelf war, der ihre Spezies zu ewigem Schattendasein verflucht und damit diesen Krieg heraufbeschworen hatte. Bei den Elfen hingegen ging der Mythos um, der erste Vampir, der damals aus seinem finsteren Loch gekrochen war, hätte eine Elfenprinzessin entführt und grausam ermordet.
Wie bei jedem der vielen sinnlosen Kriege ging es um Macht und Vorherrschaft, die jeder für sich alleine beanspruchte. Beide Völker verfügten über herausragende Krieger und große Armeen und so war es bisher keinem gelungen, den anderen zu besiegen.
Die Vampire waren besessen von der Idee, die Elfen als Sklaven und Nahrungs quelle zu besitzen und sie ihren Stolzes zu berauben. Elfenblut war kostbarer als Gold, denn es verlieh unvergängliche Schönheit und steigerte übersinnliche Fähigkeiten. Das Imperium der Vampire, tief unter der Erde, stand der Größe des Elfenreiches in nichts nach. Die dunkle Stadt Horvath war so groß, dass es vier Tagesmärsche brauchte, um sie einmal zu Fuß zu durchqueren. Und von Horvath aus hatten sich die Vampire erneut aufgemacht, die Elfen zu bezwingen …
Derian war ein Schattenprinz und ein Vampirkrieger. Er führte eine der Truppen an, die das südliche Viertel des Lichtwaldes nach Alandor, dem Sohn des Elfenfürsten, absuchten. Sogar nachts war es hier nicht gänzlich finster und so brannte seine Haut, als würden kleine Flammen darauf tanzen. Doch er war fest entschlossen und die Schmerzen waren ein kleines Opfer für den Ruhm, den er erlangen würde, wenn er Prinz Alandor dem Vampirfürsten auslieferte. Sie hatten den Auftrag, den Elfenprinzen mit Gewalt in die dunkle Stadt zu entführen. Dort würde man ihn solange festhalten und foltern, bis das Elfenvolk dazu bereit war, sich den Vampiren zu unterwerfen und Blutopfer zu bringen.
Derian, Moldro r und zwei weitere Vampirkrieger entfernten sich von der Truppe, um nach dem Elfenprinzen zu suchen. Die anderen Vampire sicherten das Gebiet ab. Derian hatte zuvor nicht gewusst, wo sich Alandor befand, es hätte jedes dieser prunkvollen Baumhäuser sein können. Eine plötzliche Eingebung hatte ihn hierher geführt und als er die beiden Wachen entdeckte, bestätigte sie sich. Er nickte Moldror zu, um ihn auf die Wachen aufmerksam zu machen.
„Kümmert euch um die beiden“, wisperte er in die Stille, die sonst nur vom Zirpen der Grillen durchbrochen wurde. Seine drei Begleiter hatten keine Mühe, die halb schlafenden Wachen auszuschalten, während er alleine die hölzerne Wendeltreppe hinauf stieg, die in das Q uartier des Elfenprinzen führte. Es war ein starker Sog, der ihn zwang, den Raum zu betreten. Er hatte ihn gefunden, weil es so sein musste.
Derian schloss die Tür, ging um das Bett herum und näherte sich dem schlafenden Prinzen. Alandors Anblick raubte ihm für einen Moment den Atem. Elfen waren bekannt für ihre überirdische Schönheit, doch dieser hier übertraf jegliche Erwartungen. Die Bettdecke, die bis zu seinen Hüften hinunter geglitten war, erlaubte einen Blick auf seinen Oberkörper. Die elfenbeinfarbene Haut war glatt und makellos, darunter zeichneten sich die Muskeln eines Kriegers ab. Goldblondes Haar umspielte das Kissen in sanften Wellen, wie der Ozean den Strand. Derian runzelte die Stirn. Seit er den Raum betreten hatte, war ihm, als wäre er nach einer endlosen Reise durch die ewigen Schatten endlich heimgekehrt. Seine Gedanken und Empfindungen machten sich selbstständig, sein Körper wurde von der Gestalt des Elfenprinzen geradezu magisch angezogen. Das konnte nur ein böser Zauber sein.
Derian versuchte, sich zu konzentrieren und legte die Fingerspitzen an seine pochenden Schläfen. Natürlich spukte ihm sofort die alte Prophezeiung durch den Kopf, doch das war absurd. Niemals … nicht er! Eher würde er sich eigenhändig einen Holzpflock durchs Herz jagen.
Derians Puls raste, als er sich hinunter neigte, um Alandor genauer zu betrachten. Sein e langen schwarzen Haare vereinten sich mit den hellen Strähnen auf dem Kissen, als würden sie zusammengehören. In diesem Moment öffneten sich die schönsten Augen, die Derian jemals in seinem unsterblichen Leben erblickt hatte und er ahnte, dass er verloren war. So hatte der Himmel an einem strahlenden Sommertag
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